A c h t u n d d r e i ß i g 》 Das Geheimnis der Vergangenheit

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Genervt prustete ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Lehnte mich im Stuhl zurück und sah zu meiner Schwester. Sie unterhielt sich mit Dardan. Beanspruchte ihn wirklich fast für alles. Ich wusste genau, über was sie sprachen. Ich jedoch schien die zweite Geige zu spielen. Ich wurde immer unwichtiger. Ab und an glaubte ich sogar ein Schmunzeln auf seinen Lippen zu sehen. Betrübt wandte ich den Blick ab und sah auf meine Hände. Versuchte ihr Lachen zu überhören. Schon seit Stunden standen sie dort und redeten. Sie wirkten vertraut, was wahrscheinlich an den Dates lag, die sie vorher gehabt hatten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich näher zu ihm beugte. Sanft streiften ihre Lippen sein Ohr. Wut kochte auf und ich sprang von meinem Stuhl auf, der mit einem lauten Krach auf den Boden krachte. Sofort zuckten sie zusammen. Sahra drehte ihren Kopf zu mir. Ich glaubte ein fieses Grinsen auf ihren Lippen zu sehen, während Dardan einige Schritte von ihr zurücktrat. Ich wandte den Blick ab und lief nach drinnen. Tränen der Wut brannten in meinen Augen. Ich ballte die Hand zur Faust. Natürlich musste sie kommen. Musste mir alles kaputt machen. Wahrscheinlich würde sie ihm jedes kleinste Detail von mir erzählen. Alles, was peinlich war. Alles, was nicht zu ihm passte. Und eine Sache, von der nur meine Familie wusste. Eine Sache, die seine Meinung ändern könnte. Blind vor Wut und Angst schnappte ich mein Handtuch, meine Badeschuhe und mein Buch, das mittlerweile sehr mitgenommen aussah. Doch Royal Dream gehörte nun einmal zu meinen Lieblingsbüchern. Mit diesen Sachen in der Hand stürmte ich aus dem Bungalow und an ihnen vorbei.

»Mika, wo willst du denn hin? Willst du nicht mal bei deiner Schwester bleiben?«, sprach meine Schwester von sich in der dritten Person. Wütend drehte ich mich zu ihr herum. Steckte die ganze Wut in meinen Blick und stellte mir vor, wie sie unter meinem Blick immer kleiner wurde.

»Gib doch zu, dass du lieber mit ihm allein bist. Ich störe doch eh nur«, zischte ich und drehte mich um. In der Mittagshitze lief ich über den Schotterweg. Spürte wie die größeren Steine durch die Sole meiner Flipflops drückten. Den kleinen Schmerz ignorierte ich gekonnte und lief weiter. Hinter mir hörte ich Schritte.

»Lass sie, Dardan. Sie braucht jetzt ihre Auszeit. Wegrennen kann sie ja mehr als nur gut«, hörte ich meine Schwester sagen. Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Spannte mich an und biss die Zähne zusammen. Wütend drehte ich mich wieder um. Doch meine Wut verflog, als ich Dardan sah, der mich besorgt musterte. Seine warmen braunen Augen lagen auf mir. Borten sich in meine. Langsam wurde ich ruhiger. Meine Hand lockerte sich, sowie meine Haltung. Meine Schwester trat zu uns.

»Nicht wahr, Mika? Wegrennen kannst du. Doch das nützt dir nicht sehr viel. Vor der Vergangenheit kann dich niemand schützen. Sie wird dich immer einholen.« Ihre Stimme war eiskalt. Das fiese Grinsen auf ihren Lippen wurde spöttisch. Wieder stieg die Wut in mir auf. Dardan sah nun mehr als nur verwirrt aus.

»Mika? Was meint sie?«, fragte er leise. Ich sah zu Boden. Sie würde es ihm so oder so sagen. Und ich konnte nichts sagen. Denn es würde die Wahrheit sein. Die Wahrheit, die mich ebenfalls zu der Außenseiterin der Familie gemacht hatte. Nicht nur wegen meinen Interessen und meinen Haaren. Das war nicht ganz der ausschlaggebende Punkt gewesen.

»Wie lustig. Was hast du ihm eigentlich von dir erzählt? Wahrscheinlich nichts, außer wie wir dich ausgrenzen. Du vertraust ihm nicht. Nur Damir und Mace«, sagte meine Schwester. Prompt sah ich auf. Spürte die Tränen der Wut in meinen Augen, die nun heftiger brannten als je zuvor. Spürte den Ring an meinem Finger, als würde er brennen.

»Ich vertraue ihm sehr wohl!«, fauchte ich und hielt erstaunt inne. Das war die Wahrheit. Nur manchmal war Angst größer als alles andere. Die Angst, wieder ausgegrenzt zu werden.

»Ach ja? Wieso weiß er es dann nicht, Mika? Hast du Angst, er könnte seine Meinung über dich ändern?« In ihren Augen funkelte der Schalk und die Siegessicherheit. Nie war mir so bewusst, dass sie so fies sein kann.

»Wieso tust du das?«, flüsterte ich und spürte wie nun Tränen der Verzweiflung in meinen Augen aufstiegen.

»Weil er die Wahrheit verdient, Mika«, sagte sie eisig. Tief holte ich Luft. Spürte, wie mein Herz aus Angst immer schneller schlug. Spürte die Hitze, die in mir aufkam. Obwohl wir uns draußen befanden, schien mich nun alles zu erdrücken. Ich rang nach Luft. Nein... so würde sie mich nicht sehen! Für einen Moment sah ich zu Dardan, der mich genau und besorgt musterte. Er tat einen Schritt auf mich zu, da er sah, was in mir vorging. Doch ich schüttelte den Kopf. Bis ich es ihm sagen konnte, musste ich allein sein. Entschuldigend sah ich ihn an, wandte mich um und rannte davon. Sein Blick brannte sich in meinen Rücken. Ich betete, dass er es verstand. Meine Flipflops hallten bei jedem Schritt über das Asphalt, als ich endlich die Hauptstraße erreichte. Dort lief ich wieder etwas langsamer und lief den Hügel nach unten. Die Sonne brannte auf meiner Haut aber auch sie konnte die Käte, die sich immer mehr in mir breit machte, nicht nehmen. Die Kälte nahm mich ein und schien mich jeden Moment zu lähmen. Ich verstand ja, dass sie sauer auf mich war. Sogar nach 2 Jahren noch. Ich verstand auch, dass sie jetzt umso mehr sauer auf mich war. Doch ich konnte die Vergangenheit nicht ändern. Ja, in wegrennen war ich ziemlich gut. Das lag mir. Doch ich hatte vor, das zu ändern. Das konnte ich nur nicht alleine. Dafür brauchte ich Dardan. Das wusste ich jetzt. Er half mir die Dinge anders zu sehen. Aber meine Schwester war im Begriff ihn mir zu nehmen. Denn die Wahrheit könnte ihn verschrecken. Betrübt ließ ich mich ein paar Minuten später am Strand nieder und schlug das Buch auf. Wie so oft fing ich es wieder von vorne an, auch wenn ich es schon auswendig kannte. Doch in der Welt von Belle und Smith zu versinken war besser, als in der Realität zu bleiben.

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Das Rätsel der Liebe ✔ Alte VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt