Kapitel 5

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Natürlich stelle ich mir noch heute oft die Frage, warum ich mich gerade an diesem Abend schlagartig in Emily verliebte. Ich meine ich kannte sie ja bereits Jahre.

Der weitere Verlauf des Abends fiel eher ernüchternd aus, nachdem ich der Knutscherei mit Celine abrupt ein Ende gesetzt und Emily gefolgt war, musste ich mit Enttäuschung feststellen, dass sie in einen silbernen VW stieg und verschwand.

Am Montag der darauffolgenden Woche war ich erpicht darauf mit Emily ins Gespräch zu kommen.

Gott sei Dank hatten wir in den einzelnen Klassenräumen keine albernen Sitzordnungen, weshalb die Schlacht um den besten Platz jeden Tag von Neuem eröffnet wurde.

So entschied ich an diesem besagten Montag morgen mein Glück selbst in die Hand zu nehmen und einen Tisch neben Emily zu ergattern.

Ehrlich gesagt, war das ein Leichtes für mich, ohne arrogant oder selbstverliebt klingen zu wollen, die Mehrheit der Mädchen findet mich recht ansehnlich, weshalb sie mir bereitwilligt einen Platz in ihrer Reihe gewährt haben.

Obwohl einige von ihnen ziemlich verdattert drein geschaut haben, als ich mich nicht, wie von ihnen erwünscht, zwischen sie setzen wollte, sondern darum bat einen aufzurücken und ich somit am Fenster neben Emily saß.

In dem Moment freute ich mich so sehr über meinen Erfolg, dass mir auch die dummen Sprüche meiner Kumpels aus der anderen Ecke des Raumes egal waren.

Ich meine, wer würde nicht alles dafür tun in der Nähe seiner zukünftigen Verlobten zu sein? Ok, vielleicht etwas übertrieben.

Der erste Teil meines Vorhabens war somit erfüllt, nun musste ich es nur schaffen eine Unterhaltung mit ihr zustande zu bringen. Dies eröffnete sich als schwerer, als von mir erwartet. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Zu meinem erstaunen stellte ich fest: Ich war nervös.

Eigentlich war es eine meiner leichtesten Übungen Mädels um den Finger zu wickeln und sie das tun zu lassen was ich von ihnen erwartete. Gut, diese Mädchen hatten mir , hart wie es klingt, nicht wirklich etwas bedeutet. Es war mir schlichtweg egal was sie von mir dachten, sodass es mich am Ende auch nicht juckte, ob sie heulend vor mir zusammenbrachen und darum bettelten eine zweite Chance zu bekommen. Wobei darin gerade der Witz liegt, denn zumeist, nein jedes mal, war ich derjenige der sie hintergangen und verarscht hat, weshalb ich mich normalerweise hätte entschuldigen müssen. 

Trotzdem kam es mir gelegen, dass sie es taten, zum einen ersparte es mir kostbare Zeit, zum anderen aber auch Stress und Nerven. Ich meine, wer schlägt sich schon gerne mit heulenden Furien rum? Entschuldigung, eine andere Bezeichnung fällt mir für diese nicht ein, von Anfang an ist es doch ihr Fehler gewesen sich mit einem wie mir ein zu lassen. Mein Ruf als Arschloch und Herzensbrecher der Schule eilt mir voraus und doch verfallen sie immer wieder meinem Charme.

Viele der Jungs schütteln einfach nur den Kopf, wenn sie mitbekommen, wie Mädchen mir teilweise extra auf dem Gang auflauern, nur um mir 'Hi Till' zu rufen zu können und dann anfangen wie durchgeknallte Hühner zu gackern.

Trotz der Vorzüge ist es mir im Grunde sogar unangenehm so umschwärmt zu werden. Ich weiß nicht einmal warum das so ist. Der Kontrast von meinem eher dunklen Teint zu den hellen Augen ist zwar ganz nett und auch ist mein Gesicht schön symmetrisch, aber z.B. in Sachen Muskeln hätten viele Jungs weit mehr zu bieten.

So kam es also, dass ich mich in Emilys Gegenwart wie ein Grundschüler mit ADHS fühlte, da ich einfach nicht still sitzen konnte und wie ein Besessener meinen Textmarker auf und wieder zu machte.

Schließlich fasste ich all meinen Mut zusammen und fragte sie die wohl bescheuertste Frage die ich in dem Moment hätte stellen können: ,, Hast du einen Textmarker?"

Sie wandte sich überrascht zu mir, blickte auf den grünen Marker in meiner Hand und dann mich fragend an.

Ich versuchte möglichst lässig zu wirken, indem ich mit den Schultern zuckte und sagte:,, Der hier ist alle."

Zu meiner Überraschung schenkte sie mir darauf ein kleines Lächeln und meinte dann:

,, Geb's doch zu, in Wirklichkeit möchtest du einfach nur lieber mit dem schicken Schweinchenrosa markieren, als mit dem Grün.''

,,Ertappt'', antwortete ich grinsend und nahm ihr den rosanen Marker ab, welchen sie mir hinhielt.

,,Wieso sitzt du heute eigentlich hier, anstatt bei deiner Gruppe'', fragte sie nach einer Weile.

Kurze Zeit überlegte ich, ob ich, sowie ich es meistens tat, direkt auf offensive gehen und anfangen mit ihr zu flirten oder es langsam angehen lassen sollte.

Letztendlich entschied ich mich für Ersteres.

,,Ich wollte gerne mal bei einer so charmanten Dame wie dir sitzen'', antwortete ich also und zwinkerte ihr dabei zu.

Was als nächstes geschah ließ mir jegliche Röte ins Gesicht steigen, sie prustete laut los.

Selbst die Streber aus der ersten Reihe drehten sich um und starrten sie an.

Frau Michalski, unsere Mathelehrerin, wandte sich verdutzt von den Rechnungen ab, welche sie gerade an die Tafel schrieb und sagte leicht verärgert:

 ,,Was ist denn mit Ihnen, Emily? Ganz so lustig sind die quadratischen Gleichungen doch nun auch wieder nicht, oder? ''

Emily schüttelte mit entschuldigender Miene den Kopf.

,,Nun möchte ich aber gerne wissen, weshalb Sie dann meinen Unterricht stören," fragte Frau Michalski streng weiter.

Es war höchste Zeit, dass ich mich an dem Dialog beteiligte und ein wenig den Helden spielte, deshalb sagte ich:

,, Meine Schuld, ich konnte es wieder nicht lassen einen meiner berühmt-berüchtigten Witze zu erzählen''

,, Ach Till, da sind Sie abgeblieben, ich dachte schon Sie seien heute nicht da, Sie sind heute ungewohnt schweigsam, mein Lieber''. 

Zwischen Frau Michalski und mir bestand soetwas, was man wohl als eine Hass-Liebe bezeichnen könnte. Nein, wegen uns beiden wurde der Begriff , Hass-Liebe überhaupt erfunden.

Bereits am ersten Tag des Schuljahres war mir klar, dass ich mit der meine fünf in Mathe ganz sicher nicht weg bekäme, so versuchte ich auch gar nicht erst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Teils könnte man durchaus von Schülerterror sprechen, den ich mit dieser armen, kurz vor der Rente stehenden Mathelehrerin veranstaltete. Aber egal.

Nachdem sich Frau Michalskis Aufmerksamkeit wieder auf die Gleichungen richtete, blickte ich kurz zu Emily. Von der Seite sah sie genauso wunderschön aus wie von vorne.

Ich seufzte leise, was war ich doch für ein Idiot gewesen, sie nicht schon früher beachtet zu haben.

,,Deine Flirtversuche kannst du dir sparen, die ziehen bei mir nicht."

Überrascht sah ich sie erneut an, sie sah mir direkt in die Augen.

,,Ich weiß das dein Testosteron größer, als dein Gehirnmasse ist, aber ich denke du verstehst soviel, als das ich absolut keinen Bock auf Typen wie dich habe."

Nie hätte ich erwartet, dass solch eine Zicke hinter ihrem schönen Gesicht steckt. Wenn sie gewusst hätte, wie sehr es mir nach diesem Satz nach ihr verlangte.

Trotzdem hatte sie in einer gewissen Weise mein Ego gekränkt, warum ich etwas sagte, was ich sofort bitter bereute:

,,So wie du aussiehst, würden nicht einmal die notgeilen Opas aus dem Altersheim einen hoch bekommen, also warum in aller Welt erlaubst du dir anzumaßen, ich wollte etwas von dir?"

,,Guter Wortschatz, Till, hätte ich dir gar nicht zugetraut'', antwortete sie bloß.

Weitere Äußerungen verkniff ich mir.


You've Got The LoveTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang