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Und denkt daran: Übers Wochenende schreibt ihr einen Aufsatz über den achten Höllenkreis aus Dantes Göttlicher Komödie, in welchem ihr erläutert, warum die Sünder wohl so individuell bestraft wurden.« Ein Stöhnen ging durch die Reihen der Studenten und auch ich rollte genervt mit den Augen. Nicht mal am Wochenende blieben wir von Dantes ach so weißen Worten verschont. Versteht mich nicht falsch: Ich mochte Dantes Schreibstil und auch seine Art indirekt Kritik an der Kirche auszuüben. Aber Ausarbeitungen konnte ich einfach nicht leiden. Ich stellte mir schon bildlich vor, wie uns unser Dozent am nächsten Montag gehässig seine allzu bekannte Frage stellen würde: Was möchte uns der Autor mit diesen Worten wohl sagen? Woher sollte ich das denn wissen? Ich bin ja wohl kein kleines Engelchen, welches beim Schreiben auf seiner Schulter sitzt und ihm zusieht. Ein unsanfter Rempler riss mich aus meinen Gedanken. Holly zwinkerte mir zu. „Hast du schon Pläne fürs Wochenende?", fragte sie mich in einem etwas zu eifrigen Ton. Mit einem Blick zur Tafel, an welcher gerade unser Dozent die Hausarbeit anschrieb, antwortet ich ihr: „Ehm, einen Aufsatz schreiben. Was du übrigens auch machen solltest. Oder möchtest du im nächsten Jahr wieder auf Smithies Abschussliste stehen?" Holly stöhnte genervt auf: „Ja, ich weiß. Aber morgen Abend ist doch Sams Party. Das können wir uns unmöglich entgehen lassen." „Du kannst dir das unmöglich entgehen lassen. Ich schon. Denn anders als du lege ich meine Prioritäten auf meinen Schulabschluss." Meine beste Freundin verzog ihre schmalen, rot umrahmten Lippen zu einem Schmollmund, während sie mich versuchte mit ihrem Hundeblick umzustimmen und ihre Hände zu einem Gebet faltete: „Bitte Heav, ich flehe dich an. Bitte, bitte, bitte, lass mich nicht allein zu der Party gehen. Bitte, bit..." „Schon gut.", unterbrach ich sie mit einem nervösen Blick zur Tafel, bei welcher Mr. Smith, unser Dozent stand und uns über den Rand seiner Hornbrille hinweg böse anfunkelte. Peinlich berührt starrte ich auf meinen Schoß um meine roten Wangen zu verbergen. „Yes", flüsterte mir Holly triumphierend ins Ohr. Manchmal würde ich diese kleine Hexe am Liebsten erwürgen. Sie wusste ganz genau welche Knöpfe sie bei mir drücken musste, um zu erreichen was sie wollte.

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