Die Psyche eines Individuums wird nur von wenigen verstanden. Sie ist unergründlich, unerschöpflich. Und doch versucht die Psychologie seit tausenden von Jahren, eine Bezeichnung für unerklärliche Phänomene zu finden.
Kognitive Dissonanz.
Ein als unangenehm befundener Gefühlszustand.
Wenn ein Mensch sich für etwas entscheidet, es im Nachhinein dennoch bereut. Es tritt Angst, Verwirrung und Unbehagen auf.
Was macht nun also der menschliche Organismus um diesen Gefühlen aus dem Weg zu gehen?
Er ändert sein Verhalten oder seine Wertvorstellung, um sich seiner getroffenen Entscheidung anzupassen. Die eigentlichen Gefühle werden mit falschen überspielt, damit diese vergessen werden.
Ein anderes Beispiel für kognitive Dissonanz ist das Handeln wider besseren Wissens.
Das Individuum weiß das Rauchen schlecht für seine Gesundheit ist, tut es dennoch.
Der menschliche Organismus verdrängt die negativen Konsequenzen und überspielt sie mit positiven Empfindung. Der Gedanke ‚Mir wird schon nichts passieren' oder ‚Meine Lungen sind stärker als andere' machen es leichter gegen seine Moral zu handeln.
Das Sprichwort ‚Sich die Welt schön reden' hat also einen wirkenden Hintergrund.
Es kommt so weit, dass die wahren Gefühle kaum noch von Nachahmungen zu unterschieden sind. Doch bei einem selbst würde man es natürlich sofort merken, wenn einen die Gedanken versuchen auszuspielen.
Klassische Konditionierung.
Einer natürlichen, unbedingten Reaktion kann durch Lernen eine unnatürliche, bedingte Reaktion hinzugefügt werden.
Es lässt sich am besten am Beispiel eines Experimentes erklären.
Man nehme einen Hund und gebe ihm Futter. Sofort wird der Speichelfluss angeregt und die Gedanken des Hundes werden auf das Futter gelenkt.
Ein natürlicher Reiz zieht also eine natürliche Reaktion nach sich.
In der Lernphase wird nun jedes Mal, wenn der Hund etwas zu fressen bekommt, eine kleine Klingel ertönen. Nach einer Weile gewöhnt sich das Tier an den Glockenton beim fressen.
Unterbewusst verbindet der Hund die Klingel mit seinem Futter.
Ertönt nun der Glockenton alleine ohne das dem Hund etwas zu fressen gegeben wird, so wird trotz dessen der Speichelfluss angeregt und die Gedanken auf das Futter gelenkt.
Der Speichelfluss wurde nun zu einer unnatürlichen Reaktion auf das Läuten der Glocke. Klassische Konditionierung koppelt also natürliche Reaktionen mit unnatürlichen Reizen.
Es ist faszinierend wie schnell primitive Arten auf so einen Versuch anschlagen. Jedoch könnte so eine Reaktion doch nie bei einem hoch entwickelten Organismus wie des eines Menschen auftreten.
Stellt euch nur vor, was für Schaden man damit in dem menschlichen Verstand anrichten könnte. Stellt euch vor, man würde Schmerzen mit Freude koppeln.
Das Stockholm-Syndrom.
Ein psychologisches Phänomen, bei dem ein Opfer einer Geiselnahme ein positives emotionales Verhältnis zu ihrem Entführer aufbaut.
Dies ist auf eine Wahrnehmungsverzerrung zurückzuführen. Das Opfer spürt Todesangst, kann sich nur auf Bruchstücke des Geschehens konzentrieren.
Es sieht nicht, dass sich die Einsatzkräfte um ihre Rettung bemühen. Es sieht nur, dass sie nicht dort sind und es nicht befreien.
Ein weiterer Faktor ist die fehlende Kontrolle über die Situation, die der menschliche Organismus immer versucht anzustreben. Wenn sich das Individuum einredet, es wäre zum Teil freiwillig in dieser Situation, wird dieser Kontrollverlust vermindert.
Diese Faktoren beeinträchtigen das klare Denken des Organismus.
Wenn nun also der Entführer dem Opfer zum Beispiel ein Glas Wasser bringt, wird es als freundliche und wohlwollende Geste gesehen. Dies bekräftigt eine positive Bindung zwischen Entführer und Geisel.
Oftmals sind die Opfer ihren Entführern dankbar für die Freilassung, verdrängen die Arbeit der Beamten und beschützen ihre Peiniger vor dem Gesetzt. Sie verspüren keinen Hass auf die Geiselnehmer.
Eine völlig lächerliche Situation, nicht wahr? Wie könnte man die schrecklichen Taten verdrängen und sie in eine positive emotionale Bindung umwandeln?
Sind diese Theorien vertrauensvoll?
Ein menschlicher Organismus kann doch nicht auf so eine nachwirkende Weise beeinträchtig werden. Immer wieder gibt es Fälle in denen Individuen zuwider diesen Theorien handeln.
Und genau deswegen dachte ich immer, sie könnten nicht hundertprozentig korrekt sein. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass das menschliche Handeln und sein Empfinden durch einfaches Gegenlenken beeinflusst werden konnte. Dass man schreckliche Taten als positiv wahrnahm.
Die Vorstellung nicht mehr selbst Herr über seinen Verstand zu sein, ist bestimmt nicht nur für mich eine beängstigende Vorstellung.
Ich war zu Naiv um der Wissenschaft zu glauben; glaubte an die menschliche Vernunft. Bis ich selbst die Kontrolle über meinen Verstand verlor.
Der Luzifer-Effekt.
In jedem Organismus befindet sich etwas Böses.
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Captured In My Thoughts
Misterio / SuspensoIch liebte ihn. Ich liebte den Mann, der mich Wochenlang in seinem Keller einsperrte. Ich liebte den Mann, der Menschen umbrachte. Ich liebte den Mann, der mich selbst vor dem Tod gerettet hatte. Und ich liebte den Mann, der mir zärtlich die Tränen...
