#2 Tried to swim and stay afloat

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"Du siehst niedlich aus." Er lächelte, als er mir mein Handy wiedergab.
"Bin ich nicht, aber danke." Antwortete ich. Ich betrachtete das Bild. Es war nichts besonderes, aber ich bemerkte, wie sehr ich mich verändert hatte. Ich schien in den letzten Jahren gewachsen zu sein, nicht körperlich, mehr mental. Dann fiel mein Blick auf meine Unterarme neben meinem Handy. Die Narben darauf waren noch sichtbar, dennoch blasser. Sie ähnelten dem Gefühl der Sehnsucht nach jemand bestimmtem: Mit der Zeit verblassten sie, doch ganz verschwinden würden sie wohl nie.

Namjoon legte mir eine Hand auf die Schulter. "Wie geht es dir?", fragte er und ich bemerkte, dass es nicht die alltägliche, höfliche Frage sein sollte. Er fragte nach mehr, wie es mir erging, wie ich mein Leben gerade handhabte und ob ich klarkam, bezogen auf das, was hinter uns lag. Ich atmete auf und löste meinen Blick, schickte das Bild ab und ließ mein Telefon wieder in meiner Hosentasche verschwinden. Dann machte ich mich daran, mich wieder umzuziehen. Während ich dabei war, mir meinen Pullover wieder überzuziehen, stoppte ich jedoch. Ich wusste, dass Namjoons Blick immer noch auf mir lag, auf meinem Rücken, da meine Arme nicht die einzigen Körperstellen waren, die Narben trugen.

"Ganz gut, denke ich", antwortete ich ihm dann endlich, wodurch ich sein Starren unterband. "Wie man sieht, komme ich alleine klar. Und hey, ich habe Geburstag, ich sollte mir heute keine negativen Gedanken erlauben." Ich setzte ein Lächeln auf, wobei ich nicht wusste, ob es den älteren oder mich überzeugen sollte.

Zusammen gingen wir zum Esstisch, wo man bereits auf uns wartete. Als ich sie sah, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Jungkook, Taehyung und Jin saßen dort. Mir wurde wieder bewusst, wie wichtig sie mir waren. Ohne ihre Unterstützung und Liebe hätte ich die letzten Jahre wohl kaum überlebt. Ich will ehrlich sein, ich hätte wohl wieder den Glauben an mich selbst verloren und noch einmal versucht, was ich vor drei Jahren schon einmal versucht hatte. Aber Jin hatte mich gehalten, wenn ich die Kontrolle über mich selbst verloren hatte, er hatte sich wie eine Mutter um mich gekümmert. Namjoon hatte immer ein offenes Ohr für mich und Ratschläge parat gehabt, er hatte mich Sachen loswerden lassen, bei denen Jin mich korrigiert hätte, weil bei ihm mehr der Sinn durchkam, mich mit zu erziehen. Jungkook und Taehyung hatten mit mir jeden Mist durchgemacht, sie hatten mich aufgebaut, von meinen Sorgen abgelenkt und mir gezeigt, was man machen konnte, damit die Welt weniger farblos schien.
Und so waren sie zu einer Familie geworden. Eine Familie, die ich mir ausgesucht hatte. Meine Familie.

"Ich muss die Kerzen auspusten und mir dabei etwas wünschen, richtig?" Ich lachte, als ich mich setzte und man mir den Kuchen vorschob. Ihn zierten nun wieder kleine, bunte Kerzen, dessen Flammen mich auf irgendeine Weise faszinierten.
"Wenn du einen Wunsch hast, ja", antwortete Jin ruhig und lächelte sanft.
Ich lächelte beschämt, "Ja.. und- ja, ich denke.. ich habe einen Wunsch." Ich stotterte etwas, warum wusste ich selbst nicht. Warum wurde ich bei diesem Gedanken so aufgeregt?

Nachdem ich dieses Ritual ein zweites mal hinter mir hatte, stand Jin auf. "Ich weiß, du wolltest keine Geschenke", fing er an und ich unterbrach ihn. "Ich hatte es euch verboten und ich würde es echt toll finden, wenn man das beachten- warte, ist das Eiscreme?"
Der älteste kam wieder zu uns und schob eine Schachtel des kalten Desserts zu mir über den Tisch, sein Lächeln war siegessicher. "Ja", entgegnete er, "ich dachte mir, das Nahrungsmittel nicht wirklich zu Geschenken gehören und da ich sowieso schon immer abbekomme, dass ich dich oder euch mit meinen Mahlzeiten nur dick machen will, schadet das meinem Ruf ja nicht sonderlich." Er lachte auf.
"Naja, sagen wir es so: den Hungertod muss man nicht fürchten, wenn man dich an seiner Seite hat", verteidigte Namjoon die Gruppe. Ich hatte weniger Ohren für die anderen und mehr Augen für den kleinen Schatz, der sich in meinen Händen befand. "Und es ist sogar Schokolade", flüsterte ich.

"Gut, damit hätten wir Jimin-Hyungs Beziehungsstatus auch geklärt. Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Eiscreme, sie dürfen die Kostbarkeit nun essen", witzelte Jungkook und die Runde fiel in Gelächter. "Für's Protokoll müssten wir nur wissen, welches Geschlecht sein neuer Lebenspartner hat." Taehyung stieg mit ein.
"Das ist doch einfach", sagte Kookie wieder, "Die Eiscreme."
"Aber das Eis."
"Und der Eisbecher", warf nun auch Namjoon ein.
"Eine Dreiecksbeziehung?" Jungkook riss die Augen auf.

「 devil 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt