Alles hier sah strahlend und neu aus, aber der Schock saß tiefer und so konnte die Bewunderung nicht ganz durchdringen.
"Was ... wo ... wieso ... ?", stammelte ich und sah mich panisch um.
Alles leer, alles groß, alles ganz anders.
Auf einer Anzeigetafel, die in der hinteren Mitte der Eingangshalle hing, stand 'chapter 1 - computer clothes' geschrieben.
Das konnte doch nicht wieder ein Traum sein, ich war doch gerade noch ...
Ich sah auf mein Handy. 'Willkommen im Spiel', stand dort auf dem Screen.
Das war wirklich gruselig.
Statt aber aufzuschreien, versuchte ich mich zu beruhigen und überlegte, wie ich hier wieder raus kam.
Als ich mich umdrehte, sah ich eine zweiflügelige Tür. Das musste der Eingang sein, also kam ich dort auch wieder nach draußen.
Schleunigst lief ich auf die Tür zu.
Als ich an dem Türgriff zog, war es, als waren die beiden Flügel aus Zement. Nichts bewegte sich, alles blieb so wie es war.
"Die Tür wurde in diesem Kapitel nicht zum Öffnen programiert."
Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen und ein Schütteln zog durch meinen Körper. Ein sehr unangenehmes Gefühl.
Ich drehte mich um und erblickte Jimin, welcher mich wieder mit diesem nichtssagenden Blick musterte.
"Eigentlich darf ich nicht so mit dir reden. Immerhin ist das hier nicht die Story.
Aber da du dich nicht an die Vorgaben hälst, muss ich das wohl auch nicht.", redete er weiter, so als wäre alles total normal und als wäre es überhaupt nicht seltsam, dass ich in einem verfluchten Spiel steckte.
Vielleicht wurde ich aber auch einfach nur ultra verrückt.
"Du hast mich zu Tode erschreckt, du ... du ...", sagte ich, doch mir fiel einfach keine Beleidigung ein.
Stattdessen blickte ich auf seine plüschige, blaue Jacke und mein ganzer Ärger war vergessen.
"Du plüschiger, blauer Teddybär.", lachte ich und berührte den wirklich weichen Stoff.
Jimins Gesicht änderte sich und er riss überrascht die Augen auf. Er umklammerte mein Handgelenk und entfernte meine Hand grob von seinem Arm.
Nun war ich diejenige, die die Augen aufriss und Jimins Miene wurde nachdenklich.
"Das fühlt sich echt seltsam an. So anders als wenn ich eine dieser Niedrigauflösungen anfasse, falls eine Aktion es mir befielt.", murmelte er und untersuchte meinen Arm in seiner Hand, als hätte er ein neues Wesen entdeckt.
"Könntest du bitte ... woah, warte mal. Warum taucht da genau das auf, was ich sage?"
Ich zeigte hinter Jimin auf die große Anzeigetafel, auf der genau meine Worte standen und dahinter ein blinkender Pfeil.
"Dort wird das angezeigt, was für die Steuerer sichtbar wird."
"Steuerer?", hakte ich nach.
"Die, die das Spiel spielen. Die, die für ihre Avatare entscheiden. Und eigentlich solltest du auch nur ein Avatar sein, aber du bist irgendetwas anderes. Vielleicht bist du ja ein Virus und sollst das Spiel durcheinander bringen?"
Ich befreite mich aus Jimins Griff und lief wieder in Richtung Anzeigetafel.
"Hallo!"
Es erschien auf dem Bildschirm.
"Wer auch immer gerade mit mir in diesem Spiel spielt, hör auf und lass mich wieder hier raus!", versuchte ich es.
"Hat sie sich schon wieder verirrt?", tauchte plötzlich, unter dem Namen Jungkook, auf der Tafel auf und als ich mich umsah, sah ich die ganzen anderen seltsamen Kerle von heute Nacht aus meinem Traum im ersten Stock am Treppengeländer stehen.
Ich seufzte. Selbst mein Seufzen wurde auf der Tafel festgehalten.
"Spiel nach der Geschichte, Jungkook.", sagte Namjoon.
Wussten sie überhaupt, dass ich das alles hier ablesen konnte?
"Da gibt es ein Problem, Hyung.", kam es von Taehyung. Welcher war nochmal Taehyung?
Lange tauchte nichts auf der Anzeige auf.
Sollte das sowas wie eine Spannungspause sein, mir wurde das zu langatmig.
"Was gibt es denn für ein Problem, Taehyung?!", rief ich ihnen hitzig zu und sie erschraken.
Jimin hinter mir schien das ganze richtig lustig zu finden.
"Warum haben wir nicht bemerkt, dass sie das Spiel gestartet hat? Das ergibt keinen Sinn, das funktioniert gar nicht.", polterte Namjoon und alle kamen sie die Treppe hinunter gelaufen.
Der strenge, wütende, scheinbar der Leitwolf der Gruppe, musterte mich seltsam durchdringend. Als scannte er mich einmal komplett durch.
"Ich sehe keine Programmierung. Keine einzige Null oder Eins."
"Sag nicht, du kannst in meinen Körper reinsehen.", sagte ich ernst und zeigte bedrohlich mit dem Finger auf den größeren.
"Nein. Aber dafür unter deine Kleidung. Schöne Spitzenunterwäsche trägst du da. Ich mag rosa.", bluffte er.
Alle brachen in Gelächter aus.
Nur damit das klar ist, meine Unterwäsche ist weder rosa, noch aus Spitze. Sowas würde ich niemals auf meine Haut lassen, eher verbrenne ich.
Meine Gedanken tauchten auf der Anzeigetafel auf und Jungkook war der erste, der das bemerkte. Als er meinen wütenden Blick einfing, stubste er seinen Nebenmann, den Typen mit der tiefen Stimme, an. Das ging dann so weiter, bis alle aufgehört hatten zu lachen, bis auf Namjoon.
"Ist der immer so drauf?", fragte ich Jimin leise, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte.
Er schüttelte bloß den Kopf. Der Rosahaarige schien tief in Gedanken zu sein und zu überlegen.
"Mh, na, wo wir das geklärt hätten, wie wäre es, wenn du deine neue Kleidung anziehst. Sie würde dir um längen besser stehen, als das, was du da gerade trägst. Das ist irgendwie ziemlich unweiblich.", sagte der mit den breiten Schultern. Jin stand auf der Tafel.
Kurz sah ich auf mein dunkelblaues T-Shirt und die schlichte Jeans herunter. Das war ganz normale schlichte Kleidung. Gut, das Shirt war eines von Naos Shirts, welches ich mir einmal geborgt und nie wieder zurück gegeben hatte, aber der Rest war ganz normale, schlichte Frauenkleidung.
"Ich werde sicherlich keine Computer Kleidung tragen. Das könnt ihr euch abschminken!"
Alle seufzten. Außer Jimin. Der schaute sich nur belustigt um.
Wow, eben noch so emotionslos, dann plötzlich so harsch und jetzt mega gut gelaunt? Irgendwas stimmte doch mit dem nicht.
Und irgendwas stimmte mit mir nicht.
"Wie komme ich dieses mal raus? Muss ich jetzt stolpern und einer von euch fängt mich auf und das Kapitel ist beendet? Funktioniert es so?", hakte ich nach und nun trat der mit der tiefen Stimme nach vorne.
"Genau da kommen wir zum Problem. Es ist einfach nichts vorgegeben. Ich kann keine vorgegebene Geschichte finden, es gibt da einfach nichts für so eine Spielerin wie dich." Das war also Taehyung.
"Vielleicht sollte sie sich einfach umziehen, mit diesen Klamotten würde ich sie auch nicht gehen lassen.", mischte Jin sich wieder ein und ich strafte ihm mit einem genervten Blick.
"Ich meine ja nur."
"Okay, wisst ihr was, ihr überlegt weiter, wie wir Hana zurückschicken können und ich führe sie durch das Entertainment. Komm.", sagte Jimin und griff wieder nach meinem Handgelenk.
"Ist es eigentlich normal, dass du einen immer direkt ans Hangelenk fasst?"
"Das ist eine unserer Grundprogramierungen. Steuerer scheinen das zu mögen, also ist das ein wesentlicher Teil des Spiels.", erklärte er.
Unser Rundgang durch das Entertainment dauerte nicht lange, bis wir im Maskenraum ankamen. Er stand voller Kleiderständer und Make-Up Utensilien.
Ich ging die Kleiderstangen ab und mir fiel sofort ein plüschiger, blauer Stoff ins Auge. Es war genau die selbe Jacke, wie Jimin sie trug.
"Gibt es hier alle Kleidungsstücke doppelt?", fragte ich, als ich auch die rosane Jacke von einem der Männer entdeckte. Er hatte eben noch so eine getragen, da war ich mir sicher.
"Ja. Zur Sicherheit, man weiß ja nie.", sagte Jimin beiläufig.
"Was für eine Verschwendung.", sagte ich, obwohl es doch sowieso egal war, wenn das alles hier nicht real, sondern nur ein dämliches Spiel war.
"Du kannst die Jacke haben, wenn du willst."
Ich musterte Jimins Profil, während er die Kleidung weiter durchging. Irgendwann ertappte er mich beim Starren.
"Ist was? Nun zieh die Jacke schon an. Steht dir bestimmt super.", sagte er und kam auf mich zugelaufen.
Er griff nach der Jacke, hielt sie mir so hin, dass ich ganz einfach reinschlüpfen konnte und lächelte mich einladend an.
"Na komm schon. Vielleicht kommst du ja dann wirklich wieder raus."
Ich hob kurz die Mundwinkel, zur Andeutung eines unüberzeugten Lächelns und schlüpfte in die kuschelige Jacke.
Als ich mich wieder zu Jimin umdrehte, war er weg. Ich stand wieder im Park. Mitten im warmen Frühling, in einem viel zu kuscheligen Cardigan.
Moment mal ... ich hatte die Jacke immer noch an?
Ich schaute auf mein Handy, auf dem ein neues Icon auftauchte.
~Geschenk erhalten~
Aber ein ganz schön großes, eigentlich unreales, total unfassbares Geschenk.
Nicht nur die Jacke, einfach diese ganze virtuelle Welt, in die ich nicht reingehörte.
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otome game || bts
Fanfiction~Deine Entscheidungen, deine Geschichte. Tauche in die Welt der Korean Idols ein und schreibe deine Geschichte mit einem von sieben Charakteren.~ Für viele Mädchen sicherlich eine Verlockung, für die japanische High School Schülerin Hanayo Ito aber...
~chapter 1 - computer clothes~*
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