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Puck

Mittlerweile waren drei Tage seit dem kleinen Streit - wenn man es überhaupt so nennen kann - zwischen dem Kätzchen und mir vergangen.

Sie war die ganze Zeit total komisch gewesen, hatte mich bei jeder Kleinigkeit angeschnauzt, zum Beispiel, als ich mich einmal kurz ausgeruht und einen Apfel gegessen hatte.

Schon seltsam, aber naja. Sie war wahrscheinlich einfach immer noch ein bisschen sauer und dazu kam, dass sie schon so lange von zu Hause weg war.

Jetzt suchten wir uns gerade eine Lichtung, auf der wir unser vorerst letztes Lager im wilden Wald aufschlagen würden.

Morgen bin ich endlich zu Hause. Dann wird auch der verdammte Wyvern Stachel aus meinem Bein entfernt, wird ja auch langsam Zeit.

Nach kurzem Suchen fanden wir auch schon eine kleine Lichtung, auf der wir uns dann auch recht bald hinlegten und schliefen.

Durch einen knackenden Ast wurde ich wach. Seit wann war ich denn so schreckhaft? Ich schlug die Augen auf und wollte gerade aufstehen, um nachzusehen, was da los war, als ich direkt vor meinem Gesicht einen meiner Dolche erblickte und daran die Hand von jemandem. Moment mal, das war Cat! Ihre sonst blauen Augen glühten seltsam rot.

Was läuft hier falsch?! Nun holte das Kätzchen mit dem Dolch aus und zielte direkt auf mein Herz. Ich rollte mich im letzten Moment zur Seite und so blieb der Dolch in der weichen Wald Erde stecken, wodurch sich Cat jedoch nicht beirren ließ: Sie zog die Waffe aus dem Boden und kam, geschmeidig wie eine Raubkatze und ebenso tödlich, auf mich zu. Ich fand meine Sprache wieder und tat das erste, was mir in den Sinn kam - ich schrie sie an. „Cat! Was tust du da?!“ Doch sie reagierte gar nicht  und kam weiter auf mich zu, woraufhin ich anfing, nach hinten zu kriechen, da ich wusste, dass ich Weglaufen mit meinem Bein sowieso vergessen konnte.

Ich zog mich immer weiter, bis ich mit dem Rücken an einen Baum stieß. Na klar, das passiert immer. Hätte ich mir eigentlich auch denken können... Jetzt kam ich nicht mehr so einfach weg und die Púca näherte sich immer noch.

 

Jace

Soso, das war also die Grenze zum Sommerhof.

Drei Tage lang waren wir noch durch den wilden Wald gelaufen und nun standen wir vor einem etwa einhundert Meter breitem Fluss, wobei man die Breite nicht wirklich gut einschätzen konnte, weil man durch den Nebel, der über dem Fluss hing, nur dreißig Meter weit sehen konnte.

„Gibt es irgendwo eine Brücke oder müssen wir schwimmen?“, fragte ich dem Kater, der neben uns saß und sich den Schwanz putzte. Er sah nicht mal auf. „Die nächste Brücke ist etwa drei Meilen entfernt. Ihr könnt es euch aussuchen: Wollt ihr eihundert Meter gegen einen reißenden Strom schwimmen, in dem es nebenbei auch Nixen und Kelpies gibt, oder wollt ihr drei Meilen laufen und vielleicht keine Brücke vorfinden, weil sie zerstört wurde und dann schwimmen?“

Naja, beides nicht sonderlich gute Möglichkeiten. Kierran beendete meine Gedanken. „Ich würde vorschlagen, wir gehen erst mal und hoffen, dass die Brücke noch da ist und wenn nicht, denken wir nochmal nach.“ „Okay, das würde ich auch sagen.“, antwortete ich und wartete geduldig, bis Grim fertig war und schließlich gingen wir am Fluss entlang, in der Hoffnung, dass die Brücke noch da war.

Zwischen den Welten [ALTE VERSION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt