Der vierte Tag

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Nicht zum Aushalten!

Es beunruhigte mich außerdem ein bisschen, dass ich selbst Sherlock direkt für ihn hätte stehen lassen und das obwohl Sherlock oder besser gesagt Benedict Cumberbatch eigentlich meine Ausnahme war. Trotzdem konnte er mich gerade nicht ablenken.

Weil mir die Gedanken wie im Mixer auf der höchsten Stufe durch den Kopf schossen, kam ich außerdem den ganzen Tag lang zu absolut nichts.

Der Samstag war lang und er kam mir nur noch länger vor, weil meine gesamte Familie zu meiner Granny ausgeflogen war und ich Hausaufgaben machen musste.

Jede Minute zog sich zu Stunden in die Länge und als mich schließlich an meine Hausaufgaben herantraute, hätte ich mich bereits nach einer halben Stunde am liebsten hysterisch heulend und schreiend auf den Boden geworfen, weil Mathe einfach keinen Sinn machte, ich mich nicht konzentrieren konnte und ich mich dumm und unwissend fühlte.

Zusätzlich zu allem sind Hausaufgaben natürlich verdammt schwer zu erledigen, wenn man die ganze Zeit an Granny's köstliches Hirschragout denken muss und an Appelcrumble mit Vanillesoße. Vielleicht lag meine momentane Gehirn-Situation ja auch daran, dass ich heute noch absolut nichts gegessen (und auch in keiner Weise Anstalten machte, mich anzuziehen) hatte und meine Synapsen einfach unterversorgt waren.

Bei dem Gedanken an Essen lief mir, trotz nach wie vor vorhandener Übelkeit, das Wasser im Mund zusammen, also schleppte ich mich schwerfällig die knarzende Holztreppe hinunter in die Küche und durchstöbere den Kühlschrank, auf der Suche nach etwas halbwegs Essbarem, aber ich fand neben einer vergammelten Karotte und einer schrumpeligen Gurke nur Joghurt mit Pelzüberzug und einen Apfel, der wenigstens noch genießbar aussah.

Solangsam fragte ich mich, ob mein Vater auch nur ansatzweise daran dachte, dass seine älteste und einzige Tochter auch ab und zu mal etwas essen musste um nicht ebenso schrumpelig wie die Gurke und so vergammelt wie die Karotte unter ihrem Schreibtisch zu enden. Andererseits wäre der Tod natürlich eine Erlösung von meinen verrücktspielenden Gedanken gewesen, also sollte ich diese Möglichkeit vielleicht noch nicht ganz abschreiben.

Ich dachte schon wieder an ihn. Fehlte nur noch, dass ich jetzt auch noch anfing zu träumen. Vom Tanzen im Regen und der peinlichen Ratslosigkeit hinterher.

Warum zum Teufel waren Leute gerne verliebt? Mir war das ein Rätsel. Mir wurde davon nur schlecht und diese Anspannung war ja nun wirklich nicht erstrebenswert.

Sollte ich jemals wieder jemanden sagen hören: „Ich hoffe bloß, dass die Schmetterlinge niemals verschwinden. Nichts ist schimmer als in Routine zu verfallen", dann würde ich diese Person auslachen. Wenn sich so Schmetterlinge anfühlten, konnte man meine gerne haben. Ich wollte sie nicht. Und was war denn bitte so furchtbar an Routine? Solange man sich nicht festfuhr war Routine doch klasse! Menschen brauchen Routine! Ich brauchte Routine.

Jeden Morgen zu spät zur Bushaltestelle zu kommen, das war Routine.

Mit Junia über Mia lachen, das war Routine und sie gefiel mir.

Ich mochte mein geregeltes Leben. Es war ja nicht so, dass da kein Raum für Überraschungen blieb.

Er war definitiv eine Überraschung. Eine so große, dass es mich aus allen meinen Routinen herausriss. Ich hatte heute nicht einmal mit meiner Familie gefrühstückt, bevor sie alle losgefahren waren, dabei war das sogar schon von Routine zu Tradition geworden.

Er brachte mich einfach komplett aus dem Rhythmus. Ob ich das gut oder schlecht fand wusste ich gerade nicht. Das ich wahnsinnige Angst hatte wusste ich inzwischen.

Ich tapste wieder nach oben in mein Zimmer und verkroch mich unter der Bettdecke. Ich hatte beschlossen meine Hausaufgaben heute einfach Hausaufgaben sein zu lassen.

12 Tage AprilDove le storie prendono vita. Scoprilo ora