Menschen

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Wir skateten nun schon eine ganze Weile. Erst waren wir auf der Bahn gewesen, aber dort hatten auch Gaston und Nina geskatet. Es war furchtbar, wie die beiden uns angestarrt hatten.

Nun waren wir im Park und unterhielten uns über belangloses Zeug. Über das Wetter, die Schule, die neusten Nachrichten. Als wäre es das erste Mal, dass wir etwas zusammen unternahmen. Es waren sicherlich schon Stunden vergangen und ich hatte nicht das Gefühl, dass es ihm immer noch schlecht ging. Er sah zufrieden aus, erleichtert.

"Machst du bei dem Wettbewerb im Jam&Roller mit?", fragte Matteo irgendwann.

"Du meinst den Skate-Wettbewerb?"

"Ja genau", antwortete er.

"Klar", lächelte ich. "Die Chance lasse ich mir doch nicht entgehen. Wie ist es mit dir? Machst du auch mit?" Was für eine unnötige Frage.

Doch Matteo zuckte nur mit den Schultern und während ich verwirrt stehen blieb, fuhr er unbeirrt weiter. Ich schüttelte den Kopf und holte ihn schnell wieder ein.

"Du machst nicht mit?!" Matteo zuckte wieder mit den Schultern.

War er denn verrückt geworden? Der Wettbewerb war eine riesige Chance!

"Aber wieso?", fragte ich.

Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. "Es ist ein Partnerwettbewerb, Luna"

"Aber Ambar...- oh", natürlich würde er nicht mit Ambar antreten. Er hatte sich ja schließlich getrennt.

Doch dann musste ich an Nina denken und daran, was sie mir erzählt hatte. Wenn Matteo und Ambar pläne gegen mich und Simon schmieden konnten, obwohl sie getrennt waren, dann würden sie es ja wohl auch schaffen, zusammen zu skaten.

"Verstehst du jetzt, wieso ich nicht mitmachen kann?"

Diesmal zuckte ich mit den Schulter. Spiel dein Spiel ruhig weiter, Matteo, dachte ich. Vielleicht wirst du irgendwann erkennen, dass du nicht gewinnen kannst.

Matteo zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. "War das gerade ein Nein?"

Ich beschleunigte verärgert das Tempo.

"Jetzt warte doch!", rief Matteo. Ich schwieg.

"Weißt du, beim Open Music dachte ich, kein Problem, ich verstehe mich so gut mit Luna. Sie ist eine großartige Skaterin und wir haben beim Trainieren immer viel Spaß zusammen. Sie wird sicherlich mit mir antreten. Aber auf einmal bist du mir aus dem Weg gegangen, zu jeder Zeit, überall. Du hast einfach nicht mehr mit mir gesprochen. Als hättest du die Tür, die mich in dein Leben lässt, zu gemacht und mit einem Schloss verringelt. Und dann habe ich dich angesprochen, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe, und du wurdest so wütend und traurig und da war dieser Hass in deinen Augen, den ich mir einfach nicht erklären konnte."

Natürlich. Er konnte es sich nicht erklären. Ich seufzte. Es war nicht lustig, einfach nicht lustig.

"Weißt du noch, was du gesagt hast?", fragte Matteo und wollte eigentlich gar keine Antwort darauf haben. "Ich weiß es, hast du gesagt. Und in meinem Kopf habe ich jede einzelne Erinnerung abgespielt und wusste dennoch, was das für eine Anspielung sein sollte. Nina hat euch gehört, hast du dann gesagt und ich habe noch Mal jede Situation durchgekaut, die mir eingefallen ist. Aber ich blieb jedes Mal bei der selben Frage stehen. Was könnte Nina gehört haben, was dich so sehr verletzt hat? Was habe ich gesagt, dass dich so unglücklich gemacht hat?"

In meinem Kopf spukten die wildesten Beleidigungen, die darauf warteten, gesagt zu werden, damit er endlich verstand, was es tatsächlich in mir ausgelöst hatte. Wie furchtbar er mich verletzt hatte. Aber mein Herz fragte sich ganz andere Dinge. Konnte er tatsächlich nicht verstehen, wieso ich das gesagt hatte?

Wenn ich ihm nichts bedeuten würde, wäre er nicht hier, flüsterte etwas in mir. Er würde seinen Fehler einfach einsehen, aber stattdessen grübelte er, was denn sein Fehler war. Für mich gab es nur eine Erklärung: Man kann keinen Fehler einsehen, den man nicht gemacht hat.

"Es hat mich getroffen, was du mir an den Kopf geworfen hast, obwohl ich es nicht wirklich verstanden habe. Aber dann hast du gesagt: Ich weiß es, du verdammtes Arschloch. Du bist einfach weg gelaufen und hast mich mit meinen tausend Fragen einfach stehen lassen. In dem Moment ist irgendetwas in mir in hunderte Stücke zerbrochen."

Ich schluckte. War auf einmal hin- und hergerissen, was ich glauben sollte. Ich blieb stehen und Matteo blieb das auch. Er kam langsam auf mich zu und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mein Herz schlug auf einmal so heftig, dass ich Angst hatte, es würde mir aus der Brust springen.

"Du musst mir nichts erzählen, was du mir nicht erzählen willst. Du musst mir auch jetzt nichts erklären, wenn du das nicht willst."

Matteo legte vorsichtig seine Hand auf meine Wange und ich konnte mich keinen Milimeter bewegen, so hypnotisiert war ich. Meine Augen verfolgten abwartend jede seiner Bewegungen.

"Luna?", flüsterte er.

"Ja?"


Es war nur ein einziger Satz auf dieser Welt gewesen, der die Macht hatte, diesen Moment zu zerstören. Und Matteo, tja, er sagte genau diesen.

"Du bist etwas ganz Besonderes für mich"


Ich habe noch eine Sache gehört, Luna. Sie haben davon geredet, dass Matteo wieder etwas tun sollte. Einen nächsten Schritt, haben sie es genannt. Matteo wird zu dir kommen, Luna, und dir sagen, dass du etwas ganz Besonderes für ihn bist.


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Hey ❤

Vielleicht kommen heute Abend noch weitere Kapitel, denn ich habe schon weitere geschrieben, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die schon heute veröffentlichen soll XD

Also, vielleicht bis später XD

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