Und nein, das trug absolut nicht dazu bei, dass endlich Klarheit in die ganze Sache kam. In mir waren nur noch mehr Fragen aufgekommen, die alles nur noch viel komplizierter machten.

Und seitdem schien es als wäre zwischen Tim, Tobi und Rafael nie etwas vorgefallen.

Ja, sie verhielten sich so wie immer, alles war so wie immer.

Alles, bis auf die Tatsache, dass Tim mich nun seit knapp drei Wochen weder geschlagen, noch geschubst, noch beleidigt hatte. Er war nicht nett zu mir, nein. Aber er ließ mich in Ruhe. Und das war ungewöhnlich für ihn. Alles war ungewöhnlich momentan. Einzig und allein seine abwertenden, finstere Blicke waren geblieben, die er mir stets zuwarf, wenn ich ihn länger als eine Sekunde ansah.

Und doch waren sie das einzige, was sich nicht verändert hatte.

Wie sollte man denn da den Durchblick behalten?

Aber es kam der Tag, an dem sich alles erneut änderte und somit eine inzwischen schon fast ungewohnte Gewohnheit annahm.

Heute hatte Tim schlechte Laune. Und zwar so stark, dass es nicht möglich war, es nicht zu bemerken.

Schon während des Unterrichts bekam jeder zu spüren, wie er drauf war. Wurde er angesprochen, so antwortete er nicht. Fragte man weiter nach, nahm sein Gesicht einen so finsteren Ausdruck an, dass jeder ganz schnell wegschaute.

Als es zur Pause schellte, packte ich meine Sachen und stand auf. Doch als ich grade den Raum verlassen wollte, wurde ich ohne jede Vorwarnung angerempelt. „Geh mir aus dem Weg", erklangen die allbekannten Worte, woraufhin ich automatisch zur Seite wich und – wer hätte es gedacht – Tim vorbei laufen ließ. Doch ehe er dies tat, sah er mich abfällig an. „Guck nicht so dumm, Spasti." meinte er und sah mich finster an, ehe er verschwand.

Nachdenklich starrte ich auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Sollte die Zeit, in der er mich in Ruhe ließ, etwa schon vorbei sein? Das war so unerwartet gekommen. Wieso war er jetzt wieder so?

Ich seufzte, als ich feststellte, dass eine neue Frage aufgekommen war, die ich nicht beantworten konnte.

Langsam trottete ich nach draußen auf den Schulhof. Palle erwartete mich bereits.

„Na?", meinte er, als ich vor ihm zum stehen kam. „Was hat Tim gemacht?" Inzwischen wunderte ich mich schon gar nicht mehr darüber, dass er mir sofort ansah, wenn etwas nicht stimmte, und vor allem, was nicht stimmte. Ich war wie ein offenes Buch für ihn, und irgendwie war das so völlig in Ordnung.

„Es ergibt einfach keinen Sinn. Er hat mich wieder angerempelt. Und beleidigt. Das hat er seit fast drei Wochen nicht mehr getan."

„Und?" „Wie und? Das... ist doch nicht normal. Ich meine, nur weil er schlecht drauf ist, ändert sich alles wieder, ohne Vorwarnung, einfach so?" Ich bemerkte nicht wirklich wie Palle mich aufmerksam beobachtete und sprach weiter. „Das ergibt einfach keinen Sinn. Nichts. Wann kommt endlich etwas Licht in die ganze Sache?"

„Wieso nimmst du es nicht einfach hin?" Verwirrt sah ich meinen besten Freund an. „Es einfach hinnehmen?" „Es einfach hinnehmen." meinte Palle. „Wieso interessiert Tim dich so sehr?" Ich runzelte die Stirn. „Er interessiert mich doch gar ni..." „Jo, wahrscheinlich. Als ob, Stegi. Seit drei Wochen redest du nur noch über ihn, und jetzt willst du mir sagen, dass er dich nicht interessiert? Hörst du dir eigentlich selbst noch zu?" „Aber..." „Kein aber, Stegi. Jetzt raus mit der Sprache. Wieso interessiert Tim dich so? Und jetzt wag es nicht, das abzustreiten."

Vielleicht war es doch nicht ganz so gut, dass ich wie ein offenes Buch für Palle war. Es war nämlich wieder einer dieser Momente, in denen er mehr über mich wusste, als ich selbst.

„Palle, ich... hab keine Ahnung was du meinst", sagte ich ehrlich.

Er musterte mich nachdenklich und warf einen prüfenden Blick auf mich. Eine ganze Weile sah er mich einfach nur an.

Dann endlich sagte er etwas. „Okay. Anscheinend übersiehst du mal wieder das Offensichtliche. Weißt du, das kannst du echt gut. Aber früher oder später werden du und Tim sich 'ne ganze Menge eingestehen müssen."

Verwirrt sah ich ihn an, doch er grinste nur. „So, ich hab jetzt Unterricht. Bis später, Stegi." „Ja, bis später...", murmelte ich und sah ihm nachdenklich hinterher.

Völlig in Gedanken versunken machte ich mich ebenfalls auf den Weg zu meinem Klassenraum. Dabei machte ich jedoch einen kleinen Umweg durch einen meistens leeren Gang, damit ich eine Begegnung mit Tim vermeiden konnte. Ich hatte es langsam satt, immer nur neue Fragen und keinen Antworten zu bekommen. Und momentan war alles was Tim tat, eine einzige Frage.

Doch natürlich kam es, wie es kommen musste.

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Hallu. Guten Abend.

Zuerst einmal: Das ist ein mieser Cut, ich weiß. Aber morgen oder übermorgen kommt direkt der nächste Teil.

Eh ja, ein Monat kein neues Kapitel, wer hätte das gedacht.
Danke, dass ihr noch da seid.

Ich hoffe euch geht es gut und so.
Bis morgen oder übermorgen, würde ich dann sagen mal sagen.

Tschüüüüüüüüüüss.❤

Liebe oder Macht? ~ Stexpert FFWhere stories live. Discover now