Rückblick 4.0

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Miss Brown POV


Um ehrlich zu sein, viel mir Sina nicht sofort auf. Erst nach und nach, als sie in meinem Unterricht saß und sich regelmäßig meldete, gefiel mir dieses blonde Mädchen immer mehr. Bei vielen Angaben dachte sie so wie ich und hatte schnell, auch bei schwierigen Aufgaben, die perfekte Lösung.
Mir entging es auch nicht, wie Sina mich immer anstarrte. Ein paar Male erwischte ich sie dabei, wie sie mich musterte und an meinen Augen hängen blieb. Ich fand das irgendwie süß, denn wenn ich in ihre blau grauen Augen sah, bekam ich Gänsehaut.
Ich selbst erwischte mich auch immer wieder, wie ich sie mehrere Minuten anschaute und sie musterte. Sie hatte einfach etwas an sich, was mich nachdenken ließ. Etwas verborgenes.
Doch mir entging es nicht, dass es nach ein paar Wochen Sina nicht gut ging. Sie wurde von Tag zu Tag stiller und mit ihren Freundinnen redete sie auch noch kaum. Sie starrte nur noch aus dem Fenster. Als sich unsere Blicke dann trafen, erkannte ich sie nicht wieder. In ihren Augen spiegelte sich nur Trauer und leere. Es sah so aus, als wäre in ihr etwas erloschen. Das Mädchen, was mich jeden Tag mit glitzernden, fröhlichen Augen angesehen und mich angelächelt hatte war verschwunden.
Das glitzern in ihren Augen und das Lachen war verschwunden.
Es tat mir weh sie so zu sehen. Ich wollte nicht, dass dieses hübsche Mädchen Probleme hatte. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie umarmt. Doch das ging nicht, denn sie war eine Schülerin. Ich würde sie und mich damit in Gefahr bringen.

Sina ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Zuhause, beim Essen und vor dem Schlafen gehen überlegte ich, was sie nur so bedrückte und wie ich ihr helfen könnte, doch es kam mir einfach keine Lösung.
Auch als ich sie darauf angesprochen hatte, war ich immer noch so ratlos wie vorher. Sie hatte mich wirklich angeschrien, was mich innerlich zerriss.
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Ich fuhr gerade auf den Parkplatz vor der Schule. Es war ein weiterer Schultag und ich war müde. Müde vom ganzen nachdenken, was mit Sina nur los war, doch ich musste sie vergessen. Ich durfte mir nicht so viele Gedanken nur über eine Schülerin machen. Nein! Sie war nicht nur eine Schülerin. Sie war viel mehr, doch das durfte sie nicht sein. Es war falsch. Ich musste sie vergessen.

Die ersten Stunden waren vorbei und ich lief mit ein paar Heften und Blättern auf dem Arm in die nächste Klasse. Ich rannte Ehe gesagt, denn ich war Mal wieder zu spät, da mich Anna noch wegen der Klassenfahrt sprechen wollte.
Ich rannte den Flur entlang zu meiner Klasse, bog um die Ecke und... Autsch! Ein stehender Schmerz durchfuhr meinen Körper, als ich mit jemanden zusammen stieß. Blätter und Hefte flogen durch die Gegend, doch ich konnte mein Gleichgewicht gerade noch halten.
Ärgerlich schaute ich auf den Schüler und machte mich bereit ihn ordentlich meine Meinung zu sagen. Eigentlich war ich ja nicht so ein Mensch, der jeden anschrie, doch ich war in letzter Zeit so verzweifelt werfen Sina. Und dass ich mich jetzt von ihr fern halten musste, macht meine Stimmung nicht gerade besser.


Ich setzte schon gerade an etwas zu sagen, als ich die blonden Haare eines Mädchens sah, die lese
„Tut mir leid" murmelte.


Ich sah genauer hin und erblickte die grau blauen Augen von Sina. Mit rot verweinten Augen sah sie mich kurz an, sah dann aber schnell wieder zu Boden. In ihrem Blick lag so viel Schmerz und Verzweiflung. Es brachte mich fast selbst zum weinen sie so zu sehen.

„Sina... Was ist denn passiert?" Fragte ich sie erschrocken, doch bevor ich noch weiter etwas fragen wollte, brachte Sina nur noch ein verweinten schluchzenes
„Es tut mir leid" heraus und rannte an mir vorbei.

Ich schaute ihr verdutzt hinter her und wollte ihr nach gehen, doch irgend etwas ließ es nicht zu, dass ich mich bewege.
Als Sina in der Mädchen Toilette verschwand, richtete sich mein Blick wieder nach vorne. Ich kämpfte gegen die Stimme an, die immer wieder in meinem Kopf auftauchte
'bleib stark Nina! Du darfst ihr nicht hinter her! Sie ist nur eine Schülerin!

„Ach scheiße drauf" sagte ich leise zu mir selbst, hob schnell die Zettel vom Boden auf und rannte Sina hinter her.

