»Nein. Ich glaub das einfach nicht. Mehyl hat mir davon auch nichts gesagt. Er hat seinen Plan niemanden anvertraut.«, sagte Des, mit wütender Stimme, aber ohne auch nur einen Gesichtsmuskel zu bewegen. »Ich muss mit ihr reden.«

»Nein. Ich werde mit ihr reden.«, widersprach ich ihm und stand auf.

»Mayser. Wir treffen uns in meinem Quartier.«, sagte diesmal eine andere Stimme in meinem Kopf. Es war Mehyls Stimme. Als ich jedoch wieder zu ihm blickte war er verschwunden. Also folgte ich ihm. Da ich noch nie in seinem Quartier gewesen war, teleportierte ich mich in den Gang in dem sein Quartier lag. Augenblicklich wurde eine Tür geöffnet und Mehyl stand vor mir. »Komm rein.«, sagte er knapp.

Ich ging an ihm vorbei in sein Zimmer. »Also was hältst du von meinem Plan?«, fragte er.

»Jetzt interessiert dich was ich denke? Nachdem ich dich nicht zu Gesicht bekomme.« Sein geheucheltes Interesse an mir konnte er sich sparen. Ich würde sowieso nicht reinfallen. »Sag schon. Was willst du?«

»Na gut. Du musst Freya zwingen den Weltenbaum zu öffnen.«, sagte er mit fester Stimme, sodass es wie ein Befehl klang. Gut. Also hatte Freya nicht zugestimmt ihm zu helfen.

»Was genau springt für mich dabei raus?«, fragte ich gelangweilt.

Seine Augen zogen sich zusammen. »Wenn du Kinder hast werden sie keine Schwächlinge. Außer du willst deine frühere Ehe mit Des wiederaufnehmen. Das steht dir natürlich frei. Selbstverständlich wird dir hier bei uns nichts fehlen.«

»Also was du wirklich damit sagen willst ist, dass ich nichts dafür bekomme.«

»Das war keine Bitte Mayser. Das war ein Befehl.«, sagte er harsch. »Darf ich daran erinnern, dass du einen Eid geschworen hast.«

»Einen Eid gegenüber der Gilde. Keinen Eid dir blind zu gehorchen.«, widersprach ich.

»Ich bin das Oberhaupt der Gilde. Du wirst meinem Befehl Folge leisten.«, befahl er wieder.

»Das werden wir ja sehen.«, forderte ich ihn heraus.

  »Gib mir deine Hand.«, befahl er. Und reichte mir seine. 

»Warum?«, fragte ich ihn vorsichtig.

»Hinterfrag nicht immer alles und gib mir deine Hand.« Als er sah, dass ich keine Anstalten machte ihm meine Hand zu reichen, fügte er hinzu:  »Ich will dir meine Erinnerung zeigen.«

»Dafür muss ich dir nicht die Hand geben. Das kann ich auch so sehen.«, widersprach ich skeptisch.

»Dann müsste ich die Kette ablegen und du könntest auf alles zu greifen, was du willst.« Ich nahm seine Hand und wurde in Mehyls Erinnerung gezogen.

Es regnete in Strömen und alles was ich um mich herum sah war Nebel, weshalb ich nicht sofort ausmachen konnte, wo ich mich befand. Ich spürte die eisige Kälte in meinen Knochen, aber auch in meinem Herzen. Es war als könnte ich spüren, wie ich mich langsam in ein dunklen Neyfrem verwandelte. Die Verwandlung war noch nicht ganz vollzogen und ich hatte Bruchwiese schreckliche Schuldgefühle, die kamen und gingen. Ich war gefangen wie in einem Alptraum. Immer und immer wieder tötete ich meine Mutter. Sah den verstörten Gesichtsausdruck von Mayser bei unserer Prüfung und ihre schmerzerfüllten Augen. Wie es sie zerstört hatte zu erfahren, dass ich unsere Mutter getötet hatte. Wie sie dachte, dass ich es aus freien Stücken gemacht hatte. Sie würde es mir niemals verzeihen. Mayser hasste mich jetzt Abgrund tief. Die Stimme in meinem Inneren, die immer lauter wurde begann sich wieder durchzusetzten. Wen kümmerte es schon was Mayser dachte. Ich brauchte ihre Liebe und Zuneigung nicht. Sie war ein nichts. Eine Verliererin. Ich war jetzt der Anführer und dagegen konnte weder sie, noch sonst irgendjemand etwas tun. Ein Anführer konnte nicht einfach nur abgesetzt werden, weil er jemanden getötet hatte. Das war Teil des Jobs. Schwere Entscheidungen zu treffen. Außerdem würde ich es so aussehen lassen, als wäre es ein Unfall gewesen. Nur Mayser wusste die Wahrheit und wer würde einer schlechten Verliererin schon glauben, die mit ganzer Macht versuchen würde die Macht doch noch an sich zu ziehen. Langsam entstand ein Plan in meinem Kopf. Mayser zu dekreditieren würde nicht besonders schwer sein.

Dark Neyfrem #2Where stories live. Discover now