Dark Neyfrem #2

~9.1~

Ich stand auf und lief klitschnass durch den Regen.  Mittlerweile lief ich durch knie hohen Schlamm. Jeder Schritt den ich machte war mühseliger, als der vorherige. Aber ich wusste genau wohin ich gehen musste. Also ließ ich mich von der Kälte nicht davon abbringen weiter zu laufen. 

   »Da bist du ja Junge.«, sagte eine kratzige Stimme vor mir. Eine Gestalt kam langsam auf mich zu, doch erst, als er wenige Meter vor mir stand konnte ich ihn erkennen. »Ich dachte schon, dass es dir misslungen sei.«

»Nein, Meister.«, erwiderte ich so kalt, wie mir war. 

»Gut. Folge mir.«, sagte Zunad und ging in den dichten Nebel. Ich folgte ihm. 

Es dauerte auch nicht lange, bis wir in eine Höhle traten und ich wieder sehen konnte. Der Mann ging ans Feuer und setzte sich. Ich nahm neben ihm Platz und versuchte die kälte aus meinem Körper zu verbannen, doch die saß zu tief und krallte sich fest an mir wie ein Parasit.

»Du verwandelst dich. Hast du alles genauso getan, wie ich es dir gesagt habe?«, fragte der Mann gefühlslos.

»Ja. Alles verlief nach Plan.«, antwortete ich.

»Du wirst diese Welt und uns alle retten. Wenn wir alle erst unsterblich sind wird es keinen Tod mehr geben. Große Pläne werden vollbracht durch große Opfer.«, erwiderte Zunad. »Du gehörst jetzt zu uns. Unsere Rasse wurde als Retter aller Welten vorher bestimmt. Es wird ein langer Weg bis dort hin, aber ich weiß, dass du unserer Retter aus alten Legenden bist. Du wirst der sein, der den Tod besiegt. Die dunklen Neyfrem, die Neyfrem, die Menschen, die Hagger und alle anderen leben bis jetzt nur um irgendwann wieder zu sterben. Jeder weiß, dass eines Tages der Tag kommen wird, an dem der Tod an ihre Tür klopft und sie keine andere Wahl haben werden, als mit ihm zu gehen. Keiner entkommt ihm. Wir sind die überlegenste Rasse und doch sterben auch wir. Wir vermischen unser edles Blut mit diesem vom Tod verseuchten Blut und das macht uns schwach. Das Heilmittel, dass uns genommen wurde, müssen wir unbedingt zurück bekommen und dabei dürfen sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Wir müssen zu einer großmacht werden und dann alle töten, die unsere Gene verunreinigen würden.«

»Das ist mir egal. Ich habe es aus einem anderen Grund getan.«, hörte ich mich sagen.

»Wen deine Verwandlung durch ist wird dir dieser Grund egal sein.«, sagte er gleichgültig.

»Ihr habt versprochen, dass wenn es so weit kommt das es mir gleichgültig ist, ihr dafür kämpft.«, bat ich mit brüchiger Stimmer. Meine Gefühle waren für einige Sekunden wieder zurückgekehrt.

»Also gut. Ich werde dir helfen deine Schwester zu retten. Aber wie ich dir bereits sagte. Das wird viele Tode bedeuten.« Ich spürte wie ich nickte. »Das Zukunftsbuch schreibt ein ganzes Kapitel über euch. Es ist die längste Prophezeiung, die es jemals gegeben hat. Nur die weise Frau weiß was darin steht. Sie hat alle in dem Glauben gelassen, dass es nur die zwei Teile gibt. Doch als ich in ihre Bibliothek einbrach, habe ich das ganze Buch gelesen. Besonders an eurem Kapitel war ich sehr interessiert. Ich machte mir zur Aufgabe dich zu meinem Lehrling zu machen, damit wir wirklich unsterblich werden. Doch das Schicksal deiner Schwester zu wenden wird fast unmöglich sein. Ich habe deine Schwester kennengelernt. Sie ist dickköpfig und eine Kämpfernatur. Sie würde niemals euren Vater töten. Selbst wenn sie wüsste, dass er ein dunkler Neyfrem ist.«

»Ich werde dafür sorgen.«, versprach ich.  

»Selbst wenn du das schaffen solltest ist der zweite Schritt noch schwerer. Sie wird der Schlüssel zum Heilmittel sein. Es wird eine Mutprobe geben, bei der zwei Personen rein gehen, aber nur eine wieder raus. Die Person die raus kommt, wird die Person sein, die sie liebt. Doch wenn sie ein dunkler Neyfrem ist sollte diese Option nicht bestehen.So könnte sie überleben.«

»Das ist Ihr Plan?«, fragte ich entrüstet. »Wenn ich ihr nicht den Grund dafür gebe, um das Heilmittel zu suchen, dann wird sie niemals in diese Situation kommen.«

»Wenn nicht du es bist, der sie zu dem Heilmittel führt, dann wird es jemand anderes sein. Dieser Zeitpunkt ist ihr Todeszeitpunkt und das Schicksal wird sie auf die eine oder andere Weise da hin führen. Die Wege führen alle zu diesem Zeitpunkt. Doch wenn wir sie verändern können wir den Ausgang vielleicht verändern. Sie wird nichts fühlen und nicht aus Liebe sterben.«

Es war verrückt, aber es könnte klappen. »Es kommt darauf an, wie viel dir deine Zwillingsschwester bedeutet.«  

»Sie bedeutet mir alles. Nichts ist mir wichtiger auf dieser Welt.«, gab ich zu.

»Also gut. Dann helfe ich dir sie zu retten und du hilfst mir im Gegenzug die Welt zu retten.«

»Abgemacht.«  

Mehyl zog mich aus seiner Erinnerung und sah mich ruhig an. »Dein Leben ist dein Preis.«

 Ich fing an zu lachen. »Was? Du willst mir weis machen, dass du das alles für mich gemacht hast? Denkst du, dass du mich so leicht manipulieren kannst?«

»Das ist die Wahrheit. Glaub sie oder lass es. Aber bedenke, was auf dem Spiel für dich stehen könnte, wenn ich dir die Wahrheit sage. Willst du es wirklich riskieren?«