Kapitel 2

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Ich wurde wie jeden morgen unglaublich freundlich und positiv geweckt..um 7 Uhr....ja ihr habt richtig gehört um 7 fucking Uhr. Zur alltäglichen Visite.

Dann kam der Chefarzt und eine Gruppe von sehr nerdy aussehenden Assistenzärzten herein, die mich begutachteten als wäre ich die neue Haiart im Zoo.

Der Chefarzt war ein sehr alter und weise aussehender Mann und ich mochte ihn weil er der einzige war der mich nicht behandelte als sei ich aus Porzellan und könnte jeden Moment auf den Boden fallen und in tausend erdenkliche Teile zerbärsten.

Gerade eben ratterte einer der Assistenzärzte seine alltägliche Leier herunter indem er mein ganzes Krankheitsbild kurz vorstellte und dann sagte wie es weiter ging. Ich kannte diese Rede schon in und auswendig weil es immer das gleiche war.

Mit kurzen Worten: Angeborener Herzfehler= Mein Herz pumpt das Blut nicht richtig durch meinen Körper=Meine Organe und Zellen werden nicht richtig versorgt.

Im Endeffekt läuft es wie immer aufs gleiche heraus: ich brauche ein neues Herz Punkt.

Während der Assistenzarzt garnicht mehr aufhörte zu reden rieb ich mir das Gesicht und zog meine Brille auf, sodass ich überhaupt ein bisschen was sehen konnte.

,,Vielen Dank Dr. Halward" sagte der Chefarzt und schaute mich danach an. ,,Leider noch keine Fortschritte, aber sobald es welche gibt wirst du die Erste sein die es erfährt" er zwinkerte mir noch zu bevor er mit seinen Anhängern rausmarschierte.

Ich seufzte und ließ mich zurück in mein Bett fallen. Ich schaute an meinem Arm herunter, an dem Permanent eine Infusion hing und ein anderes Kabel, das an einem Gerät angeschlossen war, das mein Herzschlag anzeigte.

Das hässliche Piepen begleitete mich auch schon mein Leben lang.

Ich schaute aus dem Fenster und sah das die Bäume wieder bunt werden. Schon wieder Herbst? Die Zeit verfliegt hier aber auch nur so, man hat gar kein Gefühl mehr von der Außenwelt.

Ich stand langsam auf und ging ins Bad.

Natürlich durfte ich meine ganzen Maschinen mitnehmen.

Um es mir angenehmer zu machen, hatten mir die Ärzte extra kleine Maschinen gegeben, die ich immer mit mir rumschleppen konnte.

Ich schaute in den Spiegel und schüttelte den Kopf. Langsam sah ich echt aus wie eine Leiche. Aber ich hatte es schon vor Jahren aufgegeben mich zu schminken.

Für was denn? Für die weiße Wand in meinem Zimmer? Das ich nicht lache...nicht mal für Dr. Martens sah ich es noch ein mich schön zu machen.

Ich schlurfte dann also wieder zurück in mein Bett und da blieb ich auch. Ich konnte sowieso nirgends hingehen.

Wenn ich mal einen Spaziergang zum EKG machen durfte wurde mir sofort eine Sauerstoffflasche angeschlossen. Sonst würde ich den Weg nicht schaffen. I like it.

Heute war mein freier Tag. Heute kamen meine Eltern mal nicht. Sie sind sonst jeden Tag da und ich bin ihnen ja auch dankbar, aber sie nerven mit ihrer Übervorsorglichen Art.

Ich weiß wie kann man denn mit so einem Kind nicht über vorsorglich sein? Aber irgendwann reichte es auch mal.

Ich war alt genug meine Medikamente selber zu nehmen und ich weiß auch wie man isst und ich weiß verdammt nochmal auch, dass ich krank war aber ich wollte es nicht jede Sekunde vorgehalten bekommen.

An meinem freien Tag kamen immer Amy und Josh vorbei und wir spielten Karten. Genauso auch heute. Währenddessen Josh zum dritten Mal den Stapel durchgezählt hatte und mit dem vierten Mal anfing unterhielten Amy und ich uns immer bis wir anfangen konnten zu spielen.

Love me with all of your heartWhere stories live. Discover now