Stress pur

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Noch immer stand ich vor meinem Spiegel und schaute in die ausdruckslosen Augen. Ich ging langsam ins Bad und machte mich fertig. Nachdem ich mir die Zähne geputzt und ich mich geschminkt hatte, schaute ich auf die Waage, die neben der Dusche stand. Ich atmete tief durch und stellte mich drauf und schaue auf die Zahlen. 45 kg. Mein Blick wandelte sich in Hass um und ich ging wütend von der Waage runter. Ich nahm mir meinen Rucksack verabschiedete mich von meiner Mutter und ging schnell aus dem Haus. Ich hörte nur ein dumpfes zuknallen der Tür und atmete auf. Ich nahm mein Handy aus der Jackentasche, machte Musik an, steckte mir die Kopfhörer ins Ohr und lief los. „Feel so cold" hörte ich durch die Kopfhörer und summte leise mit.

Meine Mutter wusste natürlich nichts von allem. Ich trug die ganze Zeit nur Pullover oder lang Arm Shirts und das mit dem Gewicht? Ich machte es so, dass es nicht auffiel. Ich machte sehr viel Sport und aß in der Schule nichts. Sie würde ausflippen, wenn sie es erfahren würde. Meine ganze Familie... Doch ich weiß, dass ich es ihr bald sagen musste, denn in 7 Wochen würde es schon Sommerferien geben und das bedeutet Urlaub bei 40°C.

Ehe ich mich versah, stand ich vor dem Haus meine Freundin Yasmin. Wir kannten uns seit dem Kindergarten, doch gut verstehen tun wir uns erst seit der 6. Klasse. Wir gingen immer jeden morgen zusammen zur Schule. Sie wusste natürlich von meinen Problemen, doch trotzdem erzählte ich ihr nicht alles. Sie redete mal wieder über das, was sie gestern tolles erlebt hatte, während ich nur über mein gestrigen Tag dachte. Im Bett liegen, trauriger Musik lauschen und Fanfictions von Beca und Chloe lesen. Ja mein Leben war sehr traurig. Ich war morgens nie sehr gesprächig und wenn es mir schlecht ging, blieb ich meistens auch still. Das zerrte natürlich unglaublich an meinen Noten, was mich auch zittern ließ. In letzter Zeit haben wir viele Arbeiten zurück bekommen und in jeder war ich negativ. Das lässt einen zweifeln. Vor allem, wenn es um die Versetzung in die 11 Klasse geht.
Nur meine Probleme haben in letzter Zeit sehr meine Konzentration gestört.

Es war wieder ein langweiliger Schultag. In manchen Fächern haben wir die mündlichen Noten besprochen und wie erwartet stehe ich in allen Fächern auf 5 Punkte. Das ging noch zwei Wochen so weiter, bis wir in Ethik Notenbesprechung hatten.

„So Sina, du bist in letzter Zeit sehr still geworden. Weißt du, an was das liegen könnte? Gefällt dir das Thema nicht oder ist es etwas anderes?"

Ich schaute verwirrt. Ist es so sehr aufgefallen, dass es mir nicht gut ging?

„Nein alles ok."

„Sicher, denn wenn du etwas hast, kannst du es mir sagen!"

„Nein das geht schon."

Am liebsten wäre ich einfach weg gelaufen. Ich wollte nicht mit ihm über so etwas reden. Was bildet er sich auch ein? Nur weil er Ethik Lehrer ist, heißt das noch lange nicht, dass er alles von mir wissen muss.

„Wenn du das sagst Sina... Ok dann... kommen wir auf 9 Punkte. Du bist zwar still geworden, aber im letzten Halbjahr warst du sehr gut."

ich nickte kurz und ging dann wieder in die Klasse.

Ich zitterte am ganzen Körper. Warum machte mich das nur so fertig?

Der restliche Tag lief ganz normal ab. Wir hatten nach Ethik Pause, in der ich im Musikraum Klavier spielen durfte. Diese Pausen liebte ich einfach nur. Alleine in einem Raum sitzen und die Finger über das Klavier gleiten lassen. Es entspannte mich. Es ließ mich für ein paar Minuten alles vergessen. Dann wurde ich von der Schulklingel gestört. Ich seufzte genervt und verließ den Raum. In dem kleinen Flur wimmelte es von Schülern. Ich wurde öfters angerempelt und es war schon fast unmöglich ans andere Ende des Ganges zu kommen.

Endlich in meinem Klassenzimmer sitzend, wartete ich auf unseren Deutsch Lehrer. Zwar habe ich Deutsch LK gewählt, doch trotzdem hasse ich Sachen vor zu lesen. Dank meines LRS fällt es mir sehr schwer, Sätze laut zu lesen. Ich verhasple mich meistens in den Worten, fange an ins stocken zu kommen und durch die Aufregung, erkenne ich nicht mehr die einzelnen Buchstaben.

Ich bete fast schon vor jeder Deutsch Stunde, dass wir nicht in unserem Buch vorlesen müssen.

Doch leider nicht genug gebetet. Unser Lehrer kam rein und wir sollten alle Reihum vorlesen. Danke. Mein Puls schlug auf 180 und mein Atem wurde unregelmäßiger. Alles in mir spannte sich an und ich wurde ganz steif. Dann war ich an der Reihe. Ich verlas mich gefühlte tausend Mal und machte einfach ganz lange Pausen, weil ich die Buchstaben nicht mehr erkannt hatte. Als es endlich vorbei war und ein anderer lesen musste, schossen mir Tränen in die Augen. Verzweiflung, Hass und Trauer stiegen in mir hoch, drohten zu explodieren, doch ich konnte die Tränen und somit auch die Gefühle runter schlucken.

Die Schulklingel ertönte und dieser schreckliche Tag war endlich vorbei. Ich lief aus dem Klassenzimmer und ging schnell nach Hause. Zuhause warf ich mich auf mein Bett und schaute noch bis abends Serien. Ich wollte einfach diesen Tag vergessen. Ich wollte einfach jeden Tag in meinem Leben vergessen.


So das zweite Kapitel. Ich weiß es ist bis jetzt sehr langweilig, doch es wird noch sehr viel passieren.

Ich würde mich echt gerne über Feedback freuen :)

Broken Girl    (LehrerinxSchülerin) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt