1|Die Ankunft

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Durch das offene Fenster strömt Luft ins Auto und kühlen meine erhitzen Wangen etwas ab

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Durch das offene Fenster strömt Luft ins Auto und kühlen meine erhitzen Wangen etwas ab. Ich blicke nach draußen und sehe die Bäume an uns vorbei ziehen.
Die Sonne steht hoch am Himmel, ein paar Wolken ziehen an ihr vorbei und verdecken sie für einen kurzen Moment.
"Schön ist es hier." Meldet sich Tante Jody, die das Radio leiser stellt um mit mir reden zu können. Wobei mir gerade lieber wäre, sie würde es noch lauter stellen. Gerade habe ich nicht wirklich lust, mit ihr zu reden, ich nöchte einfach nur diese Fahrt hinter mich bringen.

"Schon ganz schön, ja." Murmle ich in Gedanken und betrachte weiter die Bäume die vorbei ziehen, sie sind schon gelb verfärbt ich liebe den Herbst.
Früher haben Mom, Dad und ich immer zusammen im Garten die Blätter zusammen gekehrt nur um dann mit lautem Gelächter in den Blätterhaufen zu springen und wieder von vorne zu beginnen.

"Ich hab gehört das du nicht die einzige bist die auf die neue Schule wechselt."Sie versucht sich an freundlichen Ton.

"Kann schon sein." Schnaube ich und erlösche den Gedanken an Moms lachen und ihr strahlendes Lächeln.

"Es wird dir dort gefallen." Sie setzt den Blinker und fährt von der Autobahn ab.

"Woher willst du das wissen?" Nun wende ich mich ihr direkt zu.

"Nun, ich hab einfach ein gutes Gefühl."Sie ein munteres Lächeln auf den Lippen.
Ich weiß das sie das alles nur gut meint aber für mich ist es eine Strafe zu meinem Vater zu müssen.
Als Mom gestorben ist hat er mich einfach zu Tante Jody gebracht.
In der schlimmsten Zeit hat er mich einfach verlassen und mich mit ihrem Tod alleine gelassen. Es fühlte sich an als hätte ich beide Elternteile verloren.

"Es tut mir leid, Kate." Unterbricht mich Tante Jodys Stimme, die mit traurigem Blick nach vorne sieht.

"Was tut dir leid?" Frage ich nach.

"Das ich mich nicht weiter um dich kümmern kann." Eine bedrückte Stimmung breitet sich im Auto aus.
Das Lächeln ist verschwunden, stattdessen presst sie ihre Lippen zu einer geraden Linien zusammen.

"Es muss dir nicht leid tun, das ist einfach nur die Aufregung. Es wird sicher toll werden." Ich versuche mich an einem aufmunternden Lächeln, das mir jedoch nur halb so gut gelingt wie ich es mir erhofft hatte.

Nach weiteren zwanzig Minuten, fahren wir auf ein Haus zu das ich nur wage in Erinnerung habe.
Die hell braune Fassade des Hauses sticht mir ins Auge. Sie wurde sichtlich erst vor wenigen Wochen neu gestrichen. Die Fenster wurden durch neue größere ersetzt.
Es wirkt viel Modernen als ich es in Erinnerung hatte.
Doch der Anblick des Vorgarten lässt mich jedoch die Nase rümpfen, er ist jämmerlich herunter gekommen.
Wo früher Moms Beete angelegt waren, wuchert Unkraut aus allen Ecken hervor. Unsere einst neue Schaukel, ist mittlerweile eingerostet und mit Efeu überwachsen. Was mir eigentlich recht gut gefällt.
Ein weißer Audi mit getönten Scheiben steht in der Auffahrt.
Wahrscheinlich Dads Wagen den er erst neu gekauft hat.
Seit über einem Jahr arbeitet Dad bei einem angesehen Ingenieur, der deutlich mehr Geld abwirft als sein letzter Job.

Als Tante Jody den Wagen parkt geht schon die Haustür auf und jemand tritt heraus.
Dad sieht zu uns rüder als er auf der Veranda stehen bleibt und beobachtet wie wir aussteigen.
Seine dunklen Haare haben einen leichten grauen Schimmer bekommen. Er trägt einen drei Tage Bart der ihm zu meiner Verwunderung sehr gut steht.
Ein schlichtes blaues Shirt und eine schwarze Hose runden den Anblick perfekt ab.
Er hat sich sichtlich verändert in den Jahren.

"Hallo ihr zwei." Seine Mundwinkeln zucken als ich auf ihn zu gehe.
"Hey Dad." Verlegen blicke ich zu Boden. Es ist lange her das ich Dad so nah war, und die Worte auszsprechen ist noch viel schwerer als ich gedacht hatte.
"Hallo Kate." Seine Stimme klingt bedrückt fast schon fremd und weit weg.
"Du hast ja perfektes Wetter hier." Stimmt Jody mit ein und unterbricht das peinlich Schweigen damit. Sie steht an ihrem Wagen und ist gerade dabei die Koffer auszupacken.

"Das stimmt, ist aber nicht dauerhaft so." Ohne mich zu äußern, wende mich zum Auto um meine Tasche zu holen.

Während ich und Dad die Koffer nach oben bringen stöbert Tante Jody durch die Zimmer und betrachtet das neu eingerichtete Haus, das nur noch wenig an früher erinnert. Die Flammen haben damals viel Schaden angerichtet. Weswegen dieser Schritt sicher notwendig war, doch zu sehen wie alles was mich an meine glückliche Familie erinnerte verschwunden ist, stimmt mich traurig.

Auch mein Zimmer hat sich verändert. Neue Farbe an den Wänden, ein neues Bett in schicker Lederobtick und ein großer Schrank mit Schiebetüren.
Es wirkt deutlich edler und feiner als früher vor allem ohne das Kinderzeug , und doch fehlen mir diese Kleinigkeiten. Es wirkt kalt hier drinnen, so lieblos.
Das einzige was von früher übrig geblieben ist, sind Bilder von uns als noch alles in Ordnung war. Die Flammen haben wohl nicht alles ausgelöscht.
Ich streiche über den Rahmen, mit einem Bild von Mom darin. Ihr warmes Lächeln auf den Lippen, ihre braunen Haare die ihr locker über die Schulter fallen.
Mich überkommt ein schmerzhaftes Stechen in der Brust.
Tränen bilden sich als ich über das kalte Glas des Bildes streiche, es hat eine leichte Staubschicht angelegt, was mir zeigt das Dad dieses Bild schon lange nicht mehr in den Händen hatte.

"Sie war wunderschön an diesem Tag." Dads Stimme lässt mich schwer schlucken. Der Boden knarrt unter Dads Schritten als er sich mir nähert.
"Das war sie." Stimme ich zu.
Das Foto wurde an ihrem Hochzeitstag gemacht. Sie waren für einen Moment allein und wollten diesen Augenblick für später festhalten.
Genau für diesen Augeblick, versuche ich mir einzureden.

"Ich hoffe es gefällt dir wie wir es eingerichtet haben." Unterbricht Dad meine Gedanken.
Ich schaue mich noch einmal um und versuche alles auf mich wirken zu lassen.
"Ja Dad es ist perfekt, perfekt für ein Mädchen meines Alters." Ich zwinge mich zu einem Lächeln und starre zum Fenster hinaus.
"Hatte ich früher auch schon diese Aussicht?" Ich trete nähere heran um nach draußen zu sehen.
Gegenüber vom Haus erstreckt sich ein Feld, dahinter kann ich Berge und die Stadt erkennen, durch die wir durchgefahren sind.
"Schon ja, vor zwei Jahren wurden ein paar Bäume abgeholzt und diese Aussicht war plötzlich frei." Er steht dicht hinter mir. Ich spüre seinen Atem auf meinem Haaransatz.
"Stimmt, da waren früher viel mehr Bäume." Ich kann mich erinnern wie dunkel und angsteinflössend der Waldrand damals gewirkt hat.

"Ja, ich war nicht beleidigt als sie die Bäume entfernt haben. Hätte ich früher gewusst was für eine Aussicht frei gemacht wird, hätte ich sie viel früher entfernt." Wir fangen beiden an zu lachen und merken wie die Anspannung von uns abfällt.
Die Stimmung wird von Sekunde zur Sekunde besser. Langsam fühle ich mich nicht mehr so falsch am Platz.

"Ich muss dann los!" Dröhnt Tante Jody Stimme zu uns hoch.
"Ich komme." Rufe ich. Kurz wende ich mich zu Dad, der ein leichtes Lächeln auf den Lippen hat, bevor ich nach unten laufe um mich von Tante Jody zu verabschieden.

Mit Tränen in den Augen steigt sie in den Wagen ein und fährt mit heulendem Motor die Straße entlang.
Gleich nachdem Tante Jody gefahren ist, bin ich hoch in mein Zimmer um meinen Koffer auszupacken.

Langsam hüllt die Dämmerung die Stadt ins Dunkle. Als ich nach wenigen Stunden zum ersten mal wieder aufsehe, nachdem ich alles an seinem Platz gestellt habe, ist es schon dunkel geworden. Die Zeit ist wie verflogen.
Als sich mein Magen mit einen lauten grummeln meldet, beschließe ich nach unten zu gehen um zu schauen was es zu essen gibt.
Falls es etwas zu Essen gibt.

Ewige Liebe *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt