Kapitel 7

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Bis Alia vor mir stand.

,,Hi Till'', sie hob leicht ihre Hand, wobei ich trotz eigener Betrunkenheit, sehen konnte wie schwer es ihr fiel ruhig stehen zu bleiben. Ich hielt sie sanft am Arm, woraufhin sie breit grinste.

,,Ich also auch?''

Ich zog eine Augenbraue hoch.

,,Wie du auch?''

Sie lies ein beschwipstes Kichern heraus und sagte bloß: ,,Flach legen''

In dem Moment wurden meine Gedanken direkt glasklar und die Alarmglocken erklangen in meinem Kopf. Auch wenn es meine eigene Schuld gewesen ist, war es einfach nur noch nervig, dass alle von mir dachten, ich wollte nur das Eine.

,,Rede keinen Quatsch, Alia'', sagte ich leicht erbost.

Daraufhin zog sie eine Schnute. Erst dachte ich sie würde dennoch von dem Thema ablassen, jedoch wurde ich schnell eines Besseren belehrt...

Tränen fingen an über Alias Gesicht zu fliesen.

,,Ich bin dir wohl nicht schön genug, was? Weißt du eigentlich wie es ist, den ganzen Abend Körbe zu bekommen, weil deine Freundinnen einfach besser aussehen als du? Man ich will einfach auch mal kopflos rummachen.''

Auf der einen Seite tat sie mir Leid, wie sie wie ein Häufchen Elend dastand und sich selbst bedauerte. Andererseits fand ich es lächerlich, dass sie so etwas sagte, ich konnte kaum glauben, dass sie abserviert wurde. Alia war, wenn sie nicht gerade betrunken war, sehr witzig und alles andere als unattraktiv.

,,Alia, du hast ein bisschen viel Alkohol getrunken, beruhige dich bitte.'' Ich legte meine Hand an ihren Hinterkopf und legte ihren Kopf vorsichtig an meine Brust. Sie lies es widerstandslos zu. Ich strich langsam durch ihre langes, blondes Haar.

Auch wenn mein Shirt durch ihre Tränen immer mehr durchweichte, war ich froh, dass sie allmählich ruhiger wurde.

,,Ich bringe dich jetzt nach Hause'', flüsterte ich nach einer Weile.

Sie nickte bloß, den Kopf noch fest an mich gedrückt.

,,Kannst du alleine laufen'', fragte ich sanft weiter.

Nun schüttelte sie langsam den Kopf.

Das hätte ich mir denken können. Ich verkniff mir ein Stöhnen und hob sie dann hoch.

Freudig sah sie mich an. Vermutlich sahen wir in dem Augenblick aus wie ein frisch vermähltes Paar. Nur das sie die falsche Braut war.

Kurz bevor wir den Ausgang erreicht hatten, hörte ich jemanden unsere Namen rufen. Die Stimme klang wütend.

Ich drehte mich um und fast wäre mir die Kinnlade herunter geklappt.

Da war sie.

Mit einer großen Zornesfalte auf der Stirn und böse funkelnden Augen kam sie auf uns zu gestürmt. Emily.

,,Was wird das hier?'', fragte sie, nahezu außer sich.

Nach einem kurzen Blickwechsel mit Alia antwortete ich: ,, Alia geht's nicht gut, sie will nach Hause."

,,Aha, und sie ist noch so klein, dass sie das nicht alleine schafft?''

,,Ne eher so besoffen'', gab ich zurück

Emily verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Lass sie runter''

,,Erst wenn sie sicher im Auto sitzt, '' erwiderte ich.

,,Lass sie runter'', zischte sie erneut.

,,Nein!'', sagte ich bestimmt.

,,Doch!''

,,Nein!''

Alia fing an sich aus meinem Griff zu lösen, wodurch ich sie zurück auf den Boden lassen musste.

Etwas unsicher auf den Beinen versuchte sie ihre Standhaftigkeit wieder zu erlangen.

Dann sah sie uns beide böse an.

,,Ihr zusammen seit schlimmer als jede Kindergartengruppe!''

,,Emily,'' sie wandte sich zu Emily ,, Till wollte oder will mich wirklich nur nach Hause bringen.''

Emilys Gesicht entspannte sich ein wenig, doch sobald sie bemerkte, dass ich sie ansah verhärteten sich ihre Gesichtszüge wieder.

,,Ich glaube nicht das der '', Emily wies mit den Zeigefinger auf mich ,,noch imstande ist ein Auto zu lenken''

Ich verdrehte die Augen, hielt aber den Mund.

,,Dafür haben wir ja jetzt dich'', meinte Alia und startete den versöhnlichen Versuch, Emily umarmen zu wollen, welche Alia jedoch von sich wegstieß.

,,Wir gehen jetzt'', fauchte Emily bloß und marschierte los.

Alia und ich folgten ihr langsam.

Im Auto war es angenehm warm, ich setzte mich zusammen mit Alia auf die Rückbank, keiner von uns wollte Emily zu nahe kommen. Die Gefahr war zu groß jegliche Gliedmaßen zerkratzt, blau geschlagen oder schlimmeres zu bekommen.

,,Stell dir froh, ich hätte die Führerscheinprüfung nicht bestanden, da hättest du heute Abend ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt, Alia'', schnaubte Emily nach einiger Zeit.

Niemand erwiderte etwas. Alia war neben mir eingeschlafen.

,,Schläft sie'', fragte Emily, nun mit gesenkter Stimme.

,,Ja'' antwortete ich leise.

Es war ein angenehmes Gefühl, dass sie sich allmählich beruhigte, obwohl Emily mich selbst wütend nicht verschrecken konnte.

,,Tut mir Leid, was ich in der Mathestunde zu dir gesagt habe'', die Worte flossen ohne nachzudenken über meine Lippen.

,,Ich habe nichts anderes von dir erwartet''

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich schluckte schwer.

,,So schlimm wie du mich siehst bin ich gar nicht'', versuchte ich mich zu verteidigen.

Zu meiner Überraschung lachte sie kurz auf. Ein helles, klares Lachen. Wieso konnte ich sie nur zum Lachen bringen, indem sie mich auslachte? Ob sie wohl schon über mich gelacht hat, als ich sie noch nicht wahrgenommen habe?

,,Ich bin auch nicht so zickig wie du mich vermutlich siehst'', flüsterte sie nach einiger Zeit. Zuerst fragte ich mich, ob sie damit tatsächlich mich gemeint haben könnte, doch als zu der schlafenden Alia sah, war ich mir nahezu sicher.

,,Wenn du wüsstest wie ich dich sehe'', murmelte ich.


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⏰ Last updated: May 27, 2017 ⏰

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