Die letzte Nachricht klang jedoch so sehr nach Nervenzusammenbruch, dass ich sie eigentlich angerufen hätte, wenn ich nicht sicher gewesen wäre, dass sie noch schlief.

Also schrieb ich ihr einfach nur zurück und sagte ihr, dass sie sich beruhigen sollte und Jasper sie sicherlich nicht mir zu einer seiner heiligen Bandproben genommen hätte, wenn er sie eigentlich nicht leiden konnte.

Kurz darauf klingelte mein Telefon.

„April?", meldete ich mich

„Aber was wenn er das nur aus Mitleid getan hat?", heulte Junia am anderen Ende der Leitung los.

„Wieso bist du schon wach?", wollte ich perplex von ihr wissen und erhob mich langsam, um nach unten in die Küche zu stiefeln und ein bisschen Müsli zu essen, denn aus Erfahrung wusste ich, dass dieses Gespräch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen würde. Dafür brauchte ich also Energie.

Während Junia sich in der Beschreibung von Jaspers Oberarmen verlor, starrte ich die Rosentapete an, so als würde sie mir auf magische Art und Weise die Lösung zu allen Fragen meines Lebens offenbaren.

„... und er hatte so ein Nirvana Tank-Top an und ich dachte ich müsste auf der Stelle sterben, als er diese Kiste mit den Platten wieder auf den Schrank gestellt hat.", drängte Junia sich wieder in meine Gedanken.

Ich kicherte ein bisschen über sie.

„Hör auf mich auszulachen April! Das ist wirklich nicht witzig. Der Typ ist hardcore gefährlich.", dröhnte es aus den Lautsprechern.

„Ja, aber auch nur für dich.", antwortete ich.

„Ja leider.", sie seufzte. „Wenigstens können wir zusammen fett werden, wenn es bei uns beiden nicht klappt."

Ich verdrehte die Augen.

„Gestern hast du mir noch erzählt, dass ich auf keinen Fall die Hoffnung aufgeben soll und mich mal zusammen reißen soll und jetzt willst du, dass ich kapituliere?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Nein Quatsch. Du musst nur den Stock aus deinem Arsch bekommen und den Arsch dann auch hoch.", behauptete sie.

„Ich hab keinen Stock im Arsch!", verteidigte ich mich mit Müsli im Mund.

„Und wie!", sagte Junia. „Aber zurück zum Thema. Ich dachte wirklich immer Jasper wäre voll der abgespacte Spinner."

„Ich weiß. Ich saß im Unterricht neben dir, als du über sein Pink Floyd T-Shirt abgelästert hast." Ich musste ein bisschen grinsen, bei der Erinnerung daran.

„Ich war eben fest davon überzeugt, dass er nur auf den Bandtshirt-Hype aufspringt und niemals wirklich ein Lied von denen gehört hat. Aber Mensch April! Er hat wirklich Ahnung von Musik!"

„Ich weiß June. Ich sitze neben ihm in Musik und da hast du auch drüber abgelästert.", erinnerte ich sie.

„Jaja. Ich weiß. Aber das ist ja wohl mal total unwichtig, weil er mich heute weder zur Bandprobe eingeladen hat und ich absolut nicht weiß, was ich anziehen soll.", jammert sie und die Verzweiflung, die ich schon aus ihren Nachrichten heraus gehört hatte, spiegelte sich jetzt auch in ihrer Stimme wieder.

„June du siehst in absolut allem atemberaubend aus und Jasper wird eh viel zu sehr von dir als Person eingenommen sein, um auf dein Aussehen zu achten. Zieh dich also ruhig so hässlich an, wie du willst."

„Jetzt machst du dich nur über mich lustig.", sagte sie und ich lachte.

„Ja ein bisschen, aber ich meine das auch schon ernst. Mach dir nicht zu viele Gedanken, sonst wirkst du als würdest du dich zu sehr bemühen.", riet ich ihr.

12 Tage AprilWhere stories live. Discover now