Kapitel 1

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Louis

Als mein Wecker viel zu früh klingelte, schaltete ich ihn aus, aber wollte nicht aus dem Bett steigen. Besser gesagt: ich konnte einfach nicht aus diesem Bett steigen.
Dieses Bett war warm und umhüllte mich, wie ein Schutzwall.

Ein Schutzwall, den ich auch brauchte. Er sollte mich vor all den Leuten da draußen beschützen, die sich Tag für Tag über mich lustig machten.
Die ihre Zeit Ich damit verschwendeten, mir negative Aufmerksamkeit zu schenken. Sie standen morgens auf, genau wie ich. Jedoch mit dem Unterschied, dass sie nicht unter dem Dauerzustand „Angst" litten.

Als ich jedoch widerwillig aus dem Bett gezogen wurde, machte ich mich ohne jede Eile fertig, denn wenn ich zu spät kam, gab es niemandem der mich noch vor 8 Uhr bloßstellen oder terrorisieren konnte.

Ich wusste nicht mal, wieso sie so etwas taten. Ich hatte keine Ahnung, warum sie ihre kostbare Zeit als Basketballball Spieler mit mir verschwendeten.
Ich hatte ihnen nie etwas getan. Aber ich glaube das war der Grund. Ich konnte mich einfach nicht wehren und das schienen sie zu genießen.

Sie genossen es, jemanden unschuldigen und jemanden ohne die Macht etwas gegen sie zu machen, zu verprügeln und zu beleidigen.

Aber das war es nicht mehr, was mir so Angst machte. Ich war die ganzen blauen Flecke und das blutverschmierte Gesicht schon gewöhnt.

Was mich verängstige war einfach die Tatsache, dass mein einziger Freund, dem ich mittlerweile wahrscheinlich auch zu peinlich geworden war, da ich ja alles mit mir machen ließ, mich nun auch im Stich ließ.
Er meinte zu mir, dass er sich eher bei den coolen als hier bei mir sieht.
Ich sollte das nicht persönlich nehmen, denn Niall wird ja immer für mich da sein, wenn ich ihn brauche.

Aber ist er denn so blind? Sieht er nicht, dass ich ihn jeden Tag, jede Sekunde brauchte. Denn wenn alle gegen einen sind, braucht man doch wenigstens eine neutrale Person, an der man Halt finden kann.
Aber ich schätze mal, bei den „Coolen" denkt man nicht so weit. Denn dort ist man nie alleine.

Als ich durch die großen Türen, des Haupteinganges tat, war ich schon 15 Minuten zu spät dran und die Gänge waren komplett leer.

Ich machte mich auf zu meinem Klassenzimmer und als ich es betrat, beachtete mich auch niemand, da ich es erstens nicht wert war, von einzelnen Augenpaaren beachtet zu werden und zweitens, alle schon wussten, dass ich nie pünktlich zur ersten Stunde kam.

In den Pausen hielt ich mich meist im Klassenzimmer auf, in dem ich vorher Unterricht hatte und bombardierte den Lehrer mit sinnlosen Fragen, damit ich nicht zurück in die Flure musste, wo alle nur auf mich warten.

Doch in der Mittagspause gab es keinen Zufluchtsort.

Ich saß jetzt seit ca. 5 Minuten an meinem regulären Platz und stocherte einfach nur in meinem Essen rum, da ich wusste, dass es bessere war nichts zu essen, da es dann auch nichts gab, was man wieder heraus kotzen könnte.

Als hätte ich nicht gerade darüber nachgedacht, wurde mir auch schon unsanft auf die Schultern geschlagen und Zayn, der Captain der Andrew Wolfs, setzte sich neben mich und grinste mich mit diesem verachtenden Grinsen an, der seine Augen dunkler erscheinen ließ, als sie eh schon waren.

Ich sprach ein kurzes Gebet, damit ich es heute wenigstens noch nach Hause schaffte, damit ich nicht wieder ins Krankenhaus kam. Dort musste ich dem Arzt und der Polizei dann, ohne Namen zu nennen versteht sich, erklären was passiert war.

Würde ich Namen nennen, gäbe es immer noch Anhänger, die bereit wären mir das Leben zur Hölle zu machen, selbst wenn Zayn und sein Team aus dem Weg geschafft sind.

