Kapitel 3

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Stramme Muskeln wölbten sich über die Oberarme von Steve Reed, während er einen Zwanzig-Kilo-Sack Hundefutter auf die Schultern hob. Er war groß, hatte braune schulterlange Haare und sah einfach unglaublich gut aus. Von der Sonne gebräunte Haut und strahlend weiße Zähne vollendeten das Bild.

Schnell wandte Linda sich ab, bevor er sie noch sabbern sah. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den zotteligen Mischling vor ihr und versuchte mit einer Bürste, die Knoten aus seinem hellen Fell zu lösen.

Es war das zweite Tierheim, das sie diese Woche testete.

Den Umschlag mit dem Geld, hatte Linda heute früh in den Briefkasten von Maria geworfen. Ob sie ihn bereits entdeckt hatte? Linda war eilig wieder gefahren, bevor jemand sie entdecken konnte.

Die Menschen sollten nicht erfahren, wer sie war und warum sie so viel Geld hatte. Andernfalls würden sie um Linda herumschleichen wie gierige Elstern, sich einschleimen und jede Gelegenheit nutzen, Vorteile aus ihrer Bekanntschaft zu ziehen.

Lieber war sie alleine, statt falsche Freunde zu haben.

»Linda, magst du mir kurz helfen?« Steve nickte ihr auffordernd zu und sie eilte zur Tür, um sie für ihn zu öffnen. Er trug auf jeder Seite einen Futtersack. Schweiß perlte von seiner Stirn, während er an ihr vorbei in den Vorratsraum ging. Selbst verschwitzt roch er noch gut.

Ächzend ließ er die Säcke fallen und bedankte sich. Sofort wurde Lindas Kopf heiß und sie drehte sich hastig um. »Und, ist unsere Gina brav?«, hörte sie ihn fragen. Gina war der Mischling, der immer noch artig in der Box wartete.

»Oh, ja.« Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Sie ist wirklich eine liebe Hündin.«

Steve nickte erfreut. »Du machst einen Probetag, richtig?«

»Genau, ich wollte schon immer etwas mit Tieren machen. Mein neuer Job fängt erst im Januar an, da dachte ich mir, ich nutze die restlichen Monate für etwas Sinnvolles.«

Die Lüge glitt ihr mit Leichtigkeit über die Lippen, wie zuvor bei Steves Mutter, der Inhaberin des Tierheims. Es war nicht schön, zu lügen, aber Linda tröstete sich damit, dass die beiden es ihr nicht übelnehmen würden.

»Es ist immer schön, zu wissen, dass es noch Tierliebhaber wie dich gibt. Die Kleinen werden sich über einen neuen Spielkameraden freuen.« Steve zwinkerte ihr zu, bevor er sich wieder an die Arbeit machte. Genau wie Linda, denn Gina winselte bereits ungeduldig.

»Ein netter Mann, dieser Steve«, flüsterte sie ihr zu und kraulte die weichen Ohren. An diesem Tag trafen sich Steves und ihr Blick noch einige Male. Jedes Mal fühlte sich ihr Kopf an wie eine reife Tomate.


Der Wolf und das MeerWhere stories live. Discover now