19 - Erleichterung

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Als ich meine Augen wieder aufschlage, befinde ich mich im Krankenzimmer unserer Schule. Ich gucke mich im Zimmer um, und sehe, dass Kirstin auf einem Stuhl in der Ecke kauert. Sie ist augenscheinlich abwesend. Eigentlich ist das meine Chance, mit ihr zu reden. Sie hat eine Erklärung verdient. Und die muss ich ihr liefern, denn eine Trennung, wie wir sie hinter uns haben, hat sie nicht verdient.
Räuspernd versuche ich, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sofort schnappt sie aus ihrer Trance. "Mitch. Du bist wach."
"Kirstie. Lass uns reden." Sie schüttelt den Kopf und bewegt sich in Richtung der Tür. Dass sie jetzt geht, kann ich nicht zulassen.
"Kirstie, bitte. Ich will nicht, dass du mehr leidest, als es nötig ist. Ich wollte dir nicht weh tun. Gib mir ein paar Minuten, es zu erklären." Ich gucke sie mit einem bittenden Blick an. Darauf hin seufzt sie und setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett. "Gut, du hast 5 Minuten. Keine Sekunde länger."
Ich hole Luft und fange an, zu reden:"Kirstie, ich wollte dir nie so weh tun. Ich weiß, ich hab es trotzdem getan. Ich.. ich bin schwul. Ich hab mir das nicht ausgesucht. Und ich liebe dich. Weißt du, nur, weil ich gemerkt habe, dass ich mehr auf Jungs stehe, gehen ja nicht meine Gefühle für dich einfach so weg. Die lösen sich ja nicht einfach so in Luft auf. Aber du wirst mit mir nicht glücklich und ich nicht mit dir. Denn es würde einfach etwas in unserer Beziehung fehlen."

Kirstie guckt mich nicht an, ich merke, dass sie sehr verletzt ist. "Und was ist das mit Scott, Mitch? Wie kannst du mir sagen, dass du mich liebst, wenn du schon mit jemandem anderen rummachst? Glaubst du, ich krieg die Gerüchte nicht mir, die in der Schule so rumgehen?"

Ich gucke aufs Bett, das schlechte Gewissen quält mich schon sehr. "Es tut mir leid Kirstie. Ich hab mich in Scott verliebt. Ich konnte nichts dagegen machen."

Als ich die leisen Schluchzer wahrnehme, die Kirstie von sich gibt, kann ich nicht anders, als zu ihr zu rücken und sie zu umarmen. Wenn es ihr schlecht geht, dann tut mir das auch weh. Lange Zeit war sie die wichtigste Person in meinem Leben.

Und so sitzen wir da, Kirstie in meinen Armen und ich ziemlich erleichtert, dass diese Mauer zwischen uns endlich wieder ein Stück abgerissen ist. 

"Mitch, ich weiß, dass du das nicht extra gemacht hast. Nicht, um mich zu verletzen. Dass das niemals deine Absicht war. Aber das kommt nicht in meinem Herzen an. Es tut so weh.", flüstert Kirstie leise. 

Und ich beschließe, dass ich ihr irgendwie anders zeigen muss, wie leid es mir tut. Auf einem Weg, der besser im Herzen ankommt, als Worte.

Plötzlich erinnere ich mich an den Grund, weshalb ich umgekippt bin. Scott. Was ist mit Scott?? "Kirstie, was ist mit Scott?", frage ich drängend. Ruhig antwortet sie: "Es ist alles gut, Mitch. Beziehungsweise mit Scott ist alles gut. Es ist nicht Scott, der im Koma liegt."

Es fühlt sich an, als würde ein ganzer Berg an Steinen von meinem Herzen kullern. Ich bin so erleichtert darüber. Es ist nicht Scott! "Nick Evans liegt im Koma. Vom Auto erwischt. Jetzt haben wir keinen Hauptdarsteller mehr. Mrs Blythe ist schon ganz krank vor Sorge um ihren Hauptdarsteller, aber auch um das Musical." 

Ich antworte ihr überrascht: "Wer soll denn so kurzfristig die Hauptrolle übernehmen? Das ist ja wahnsinnig." 

Aber eigentlich ist es mir herzlich egal. Ich bin so erleichtert, dass es nicht Scott erwischt hat, dass alles andere jetzt erstmal warten muss. 

Ich schließe Kirstie in eine feste Umarmung. "Danke Kirst.."

Ein Abschlussjahr ≠ 08/15 - Sup3rfruit Fanfictionحيث تعيش القصص. اكتشف الآن