Hazel's Tod (one shot)

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Als ich an dem Tag aufwachte und die Augen öffnen wollte wusste ich es. Ich würde sterben. Meine Ärzte wussten das und genauso wussten es meine Eltern. Ich öffnete meine verklebten Augen und blinzelte den schlaf weg. Seltsamerweise befand ich mich nicht in dem sterilen, weißen Krankenhausraum, mit dem ungemütlichem Bett, in dem ich eingeschlafen war. Nein, ich war in meinem Zimmer. Im Haus meiner Eltern. Sie mussten mich in der Nacht her gebracht haben um mir mein Ende halbwegs schön zu bereiten. Ich hörte neben mir das bekannte Piepen der vielen Maschinen und sah das dreckige Wasser über einen Schlauch aus meiner Lunge laufen. Obwohl der Gedanke absurd und unpassend war, fühlte ich mich friedvoll. Ich fühlte mich wie ein Wanderer der nach unzähligen Tagen des Umherirrens und des Suchens endlich die Hütte gefunden hatte in der er sich daheim fühlte. Bald würde ich auch in dieser Hütte sein und ihn endlich wieder sehen. Es war ein Jahr vergangen seit Augustus gestorben war, doch ich hatte ihn nie vergessen. Wie hätte ich das auch? Trotz der gezählten Tage die wir zusammen hatten haben wir uns ewig geliebt. Er war meine fehlende zweite Hälfte und ich seine. So jemanden vergisst man nicht einfach.

 Ein räuspern aus der Ecke des Zimmers unterbrach mich in meinen Gedanken. Isaac saß auf meinem Schreibtischstuhl und sah in meine Richtung. Naja er 'sah' nicht in meine Richtung, er konnte ja nichts sehen. Das war eine Nebenwirkung des Sterbens. Auch wenn er vorerst fein raus war hatte der Krebs etwas eingefordert. Das tut er, denn der Krebs ist eine miese Schlampe. Mal fordert er das Augenlicht, mal ein Bein, doch der Krebs gibt sich erst zufrieden wenn er das Leben von jemandem komplett zerstört hat und das macht er durch den Tod. Der Tod ist der Chef des Krebses und gibt sich nie mit ein paar Gliedmaßen zufrieden, er braucht das Gefühl gefürchtet zu werden und das bekommt er nur durch strebende Menschen und Tiere und wenn man genauer darüber nachdenkt hat er ja recht. Das Leben wäre ohne den Tod nicht einmal halb so Lebenswert.

"Hallo, Darling!" Kaitlyns englischer Akzent ließ mich schmunzeln. Sie stand hinter Isaac und trug ausnahmsweise mal nur normale Klamotten. "Ich gehe mal deinen Vater holen." Sie ging aus meinem Zimmer. Ich verstand das sie sich schwer tat mich in diesem Zustand zu sehen und ich war froh, dass sie überhaupt hier war. Es war schön zu denken das wenigstens ein paar Menschen sich an mich erinnern würden. Naja bis sie dann auch tot sind. Das Vergessen ist ebenfalls eine Nebenwirkung des Sterbens.

"Deine Mutter ist sicher bald da.", meldete sich Isaac zu Wort. "Sie war noch im Krankenhaus und hat einige Sachen geklärt. Sie wollte dich auch dort lassen aber dein Vater wollte dich hier haben." Mein Vater? Er hat sich gegen Mum durchgesetzt. Das ist was neues.

Isaac stand von dem Stuhl auf und ging mit Hilfe seines Blindenstockes auf mich zu. "Ich kann es nicht glauben. Ich will das nicht. Ich kann es mir nicht einmal vorstellen. Eine Welt ohne dich. Wie sollte das gut gehen Hazel? Wie sollte irgendwer dort glücklich sein? Wie sollte ich dort glücklich sein?" fragte er. Obwohl ich nicht wusste ob meine Lungen noch die Kraft hatten genug Luft zu bekommen sagte ich: "Du wirst wieder glücklich sein und genauso werde ich es sein wenn ich fort bin. Ich werde bei ihm sein und wir werden zusammen auf dich warten. Hoffentlich werden wir noch viele, viele Jahre auf dich warten müssen. Du hast es verdient alt zu werden und die paar Jahre bis du stirbst werden im Flug vergehen, denn die Zeit wird auch dir einen Streich spielen. So ist sie nun mal." Meine Stimme war ein raues Flüstern doch Isaac musste mich gehört haben. Eine Träne lief unter seiner Sonnenbrille heraus.

"Das schlimmste ist, dass ich dich niemals mehr sehen werde. Ich will noch einmal dein schönes Lächeln sehen und deine unglaublichen Augen die immer so viel leben ausgestrahlt haben und ich wette mit dir sobald du stirbst werden Roboteraugen erfunden werden doch ich werde niemals die Chance bekommen dich wiedersehen zu können, doch glaub mir ich will keine Welt ohne Gus und dich sehen. Niemals. Deshalb darfst du noch nicht sterben, Hazel, hörst du? Du darfst nicht sterben ohne das ich die Chance hatte dich noch mal zu sehen."

Hazel's Tod (one shot)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt