Sechsunddreißig

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Es war Selma.

„Hey canim.", sprach ich ins Handy.

„Sibel mein Schatz. Ich würd so gern bei dir sein aber .."

„Ich weiss doch. Wir sehen uns nachher. Mach dir keinen Kopf.", unterbrach ich sie.

Selma: „Tamam, bis dann canim ich muss jetzt gleich zum Frisuer."

Ich legte auf und zog mir was an, kurz darauf kam dann auch schon die Frisuerin.

„Fertig! Mashallah Sibel, du bist eine wunderschöne Braut.", sagte die Frisuerin lächelnd.

Ich saß eine gefühlte Ewigkeit auf dem Stuhl, mein Hinterteil schmerzte schon.

„Tesekkür ederim (Vielen Dank).", antwortete ich leise und warf dann einen Blick in den Spiegel der in meinem Zimmer stand. Ich sah echt .. gut aus. Die Hochsteckfrisur war mega schön geworden und das Make Up.. Perfekt!

„Jetzt alle raus hier los. Ich will Abla (Schwester) beim anziehen helfen.", sagte Pinar ziemlich laut, um den Lärm zu übertönen der im Zimmer herrschte.

Lachend nahm ich sie in den Arm. Nachdem alles weggeräumt war und schliesslich auch alle, bis auf Pinar das Zimmer verlassen hatten setzte ich mich einen Augenblick auf mein Bett. Mit geschlossenen Augen saß ich da.

„Abla?", sagte Pinar leise und setzte sich neben mich. „Alles okay?"

Wortlos nickte ich, legte einen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Nachdem wir ein paar Minuten schweigend so da saßen, brach Pinar endlich die Stille.

„Du musst jetzt dein Kleid anziehen Abla. Die sind nämlich gleich da und .."

Ihr Stimme zitterte, sie war nicht in der Lage den Satz zu beenden.

Sibel: „Pinar, meine kleine Schwester, mein ein und alles. Ich liebe dich und werde immer für dich da sein. Das weisst du doch?"

Ich kämpfte mit den Tränen.

„Nein! Nicht weinen sonst verläuft die Schminke. Du willst doch hübsch sein für deinen Mann?!", sagte sie schnell, sprang dann auf und holte das Kleid.

Lächelnd stand ich auf und zog mich an. Keine 15 Minuten später hörten wir ganz viele Autos hupen. Mein Herz machte einen Luftsprung.

„Allahim sie sind schon da!", sagte ich laut.

Pinar verließ schnell das Zimmer. Jetzt stand ich alleine da. Während die Musik immer lauter und lauter wurde, drohten meine Knie nachzugeben. Vergeblich versuchte ich meinen Atem unter Kontrolle zu kriegen. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich auf den Türknauf, als er sich dann auch endlich bewegte. Baba kam rein, gefolgt von Emre dessem Augen strahlten. Dann band Baba mir das Rote Band an meine Taille und küsste liebevoll meine Stirn. Ein unvergesslicher Moment! Dieser Kuss, von dem ich mein Leben lang geträumt hatte. Ich verließ das Haus mit Ehre und Stolz. Das redete ich mir trotz allem immer wieder ein. Und das beste war, die ganzen Menschen die ich liebte gaben mir das Gefühl all das verdient zu haben.

„Ich bin so stolz auf dich kizim (meine Tochter).", flüsterte Baba.

Meine Augen füllten sich, ich schnappte einmal nach Luft. Nur mit Mühe hielt ich die Tränen zurück. Emre stellte sich neben mich, drückte kurz meine Hand und flüsterte mir „Du siehst traumhaft aus." ins Ohr. Eine ganze Weile wurde noch getanzt, dann legte mir Pinar einen weißen Pelz um die Schultern und wir gingen nach draussen. Schnee lag überraschend wenig, aber kalt war es schon. Schnell öffnete mir Emre die Beifahrertür eines schicken bmw's, bei dem mir kurz die Kinnlade herunter fiel.

Liebe mit HindernissenМесто, где живут истории. Откройте их для себя