Kapitel 3

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Ein komisches kribbeln fuhr durch meinen ganzen Körper und die Schwärze vor meinen Augen blieb noch einige Sekunden,  bevor sie ruckartig verschwand und mir schwindelig wurde. 

Ich wollte einen Schritt und blieb nur durch Azaiahs Reflexe auf den Beinen, da er mich schnell festhielt,  als ich zu taumeln begann. 

„Das ist normal“, erklärte er.  „Ich musste mit einer nicht so weit zurückliegenden Zeitreise beginnen,  weil du sonst erst ein paar Tage, nach der Medarischen Zeit,  wachgeworfen wärst.“
„Was ist eine Medarische Zeit?“, fragte ich und fühlte mich immer noch ein bisschen komisch.
„Der Zeitverlauf von dem ersten aller Planeten“, sagte er kurzgebunden und führte mich zu einer Bank, auf der ich mich an die Zeit gewöhnen sollte.

Ich setzte mich hin und erst, als meine fast nackten Oberschenkel das kalte Holz der Bank berührten, bemerkte ich, dass ich nicht mehr die dunkelblaue Skinnyjeans und den lockeren hellblauen Pullover von vorhin trug, sondern ein helles Kleid im Stil der Zwanziger Jahre.
An meinen vorhin noch nackten Füßen trug ich nun edle, schwarze Pumps. 

Doch ich bemerkte auch, dass Azaiah etwas anderes anhatte.
Er trug nun einen dunkelblauen Anzug, der seine Augen nur noch mehr zur Geltung brachte,  als sie es so schon taten. 

„Der Ring?“, fragte ich ihn,  doch es war eine Feststellung,  als eine Frage. 
Er nickte lächelnd und setzte sich neben mich. 
„Die Zwanziger hatten Stil“, sagte ich und brachte Azaiah damit zum lachen. 
„Wir sind grade fast hundert Jahre in der Zeit zurückgereist und du bewunderst den Stil der Zwanziger!“
Azaiah schüttelte nur noch den Kopf bevor er am Rädchen seiner Uhr rumdrehte und eine Stille erzeugte. 

„Sind wir eigentlich immernoch in London?“, fragte ich ihn und brach damit die Stille. 
„Nein,  wir sind in New York“, sagte er nur und drehte weiter an dem kleinen Rad.
„New York?!“, fragte ich aufgeregt und stand schnell von der Bank auf.  „Ich wollte schon immer nach New York!“

„Das ist jetzt nicht dein ernst,  oder?“, fragte er kopfschüttelnd, während er leicht lächelte. 
„Doch,  ich wollte halt immer mal schon nach New York“, erwiderte ich und sah ihn aus großen Augen an.
„Komm schon,  ich möchte los“, forderte ich ihn lachend auf und ging aus der dunklen Gassen auf die Straßen in New York.

Ich ging die Straße ein paar Meter in die Richtung, in die die meisten gingen, als Azaiah mich einholte und mir seinen Arm anbot, den ich auch dankend annahm.
„Es ist gefährlich für eine junge Frau wie dich,  allein durch, die Straßen einer völlig Fremden Großstadt zu gehen“, raunte er mir ins Ohr.
„Es ist auch gefährlich für eine junge Frau wie mich, allein mit einem völlig Fremden durch die Zeit zu reisen und trotzdem mach‘ ich es“, konterte ich und sah ihn in die Augen.  „Also könntest du bitte aufhören dich wie mein Vater zu benehmen, als wir noch in London wohnten und mir endlich die Stadt zeigen?“
„Natürlich“, sagte er und führte mich in eine andere Richtung.  „Ich zeige dir jetzt das Herz von New York.“

Nach wenigen Minuten erreichten wir,  laut dem Zeitreisenden,  das Herz von New York, welches sich als ein riesiger Park entpuppte,  der um einiges größer war, als der Hyde Park,  den wir in London hatten.
„Der Central Park“, sagte Azaiah schon fast stolz und führte mich in den Park. 
„Wie findest du ihn?“, fragte er nach ein paar Minuten der Stille.
„Wunderschön“, sagte ich nur und sah durch die Gegend.
Denn der Park war auch wunderschön.
So viel Natur umgeben von einem Wald aus Betonhäusern,  war eben unglaublich schön. 

Azaiah lächelte. 
„Ich hab mir gedacht,  dass du es mögen würdest“ sagte er und reichte mir erneut, den Arm, bei dem ich mich wieder einhakte.
„Dann zeig‘ ich dir jetzt die Schönheit New Yorks“, verkündete der Zeitreisende und führte mich durch den Central Park.

Verlorene Zeit || Chronos 1Where stories live. Discover now