Vor der Mädchen Toilette hielt ich nochmal inne, ging dann aber entschlossen rein.
Ich hörte schon ihr Weinen durch die Kabinen und sah, dass die letzte verschlossen war.
Tränen stiegen mir in die Augen. Was war nur passiert, dass sie so gebrochen in der hintersten Schultoilette saß?

Ich hörte ihre Stimme, die immer wieder das selbe schrie
„Warum? Warum ich?"


Diese Worte kamen immer wieder durch ein paar Schluchzern hervor.

Langsam ging ich zu der hintersten Kabine und blieb stehen.

"Sina?" Fragte ich mit zitternder Stimme.

Was Weinen hörte für einen kurzen Moment auf, doch dann waren die Tränen schlimmer als vorher.

Ich lehnte mich an die Tür und ließ mich herunter gleiten. Nun saßen Sina und ich Rücken an Rücken. Getrennt von einer Tür.
Als ich sie ein bisschen beruhigt hatte, öffnete sie den Tür und eine zerbrechliche Sina kam zum Vorschein
Ohne nach zu denken nahm ich sie in meine Arme. Ihr Körper war so dünn. Bei dieser Umarmung konnte ich jeden einzelnen Knochen von ihr spüren. Es machte mir Angst, doch dann merkte ich auch, dass ich eins der Probleme gefunden hatte.

Sie vergrub sich in meinen Haaren und ich spürte ihre Tränen, die langsam meine Bluse durchnässten.
Dann spürte ich auch Sinas Hände, die vorsichtig meinen Rücken umklammerten.
Als ich dann wieder meine Stimme im Kopf hörte, die mir klar machen wollte, dass es eine eine Schülern sei, umarme ich Sina nur fester. Es war mir egal. Ich empfand etwas für diese Schülerin und es war mir egal. In diesem Augenblick gab es nur Sina und mich!
Als ich sie dann vorsichtig von meinem Weg drückte, bereute ich es sofort. Ich vermisste ihre Wärme, ihren Körper.

„Sina war ist los?" Fragte ich sie vorsichtig und schaute ihr in ihre wunderschönen Augen

„Mir geht es gut" brachte sie nur heraus und schon wieder liefen Tränen über ihr Gesicht.

„Nein dir geht es nicht gut" meine Stimme war weich, aber auch ernst.

Sina lachte nur und sah zur Seite. Ich wollte endlich wissen was los ist, damit ich ihr helfen konnte, deswegen griff ich sie am Arm, damit sie sich nicht umdrehen konnte, dich wie von der Tarantel gestochen zog Sina ihren Arm weg und ein stehender Schmerz durchfuhr ihr Gesicht.

„Was ist denn?" Fragte ich erschrocken. Mir war nicht entgangen, dass Sina ihren Arm die ganze Zeit schützend verstecken wollte, doch ich griff vorsichtig ihr Handgelenk, sodass sie sich nicht aus meinem Handgriff lösen konnte.
Ich verstand ihren ängstlichen Blick nicht, als ich sie nochmal ansah, bevor ich ihren Ärmel hoch schob. Entsetzt schaute ich erst auf den Arm und dann zu Sina, die ihren Kopf nur weg drehte und noch mehr weinte.

Warum tut sie sich so etwas an? Warum verletzt sie sich selbst? Die Schnitte zogen sich über ihren ganzen Oberarm und war von Blut bedeckt

Nachdem ich mich von meiner Schockstarre gelöst hatte, ging ich zu meiner Tasche und zog Pflaster und Verbandsmaterial heraus. Hinter mir hörte ich jetzt umso mehr weinen. Dachte sie etwa, dass ich sie stehen gelassen hätte? Ich drehte mich wieder um und berührte vorsichtig ihre Hand. Sie zuckte zusammen, doch dann schaute sie zu mir hoch und ich konnte in ihre wunderschönen Augen schauen.

Ich ging ein Schritt auf sie zu, nahm ganz vorsichtig ihren Arm und verband ihn. Ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren und atmete ihren süßen Duft ein. Jede Berührung mit Sina ließ mich innerlich explodieren und wollte sie am liebsten nie wieder los lassen. Als ich fertig war, blickte ich auf und sah direkt in Sinas Augen. So nah war ich ihr vorher noch nie gekommen. Eine Stimme in mir schrie, dass ich sie jetzt küssen sollte, doch eine andere war lauter und siegte somit auch. Ich ging einen Schritt zurück, was ich sofort bereute. Ich wollte sie küssen. Jetzt und hier.

Wir sahen uns noch eine Weile an, doch dann durchbrach ich die Stille

„Komm mit. Wir gehen in mein Büro und dann erzählst du mir, was passiert ist."




Hii Freunde,

ich weiß, dass ihr das Kapitel eigentlich schon kennt, doch ich fand es mal interessant diese Situation aus Miss Browns Sicht zu schreiben :)

Liebe Grüße und passt auf euch auf :)

Broken Girl    (LehrerinxSchülerin) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt