Borgin & Burke's

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"And no one dared
Disturb the sound of silence"
Sound of Silence / Disturbed

Es war 8:00 Uhr morgens als Bella auf dem Innenhof der kleinen Spelunke in London landete. Sie lächelte. Natürlich hätte sie auch per Flohpulver reisen können, aber Fliegen machte ihr einfach zu viel Spaß. Das Rauschen der Luft wenn sie auf ihrem poliertem Komet 2-60 saß, dem schnellsten Rennbesen seiner Zeit. Es war ein solcher, bei dem die ärmere Bevölkerung sich die Nase an der Fensterscheibe des Quidditchladens platt drückten. Eine limitierte Sonderedition, eigens von Pollux Black in Auftrag gegeben für das Hause Black. In matt goldenen Lettern standen am Stiel der Modellname und die Marke Comet Trading Company, ein erst seit kurzem gegründeter Rennbesenhersteller, der sich jetzt bereits unter den Konkurrenten hervortat. Vorsichtig schulterte Bella den Besen, damit dieser nicht kaputt ging (sie brauchte ihn schließlich noch als Slytherin-Jägerin) und schlenderte zur Mauer des Hinterhofs. Es gab mehrere Eingänge zur Winkel- & Noturngasse, doch Bella bevorzugte, wie alle normalen Menschen den Haupteingang durch den Tropfenden Kessel. Sie tippte die Steinkombination mit ihrem Zauberstab an und die Steine öffneten sich zu einem Portal in eine winkelige Straße, vollgestopft mit Läden für den allgemeinen Zauberhaushalt und für Schulsachen. Die mit Zauberern gefüllte Gasse mündete bei einem großen weißen Gebäude in zwei sich abzweigende enge Wege. Der Gringotts Zaubererbank. Einem imposanten Gebäude, welches auch ihr eigenes Konto beherbergte.
Auf halbem Weg Richtung Gringotts bog Bella ab und verschwand durch ein kleines Stahltor vor den neugierigen Blicken der sich drängelnden Masse, welche misstrauisch die Black-Tochter in Gothic beäugten.
Hinter dem Gitter lag ein Engpass von Straße, wo mit Glück zwei Personen nebeneinander gehen konnten - dünne, kleine Personen...
Bella Schlich vorsichtig über die unregelmäßig gelegten Pflastersteine. Die Häuser der Ladenzeile, dünn und hoch, warfen gespenstische Schatten an die gegenüber liegende Ziegelsteinwand. Früher hatte Bella nicht verstanden, warum die Noturngasse so schmal, verwinkelt und dunkel gehalten war. Es war ja schließlich nicht grundlegend so, dass gute Menschen das Helle und böse Menschen das Dunkle bevorzugten. Jetzt verstand sie, dass hier im Dunkeln jeder gleich war. Hierhin flüchteten sich Leute, die von Vorurteilen gejagt wurden. Die, die gehasst oder verfolgt wurden landeten hier, da in diesen Schatten niemand einen erkannte, und selbst wenn doch: Wie sollten sie Vorurteile haben, wo sie sich doch selbst hier herumschlugen?! Jetzt verstand Bella auch, dass Menschen nicht grundlegend in Gut und Böse eingeteilt werden konnten. Es musste ein anderes Chema geben... sie wusste bloß noch nicht welches. Ihre Hacken hallten klackernd von der Mauer wieder und sie beeilte sich schneller zu gehen. Vorbei an verschobenen und vermummten Gestalten, in den heller werdenden Morgen.
Bald erreichte sie die schwarzgrüne Fassade von Borgin & Burke's. Das Schild klapperte und quietschte leicht in die Stille der Gasse hinein. Bella holte einmal tief Luft, guckte auf die Uhr, die sich bei bedarf um ihre Hand bildete und betrat um exakt zehn Sekunden vor 8:30 Uhr den Laden. Die Diele knarrte, eine Glocke bimmelte, die Tür murrte und klickte. Mr Borgin erschien hinter der Theke. "Bellatrix Black", schnarrte er, die Stimme so ölig wie sein graues Haar.
"Ja?", fragte sie. Er sah auf, seine grauen Augen musterten sie geringschätzig.
"Wenn ich ihren Namen sage, antworten sie mit >Anwesend<, ansonsten halten sie ihre Antworten so knapp wie möglich und belästigen mich nicht unnötig. Sie lassen sich nicht hinter dem Tresen oder im Verkaufsraum blicken und benutzen den Hintereingang. Kapiert?"
"Ähhh, verstanden.", antwortete sie. Sie hatte sich schon auf sowas eingestellt.
"Wenn sie Fragen haben wenden Sie sich an ihren Vorgesetzten. Er arbeitet sie ein. Man spricht ihnen  höher gestellte mit Sir, oder was ihnen sonst so einfällt, an. Klar soweit?"
"Ja, Sir.", meinte sie, hoffend, dass er den spöttischen Unterton nicht bemerkte. Was ihnen sonst noch so einfällt... Anscheinend fiel es ihm nicht auf, denn er ratterte seine Predigt nahtlos weiter herunter.
"Ihr Vorgesetzter erklärt ihnen alles weitere und ihr Besen, Mrs. Black, ihr Besen hat nichts in meinem Laden zu suchen.", er starrte sie grimmig an und fuhr dann fort, " sämtliche Regeln finden sie auch in ihrem Vertrag. Er liegt in ihrem Zimmer in ihrem Hotel auf dem Schreibtisch. Unterschreiben sie ihn innerhalb von achtundvierzig Stunden ab (er blickte auf eine Uhr am Ende des Raumes) jetzt. Ihr Vorgesetzter ist..." Es wurde eine Zeit lang still während er in seinen Unterlagen kramte.
"Mr. Riddle", schloss er. Es sollte das erste mal sein, dass sie diesen Namen hörte, und es war der Beginn von etwas Großem.
Mit verstärkter Stimme hallte er durch den ganzen Laden: "Tom, kommen Sie bitte zum Verkaufstresen." Tom sprach er also mit Vornamen an... während sie nur Mrs. Black war. Sie dachte nicht länger darüber nach, sondern wartete gebannt auf Tom Riddle. Als er kam verschlug es ihr den Atem. Sämtliche Luft verließ ihren Körper. Der Raum manifestierte Dunkelheit um ihn herum als der dunkle Lord ihn betrat. Es wurde kälter und kälter. "Du?!", hauchte sie. Er lächelte nur amüsiert. Ein strahlendes Lächeln, dass sie umhaute. "Sie kennen sich bereits?! Gut. Dann überlasse ich Sie jetzt Mr. Riddles Händen, Mrs. Black.", sagte er und verließ den Raum. Kurz bevor er verschwunden war drehte er sich nochmal um. "Und Mrs. Black?! Schön dass sie so pünktlich sind." Und er war weg.
Ein leises Kichern ertönte vom dunklen Lord und Bella merkte, dass sie ihn anstarrte. Errötet sah sie zu Boden. "Ich sagte doch, dass wir uns wiedersehen würden, Black.", meinte er. Die kühle Distanz in seiner Stimme faszinierte sie.
"Das hast du, Tom.", gab sie trotzig zurück. Unbedacht sprach sie seinen Namen aus. Es war nur ein einfacher Name, nicht sehr ungewöhnlich, doch Namen hatten Macht. So sehr, dass sie einem Menschen Furcht einflößen konnten. So sehr, dass man ein Tabu auf sie legen konnte. Doch an das alles dachte Bella nicht: Es kränkte sie zutiefst, dass er ihr seinen Namen nicht verraten hatte. Zu tief, dafür das sie sich erst einmal getroffen hatten. Als sie aufguckte hatte der Lord sich verändert. Jegliche Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Seine Augen glühten. Der Mund bebte leicht. Die Dunkelheit um ihn schien tiefer zu werden. Plötzlich fürchtete Bella den Mann vor ihr.

Desterny of the Dark - A Bellatrix FanfictionOnde as histórias ganham vida. Descobre agora