Kapitel 2

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Kathy's P.O.V

Schweiß rann meinen Nacken runter, ich schnappte nach Luft.

Kerzengerade saß ich in meinem Bett, es war stockdunkel und neben mir rührte sich etwas.

Was zur Hölle war das gerade?!

Ich lehnte mich zur Seite, knipste meine Nachtischlampe an und kniff die Augen gleich wieder zusammen. Zu hell. Angestrengt blinzelte ich und meine Augen gewöhnten sich langsam an das warme Licht, auch meine Atmung beruhtige sich wieder.

"Kathy? Alles okay?", brummte es links von mir. "Ja, schlaf weiter", flüsterte ich, während ich meine Beine von der Bettkannte schwang, mein Handy griff, und versuchte nicht so angsterfüllt zu klingen, wie ich mich fühlte. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass es erst zwei Uhr war. Ich seufzte.

Ein kalter Wind wehte durchs offene Fenster. Im Schein der Straßenlaternen sah man, wie der Schnee unhörbar und heimlich zu Boden rieselte.
Nachdem keine Antwort kam, stand ich vorsichtig auf und bahnte mir meinen Weg durch das dunkle, stille Haus. Die Treppe knarrte, aber es war mir egal, aufwecken konnte ich ja niemanden.
Im Wohnzimmer machte ich halt, ließ mich auf's Sofa fallen und tastete den Tisch nach der Fernbedinung ab. Endlich gefunden, schaltete ich die Lichterketten des Weihnachtsbaumes ein, die sofort ein warmes, gelbliches Licht losschickten. Schweigend saß ich auf der Couch und starrte auf die glimmenden Lämpchen der Tanne. Weiterschlafen hätte ich eh nicht gekonnt, zu viel ging mir durch den Kopf.

Zum dritten Mal hatte ich nun diesen schrecklichen Traum, hatte das Bild wieder vor Augen. Zum dritten Mal die Woche wurde ich daran erinnert. Was war nur los mit mir?

Mein Blick schwenkte rüber zur Terrasse, auf der der schwarze Nachbarskater gerade Platz auf einem Stuhl genommen hatte und zu mir rein schaute. Die kleine Wandlampe, welche sich durch den Bewegungsmelder angeschaltet haben musste, brachte seine Augen zum Leuchten.
Wie von ihnen angezogen stand ich auf, schritt auf die Tür zu und trat im nächsten Moment raus in die kalte Nachtluft. Ich setzte mich auf einen Stuhl, den glücklicherweise kein Schnee erreicht hatte, und war froh darüber, dass Angus, der Kater, kurz darauf meinen Schoß wärmte. Schon früher war er immer wie auf Knopfdruck da, wenn ich mich scheiße fühlte. Vor allem nachts.

Nach einer Weile, als ich einfach den Schneeflocken dabei zu sah wie sie unnachgiebig vom pechschwarzen Himmel fielen und meine Nase drohte zu erfrieren, hörte ich, wie hinter mir die Tür aufging und schnellte herum.
Es war Louis.
Mit nur halb geöffneten Augen stand er da, in der Hand etwas Dampfendes.
"Wieder schlecht geträumt?" Er kam auf mich zu, ich nickte. "Hab gar nicht gemerkt, dass du runter gekommen bist, geschweige denn in der Küche warst", sagte ich, als er mir die heiße Tasse reichte, deren Inhalt ich als Kakao identifizierte.
"Du hast ja auch geglaubt, ich schlaf' einfach seelenruhig weiter, nach dem meine Freudin keuchend wie ein Hund mitten in der Nacht aufwacht und mir halb heulend zu flüstert, es gehe ihr gut." Er grinste verschlafen und unwillkürlich lächelte ich zurück. Dabei nippte ich an meinem Kakao und verbrannte mir prompt die Zunge. Super.
"So gut solltest du mich eigentlich kennen. Eineinhalb Jahre sind 'ne ganz schöne Zeit."

Ich antwortete nicht und fixierte meine Tasse, als ob sie unwahrscheinlich interssant wäre.

"Wieder der Traum über Charly?", begann er, ich nickte erneut.
"Kathy, es- "
"Ich weiß!", unterbrach ich ihn lauter als gedacht. Angus blickte erschrocken auf.
"Aber du hast es nicht gesehen. Immer wieder habe ich diese Bilder vor Augen, wie Charly da liegt und vor Schmerzen aufstöhnt. Niall auf dem Friedhof, es brach ihm das Herz. Und ich war Schuld! Es fühlte sich wieder so ... real an!"

"Aber-", er schluckte und kratzte sich am Hinterkopf, "aber genau das war es nicht, und das weißt du genauso gut wie ich. Charly ist gerade mit Niall irgendwo in der Prärie und friert sich wahrchlich den Arsch ab. Ihr geht's gut, Kathy."

Wieder antwortete ich nicht, der Kloß in meinen Hals hielt mich davon ab. Ich wusste, dass er richtig lag. Mal wieder. "Hast ja Recht", murmelte ich und schlürfte weiter meinen Kakao. Aber irgendwie verspürte ich das dringende Bedürfniss mich zu rechtfertigen.

"Nur", ich zögerte und stierte weiter in meine Tasse. "Es ist immer wieder der gleiche Traum. Haargenau der gleiche und so unglaublich real. Irgendwas muss das doch bedeuten!" Louis schaute abwartend zu mir und rieb sich die Augen. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen und kam erst spät hier an. Jetzt war er wach, weil ich mich verhielt wie ein kleines Kind.

Ich stützte meinen Kopf auf meine noch frei Hand und schloss die Augen. Schlagartig wurde mir klar, wie lächerlich das hier war. "Es ist so weit", brummte ich, "ich werd' wahnsinnig. Du musst mich für vollkommen irre halten."

"Ehrlich gesagt, tu ich das sogar." Leicht empört hob ich meinen Kopf. Ich hatte sowas erwartet wie: "nein, Kathy. Ganz und gar nicht", "qautsch, du wirst doch nicht wahnsinnig" oder "laber nicht so 'ne scheiße und lass mich schlafen". Dass er mir jedoch zustimmte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Louis fing meinen Blick auf und grinste. "Aber dafür lieb' ich dich ja. Die wahnsinnige Kathy, die nachts im Schneesturm auf der Terrasse hockt und den Kater der Nachbarin zu tode krault." Er lachte.

"Ich hasse dich." "Ich dich auch", grinste er und stand auf. "Kommst du jetzt wieder mit rein, oder bist du schon festgefroren? Es ist echt kalt und ich bin verdammt müde."

"Ja." Ich gähnte ein mal und leerte daraufhin den Rest in meiner Tasse mit einem Zug. "Aber vorher will ich noch Charly anrufen", erklärte ich ihm, während ich Angus sanft davon scheuchte und wir gemeinsam wieder das warme Wohnzimmer betraten.

"Sie wird dich umbringen", stellte er fest, nahm mir die Tasse ab und ging in die Küche. Ich griff nach meinem Handy, welches immer noch auf dem kleinen Tisch lag und plumste wieder aufs Sofa. "Wahrscheinlich."
"Ich bin dann oben", sagte er noch, als ich mir schon dann Handy ans Ohr presste und gespannt wartete, als auch schon die Treppe wieder drohend knarrte.

"Tuut, tuut, tuut. Willkommen bei Red. Der von Ihnen angerufene Teilnehmer ist zur Zeit leider nicht erreichbar. Um eine Rückrufbitte per-"

Super.

Ich legte auf, entschied mich aber dafür, gleich noch einmal anzurufen. Wieder nur die Mailbox. Doch ich versuchte es direkt ein drittes Mal. Immer noch nicht. Das vierte Mal, das war's. Mein Untergang.

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Souu
Des zweite Kapitel
Bitte hasst uns nicht😂🙈
Aber eins sag ich euch, eure Tränen waren nicht umsonst 🙂😌😏

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