Prolog

316 9 5
                                    

"In der Stille der Dunkelheit kannst du die Trauer deines Herzens hören. Und manchmal kannst du den Wahnsinn deines Lebens fühlen."
Ivonne Weingart

"Warum?", fragte er sie zum tausendsten Mal. Sie war entnervt, gereizt und aufgewühlt. Warum redete er immer wieder?! Warum hörte er nicht auf?! Warum hörten die Stimmen nicht auf?! Die Stimmen in ihrem Kopf... Immer wieder hörte sie seinen Schrei. Kalt... voll von Verzweiflung. Sie krallte mit den Fingern in ihr Haar, staubig, dünn und durcheinander. Sie wollte schreien, doch es würde nichts bringen. Das wusste sie. Langsam wippte sie vor und zurück, nur um etwas zu tun. Ihre nackten Füße hoben leicht von dem kalten Steinboden ab. Wieder und wieder... vor, zurück, vor, zurück... sie war kaum mehr als Knochen. Ausgedörrt spannte sich fahle Haut darüber. Fleckig und vernarbt. "Was hast du an ihm gefunden...", fing er an. Sie beachtete ihn nicht, starrte Löcher in die Luft, wo sie meinte Echos von alten Zeiten zu sehen. Vor, zurück, vor, zurück... "An Tom Riddle?" Sie erstarrte. Es herrschte eisige Stille. Die Stimmen in ihrem Kopf schrieen. Ganz langsam, wie eine Schlange, die bereit war zum Angriff, drehte sie ihren Kopf. Durch die Gitterstäbe ihrer Zelle sah sie das eingefallene Gesicht von Sirius Black. Den Verräter, der ihrer Familie nur Leid gebracht hatte, der den Ruf der Familie beleidigt hatte. Dieser Schandfleck in der Geschichte der Blacks, wie konnte er ihr das antun?! Dieser Name... Tom Riddle... immer noch war es wie ein Stoß in die Magengrube, wenn sie an ihn dachte. Alle Luft verließ ihren Körper und sie drohte an diesem einfachen Namen zu ersticken. So viel Macht hatte er noch immer über sie. Als sie zu sprechen begann hasste sie ihre Stimme dafür, dass sie so rau und kratzig geworden war in all den Jahren der Folter. "Wie kannst du es wagen", krächzte sie, "SEINEN Namen mit deinem Schande besudeltstem Mund auszusprechen?!" "Er ist ja nicht hier, oder? Er ist ganz weit fort und hat dich zurück gelassen, Bellatrix. Verrotten lassen, in Askaban. Er hat dich vergessen." Sie wusste, dass Sirius ihr wehtun wollte, doch sie lachte nur. Giggelte in sich hinein, bis die Stimmen in ihrem Kopf so laut schrieen, dass sie den Kopf gegen die Wand schlagen musste. Warmes Blut rann ihre Wangen hinunter. Sie begann wieder vor und zurück zu wippen. Vor, zurück, vor, zurück... 
"Der dunkle Lord vergisst nie.", meinte sie mehr zur Wand als zu Sirius.
"Ist es das, was du in ihm siehst?", lachte er nur.
"Er war ein Psychopath, Bella. Nur das."
"Nein.", sie schloss ihre Augen und lächelte plötzlich als sie ihn vor sich sah. Es musste verrückt aussehen.
"Nein", wiederholte sie, "Er ist Visionär. Er ist charmant, zuvorkommend und geheimnisvoll. Er hat verstanden, dass es jene Zauberer gibt, die Macht besitzen, und jene, die zu schwach sind um nach ihr zu streben. Er versteht mich."
"Vielleicht tat er das... bevor er starb."
Nun lachte Bella wirklich. Laut und schallend. Sie wusste, dass es Dementoren anziehen würde. Dass die Stimmen lauter werden würden, sowie sein Schrei, doch sie konnte sich nicht zusammenreißen.
"Er ist nicht Tod. War er niemals, Sirius. Das weißt du doch. Er wird wiederkommen und mich belohnen, dafür das ich zu ihm gehalten habe, all diese Jahre!", sie sprach es aus und wusste, dass es stimmte, und das hielt sie am Leben. Sie blickte zur Seite, wo Sirius sie ansah. Er sagte nichts. Schaute nur ungläubig. Ihr gefiel der Blick. Endlich mal hatte er nichts zu sagen. Vor, zurück, vor, zurück... Nach einer langen Stille schleppte seine Stimme sich wieder durch die Gitterstäbe hindurch zu ihr: "Woher willst du das wissen?!" Hoffnung war in seiner Stimme. Wie sie es hasste. Hoffnung... das war etwas für Leute, die zu schwach waren die Realität anzuerkennen.
"Ich kenne ihn.", meinte sie, "Lange."
Er starrte sie nur an.
"Was hat er nur mit dir gemacht..."
"Er hat mich geheilt", ihre Stimme war ein entferntes Grollen, "Geheilt, von Anfang an. Seit unserer ersten Begegnung. Damals. Das Schuljahr war gerade zu Ende." Und sie begann zu erzählen, erzählte einer Wand ihre Lebensgeschichte. Für eine Person, die gar nicht mehr da war. Die vor Jahren ausgebrochen war, als Hund. Und doch erzählte sie dem imaginären Sirius alles, denn sie wusste, dass sie nur überlebte, wenn sie an IHN dachte. Überleben... so wie er es tat... immer wieder... weiter und weiter... bis in die Unendlichkeit... vor, zurück, vor, zurück, vor, zurück...

Desterny of the Dark - A Bellatrix FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt