Chen hatte diesen Ausdruck in den nun dunkelbraunen Augen, der zu meiner Seele vorzudringen zu schien.

„Ich weiß ich habe nicht die berechtigung dich dies zu fragen, doch dennoch werde ich es tun. Wieso hast du mich soeben in meinem Auto angelogen?" er legte den Kopf schief, während ich mir ertappt auf die Unterlippe biss.

„Habe ich nicht. Mir geht es an meiner Schule gut." beteuerte ich und brach den Blickkontakt ab, der sich in die reinste Qual verwandelt hatte, da seine Augen einen undeutbaren Ausdruck bekommen hatten.

Mein gegenüber lachte leise und amüsiert von mir auf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Überzeuge mich. Erzähle mir etwas von deinem Schulleben." verlangte er wieder mit engelsgleicher Stimme und wirkte tatsächlich interessiert.

„Wenn du mir etwas über dein Studium erzählst." hielt ich dagegen, um mir etwas einfallen zu lassen, was ich ihm auftischen konnte. Chen nickte geduldig und sah mich nch immer unebirrt an, als gäbe es hier nichts anderes, auf das er seine Augen legen könnte. „Was du willst." ein lächeln zierte die schmalen Lippen.

Ich lehnte mich ein wenig auf meinem Stuhl zurück und präsentierte ihm meine zurechtgerückte Ausrede. „Ich gehe in den Abschlussjahrgang, halte mich von jeglichen kriminellen Machenschaften fern und bin weder Opfer noch Täter, was Mobbing und Schlägereien betrifft. Die Kurse die ich belege sind hauptsächlich stink langweilig und meine Lieblinge unter ihnen sind Kunst und Englisch. Meine beste Freundin hat ein komplettes Rad ab und wir haben beide die gleichen Fächer. Ich denke mal das sollte überzeugung genug sein."

Chens Blick hushte kurz über meinen Körper, wohl um mich auf sämtliche Lügenzeichen zu durchforsten. Er nickte schließlich und räusperte sich, bevor er begann von sich zu erzählen. „Ich studiere an der Yonsei University, wie du bereits erfahren hat, menschliche Psychologie. Es ist nicht das interessanteste und doch ist es ganz nützlich und manchmal spannend wie der Menschliche Körper tickt und auf sämtliche Situationen reagiert. Meine beiden engsten Freunde studieren ebenfals das selbe." gab er mit seiner gewählten Wortwahl von sich und verschränkte die Arme.

Wir bestellten und aßen, wobei sich unsere Blicke immer wieder für einige lange Sekunden trafen, in denen ich völlig in seinen Augen versank. Wir schwiegen, kein Wort wurde gesagt und doch war die Stimmung ziemlich munter, außerdem kannte ich ihn so gut wie überhaupt nicht, was mir nicht wirklich ein Gesprächsthema einfallen lassen wollte.

„Wie hast du mich gefunden?" wollte ich schließlich wissen, als ich meinen Teller zur Seite schob und ihn zur Abwechslung mal ernster ansah.

Chen legte seinen Kopf auf seine, auf den Ellbogen aufgestützten, verschränkten Hande und lächelte bezaubernd. „Ich habe einen meiner Bekannten besuchen wollen. Er lebt in der Straße in der ich hab dich liegen gesehen. Unmöglich konnte ich dich da auf dem Boden liegen lassen und habe dich mit zu mir genommen. Ich hoffe das ist keinerlei Problem für dich, auch wenn wir uns zwei Fremde sind." ließ er mich wissen.

Ich schuttelte mit dem Kopf. „Eigentlich sollte ich mich mal bedanken." nuschelte ich und leerte den letzten Schluck meines Orangensaftes.

„Danke." meinte ich schließlich und sah ihn aufrichtig an.

Mein gegenüber wimmelte das ganze mit einer lässeigen, dennoch eleganten Handbewegung, ab. „Einer Dame in nöten hat man zu helfen. Männer die dies ignorieren, sind es nicht mal Wert angesehen zu werden." sprach er mit seinem seltsamen Akzent und seiner ausgewählten Wortwahl und ließ mich ein wenig überraschen.

Noch nie hatte ich ein männliches Wesen soetwas hören sagen. Chen schaffte es innerhalb kürzester Zeit mein ganzes Bild der anderen Spezies zu verwirren.

Into the DarknessWhere stories live. Discover now