Noch bevor ich meine Gedanken beenden konnte, wurde ich unsanft am Arm hochgezogen und von 6 muskulösen Schülern aus der Cafeteria begleitet, wobei mich schon niemand mehr ansah, dass es zum Alltag gehörte, dass ich „abgeführt" wurde.
Die Lehrer dachten sogar, ich würde auch zum Team gehören und wir hatten eine Teambesprechung oder so einen Quatsch. Jedenfalls hatte Zayn ihnen das so erzählt.

Nicht mal Niall sah mir heute in die Augen, als er mir mit seinem Tablett entgegen kam.
Also ist es offiziell, er möchte nichts mehr mit mir zutuen haben.

Nachdem ich einfach auf dem Jungs Klo zurück gelassen wurde, versuchte ich mich am Waschbecken hoch zu ziehen und wusch mir erstmal das Gesicht und spülte so auch die Wunde an meiner Stirn aus, die gerade wieder aufgeplatzt war.
Ich sah nochmal in den Spiegel und versuche die riesigen Augenringe und sonstige Mängel in meinem Gesicht zu ignorieren.

Zurück im Unterricht sah ich einfach nur aus dem Fenster und bemerkte das Gemurmel um mich herum.
Jeder redete über mich. Immer und überall. Aber meist war nicht ein nettes Wort dabei, da jeder mich verachtete.
Jeder schämte sich dafür, dass sie mit mir in einem Raum sitzen müssen. Und das alles nur, weil Zayn es Ihnen in die Köpfe gesetzt hat.

Gerade als ich aufstehen wollte um aus dem Klassenraum zu stürzen, da ich diese ganzen Stimmen nicht mehr ertragen konnte, die jetzt sogar in meinem Kopf auf mich einredeten, öffnete sich die Tür.

Ein groß gewachsener junger Mann kam gefolgt vom Direktor hinein und sie redeten kurz mit der Lehrerin, die extra ihr langweiliges Geschwafel über Photosynthese oder so einen Mist, unterbrechen musste.
Kurz darauf zeigte sie auf mich. Nein warte, auf den Platz neben mir.
Der Junge kam auf mich zu und nahm einfach schweigend neben mir Platz. Er legte seine Sachen auf den Tisch, die er in der Hand gehalten hatte, bevor er mich anlächelte.

Er lächelte.
Er lächelte mich an.
Er war definitiv neu.

Das Gemurmel um mich Bzw. Uns herum hatte gestoppt, doch als der Direktor den Raum wieder verließ, begann es erneut und wurde lauter als vorher.

"Ich bin Harry." Sagte er in einem lässigen Ton und hielt mir die Hand hin.
Ich nickte ihm nur zu und ignorierte seine Hand, da ich ihm hier noch eine Chance geben wollte, doch wenn ich ihm jetzt meine Hand gab, war auch sein Ruf nach nicht mal 2 Minuten im Eimer.
Zwar sah er ziemlich muskulös aus, sodass er sich wahrscheinlich wehren könnte und seiner lässigen Begrüßung nach, war er auch ziemlich direkt und hatte überhaupt keine Angst, sich neuen Situationen zu stellen. Irgendwie bewunderte ich seine Art jetzt schon, obwohl er sich nur vorgestellt hatte

"Louis." Murmelte ich leise und sah dann schnell wieder aus dem Fenster um weitere Konversation zu vermeiden.

In der Spiegelung konnte ich Harry jedoch beobachten.
Er hatte braunes Haar, welches leicht gelockt war. Außerdem war es ... nass.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es regnet und dabei starre ich die ganze Zeit aus dem Fenster.
Seine grünen Augen suchten den Raum ab und er schien zu merken, dass alle Blicke auf ihm hier hinten lagen. Er seufzte jedoch nur und schlug ein kleines braunes Buch vor sich auf und fing an etwas hinein zu schrieben.

Ich seufzte nur leise und als der Unterricht dann endlich vorbei war, stand ich schnell auf und wollte den Raum verlassen, damit ich Zayn und seinem Gefolge nicht begegnete, doch etwas hielt mich am Handgelenk fest.

Harry. Harry hielt mich fest.

"Kannst du mir vielleicht die Schule zeigen ... Louis." Sagte er mit einem warmen Lächeln, wobei er meinem Namen etwas zögerlich aussprach.
Irgendwie hatte er schon was, aber ich konnte nicht genau sagen ob es seine grünen Augen waren oder die Tatsache, dass er mit der erste seit einem Jahr war, der sich mit mir unterhalten wollte.

Dear Diary... (Larry)Where stories live. Discover now