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Kierran

Wir nahmen die Beine in die Hand, denn so viel war klar: Wenn wir die Felswand nicht erreichten, bevor der Sturm uns erreichte, würden wir von fliegenden Sachen zerquetscht und in Streifen geschnitten werden.

Es wurde immer windiger und bald schon flogen Gegenstände durch die Luft. Von Münzen, über Scheren, bis hin zu dicken Büchern. Noch einmal beschleunigten wir das Tempo. Die Felswand ragte vor uns auf, aber sie kam nur schleppend näher. Bald trafen uns schon die ersten Ausläufer des Tornados. Wir wurden komplett von Sand und anderen Dingen umgeben und ich musste die Augen fest zusammenkneifen, so dass ich kaum mehr etwas sehen konnte.

Ich lief einfach nur noch gerade aus und hoffte, das Jace es auch schaffen würde.

Ich sah in Richtung des nahenden Sturmes und stellte fest, dass er nur noch ungefähr dreihundert Meter von uns entfernt war. Ich wandte den Blick ab und sah wieder nach vorne. Die Felswand war ein bisschen näher gekommen. Ich wollte nach Jace rufen, da ich ihn nicht mehr sah, aber als ich den Mund öffnete bekam ich eine volle Landung Staub und Sand hinein. Ich schloss ihn schnell wieder und entschied, dass er sich halt alleine durchkämpfen musst, so wie ich auch.

Ich lief noch eine ganze Weile so weiter und der Sturm verstärkte sich zunehmen. Ich blickte noch einmal nach vorne und erkannte die Felswand ungefähr hundert Meter vor mir. Ich legte einen Endspurt hin, bis ich mich eng an die Felswand gepresst hinter einen Vorsprung duckte. Nur weniger Zentimeter von meinem Kopf entfernt prallte der Kopf einer Plastikpuppe gegen die Wand und ich zuckte zurück.

Nur wenige Meter von mir entfernt hörte ich Jace etwas rufen. Ich drehte mich zu ihm hin und erkannte, dass er wild gestikulierte und auf eine Stelle der Wand zeigte. Ich kniff die Augen zusammen und entdeckte einen schmalen Spalt. Dicht an die Felswand gedrückt, arbeitete ich mich langsam zu Jace vor. Er war mittlerweile in dem Spalt verschwunden, so dass ich nur noch ahnen konnte, wo er war.

Endlich kam ich an der Öffnung an und ließ mich vor Erschöpfung erst mal auf den Boden fallen. Das ganze Rennen und dazu noch der Sand in Nase und Mund waren doch anstrengender gewesen, als ich gedacht hätte.

Einige Minuten lang blieb ich reglos so liegen, bis ich aufstand, um mit Jace zu besprechen, was wir nun machen würden. Er saß einige Meter weiter in dem Spalt und beobachtete mich.

Puck

Wie erwartet erwartete - hihi Wortspiel - uns die Hexe mitten auf dem Weg.

Okay, zuerst Plan A. Ich schaute verwirrt drein, so als hätte ich keine Ahnung, wer das war, oder woher sie kam. Cat sagte ebenfalls nicht, ich glaube, sie hatte mitbekommen, das ich was Bestimmtes vorhatte.

Ich legte den Kopf leicht schief und blinzelte ein paar Mal, um die „Verwirrtheit“ zu perfektionieren.

Ich hätte es wissen müssen, das sie sich nicht so leicht reinlegen lässt, geschweige denn ihr Versprechen mir gegenüber vergessen würde.

„Robin Goodfellow“, krächzte sie, „hör auf mit deinen Spielchen. Ich weiß, dass du mich kennst.“ Ich ließ die Fassade fallen und starrte sie ausdruckslos an. Kurz schielte ich zu Cat rüber, aber sie machte keine Anstalten, irgendetwas Unüberlegtes zu tun.

Gut so, jetzt kommt Plan B: Einschleimen und einfach drauf los Labern. „Ach du bist das! Ich hab dich ja gar nicht wieder erkannt! Hast dich gut gemacht, seit dem wir uns das letzte Mal gesehen haben!“, fing ich betont freundlich an, „Tut mir wirklich schrecklich leid, dass wir hier einfach so reinplatzen, ehrlich, aber da waren diese penetranten Kobolde, die natürlich immer zu den ungünstigsten Zeiten Krieg führen müssen, und die haben uns dann verfolgt und schwupp waren wir hier. Wo wir schon bei Kobolden und so sind: Wie geht es denn den Jabberwocks am anderen Ende des Sumpfes? Ist ja ewig her, dass ich die mal zu Gesicht bekommen habe. Irgendwann muss ich nochmal mit Eisbubi herkommen und die ein bisschen ärgern...“ „Was er damit sagen will“, unterbrach mich das Kätzchen mit einem bösen Blick, bevor ich noch was blödes sagen konnte, „Es tut uns aufrichtig leid, dass wir sie gestört haben, aber wir müssen leider weiter, weil mein Gefährte einen Wyvern Stachel in seinem Bein stecken hat und er schnellstmöglich zu Sommerhof muss, um zu überleben.“

Die Hexe grinste hämisch, so dass man ihre spitzen, gelblichen Zähne sehen konnte. „Goodfellow, ich muss schon sagen, deine kleine Freundin hier hat gute Manieren. Aber das alleine rettet dich nicht. Ich habe dir, als wir uns das letzte Mal begegnet sind, versprochen, dass ich deine Haut an meine Tür nagele, wenn ich dich nochmal zu Gesicht bekomme. Und hier bist du. Was also soll ich deiner Meinung nach tun?“ Ich sank innerlich in mich zusammen. Ja, was soll sie tun? Am besten wäre wohl, mir nicht die Haut über die Ohren zu ziehen, aber da wird sie wohl kaum einwilligen, oder ich muss ‘nen Vertrag mit ihr machen, aber das ist auch blöd, weil sie sich dann garantiert irgendwas Fieses einfallen lässt...

Was sollte ich also tun? Ich hatte wirklich keine große Lust ins Gras zu beißen, aber wie konnte ich sie umstimmen? Zu meinem Überraschen machte die Hexe einen Vorschlag: „Ich gebe dir Zeit, bis die Sonne unter geht, aus meinem Sumpf zu verschwinden und dich nie wieder blicken zu lassen, dann werde ich Jagd auf dich machen. Es macht einfach keinen wirklichen Spaß, etwas zu jagen, das sowieso schon halb tot ist.“

Ich nickte etwas perplex, nahm das Kätzchen an der Hand und zog sie weiter.

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Sooooo ;D wie versprochen ein etwas längeres Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen :P

Zwischen den Welten [ALTE VERSION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt