Kapitel 2

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Mitbewohner

Als Nick die Wohnung betrat musste Liv direkt mit den Augen rollen. Sie konnte es nicht fassen dass er so schnell schon wieder da war. Oder konnte sie nur nicht fassen dass sie schon seid fünf geschlagenen Stunden ohne irgendwelche Bewegungen auf der Couch gelegen hatte und ihre Lieblingsserie weiter gesehen hatte? Wahrscheinlich beides. Aber auch Nick war es nicht wert jetzt aufzustehen, geschweige denn sich auf irgend eine Weise zu bewegen. Mehr als ein „Hey.", bekam er generell nicht von ihr. „Hallo. Da ist ja meine Lieblingshündin!" rief er direkt, schon fast als strafe. Er wusste das sie Migräne hatte. Und sein Geschreie machte das nicht besser. Der Grund warum er sie Hündin nannte, war genau so überraschend wie simpel. Liv war eine Werwölfin. Aber auf keinen Fall so wie in diesen Filmen, bei denen sich solche Wesen bei Vollmond in einen menschenartigen Wolf verwandelten. Nein, Liv war vollständig in der Lage diese Verwandlung zu kontrollieren. Mehr oder weniger. Der Grund wieso Nick dies wusste, war da schon etwas komplizierter. In der Kurzfassung war er etwas was man als Nuć bezeichnete. Er war ein Hexenmeister, der ohne irgendwelche Kräfte geboren wurde. Sein Name war dabei wie Liv fand doch etwas ironisch, da es beinahe das gleiche Wort war. Nick setzte sich an das andere Ende der Couch, sodass Liv's Füße quasi neben ihm lagen. „Und? Was gucken wir?", fragte er enthusiastisch, während er eine gemütliche Pose suchte. „Halt die fresse.", bekam er als Antwort. Nicht gerade vielsagend. „Weil du Kopfweh hast?". „Weil ich MIGRÄNE habe. Und weil ich versuche zu verstehen was die sagen.". Er griff sich die Fernbedienung und schaltete um. Er musste gar nicht zu Liv herüber sehen, um zu wissen mit wie viel Hass sie ihn gerade anstarrte. „Ist das jetzt dein beschissener Ernst?", fragte sie dann nach einer kurzen weile, in einem Ton welcher ihre Gefühle genau ausdrückte. „Du schaust das bestimmt schon seid drei oder vier Stunden." Antwortete er nur mit einem leichten Lächeln und schaltete auf eine Sitcom. „Fünf. Ich schaue seid fünf Stunden und jetzt gib mir die Fernbedienung!", rief sie nun gegen ihre Migräne an und griff nach der Fernbedienung. Er musste ein wenig lachen. „Was für eine Überraschung! Die schwarze versucht mir die Fernbedienung zu klauen! Ich dachte du stehst über solchen Dingen.". Jetzt waren sie also wieder an diesem Punkt angekommen. Er tat das immer nach einiger Zeit wenn die beiden redeten. Liv wusste mittlerweile gar nicht mehr ob er das mit Absicht tat, oder ob er wirklich etwas rassistisch war. Rassistisch auf die gute Art. Wenn es da eine gute Art gab. Liv wusste nur eins: es störte sie zwar, aber sie war ihm nicht böse für solche Kommentare. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben dass ihr diese Dinge manchmal fehlten wenn die beiden sich eine Zeitlang mal nicht mehr trafen. „Nick. Wir haben darüber gesprochen. Das ist rassistisch und jetzt gib mir die verfickte Fernbedienung!". Er machte eine beruhigende Bewegung und reichte sie ihr. „Ganz ruhig. Man sagt ja immer Hunde die bellen, beißen nicht, aber bei dir bin ich mir da gar nicht mal so sicher.". Sie starrte ihn wieder mit diesem Blick an. Dann nickte sie. „Ich verspreche dir, wenn du so etwas nochmal sagst, tue ich mehr als dich nur zu beißen.". Er musste lächeln. Wenn auch etwas nervös. „Okay. Ich werde so etwas heute nicht mehr sagen. Gott du führst dich ja auf wie die African Queen.", versuchte er sie nun zu beruhigen, wofür er nur einen Gesichtsausdruck zu sehen bekam, der gleichzeitig Fassungslosigkeit, wie auch Wut zeigte. Liv brauchte einige Sekunden bevor sie antworten konnte. „Also erstens mal, die African Queen war ein verdammtes Schiff. Zweitens führe ich mich trotzdem nicht so auf!". „Also ein bisschen führst du dich ja schon auf.". Und mal wieder war der Punkt angekommen, an dem sie ihn am liebsten in der Luft zerreißen wollte. Trotz ihrer Migräne stand sie auf und schleppte sich in ihr Zimmer. Nick musste sich ein Lachen verkneifen als er sah wie sie ihre Decke und ihr Kissen einfach auf der Couch liegen ließ. Als er hörte wie sie ihre Tür hinter sich schloss, brachte er ihr beides hinterher.

Salem lächelte. Er hatte dieses außergewöhnliche Talent immer auf irgendeine Weise gefährlich zu wirken. Nicht dass das mit den Narben im Gesicht schwer war, aber Chloe fand es doch beeindruckend. Genau so wie man ihm seine Fähigkeiten nicht sofort ansehen konnte. Er war auch vollkommen ohne seine Magie eine Kampfmaschine. Und außerdem eine der einzigen Personen vor denen Chloe Respekt hatte. Sein Blick wanderte herunter zu der Leiche und eine Schar aus schwarzen, fast schon lebendig wirkenden Plättchen blätterten sich von dem leblosen Körper ab. Diese bedeckten nach kurzer Zeit den gesamten Leichnam und mit einem seichten Geräusch zerfiel sie zu Staub. Chloe betrachtete das ganze geschehen nur fasziniert und bemerkte gar nicht dass das selbe mit dem Klebeband passiert war, welches sie an den Stuhl fesselte. Salem räusperte sich und schaffte es trotz all der Finsternis, die ihn immer zu umgeben schien, sympathisch zu wirken. „Also. Gehen wir?". Er reichte ihr seine Hand. In dem Moment in dem sie ihn berührte, verschwanden beide. Und das auch nur um vor einem verlassenem Kino wieder zu erscheinen. Sofort war ihr Kalt. Es war wirklich frisch und sie hatte definitiv nicht die Sachen an, um einfach so draußen herumzustehen. Salem beachtete sie erst gar nicht und ihm einen wütenden blick zuwerfend verschränkte sie die Arme. Chloe wusste noch genau, wie unsicher sie sich gefühlt hatte als sie das erste mal hier herkam. Die größte Angst damals hatte sie davor das jemand einfach ankommen würde und damit anfangen würde auf sie zu schießen. Sie hatte damals wirklich noch keine Ahnung gehabt wie das in heruntergekommenen Vierteln funktionierte. Nicht dass sie das jetzt wusste. Sie wusste nur dass es nicht so war. In ihren Gedanken versunken, bemerkte sie mal wieder gar nicht wie Salem bereits zu der zugenagelten Eingangstür getreten war. Erst nachdem er sich laut geräuspert hatte, um sie wieder ins hier und jetzt zu bringen, strich er mit einem Finger über das Holz das einfach verschwand. Die Tür sah nun nicht mehr ganz so verwahrlost aus wie noch vor zwei Sekunden. Er drückte fest gegen die Tür, die erst nach einigen Sekunden nachgab. Dann trat er zurück und sah zu wie sie sich selbst öffnete. Chloe verstand nie wieso man diese Tür immer erst „aktivieren" musste. Und wieso dies nicht einfach mit Magie funktionierte. Hinter der nun geöffneten Tür befand sich ein eher weniger gut belichteter Gang. Seltsame Gestalten, die alle gleich aussahen reihten sich an der Wand entlang. Chloe nannte sie „Hollows", da sie nach dem was Salem ihr gesagt hatte, nur leere Hüllen waren. Trotz Salem's Talent, einem immer eine heiden Angst ein zu flößen, waren die Hollows noch viel schlimmer. Vor allem wenn sie wie jetzt Chloe mit ihren augenlosen Gesichtern folgten. „Wie ich diese Dinger hasse.", merkte sie an, was Salem jedoch einfach nur ignorierte. Als sie am Ende des Ganges angekommen waren, traten zwei der Hollows zu ihnen und verharrten nur Zentimeter von ihnen Entfernt. Nach etwa einer halben Minute traten sie einen Schritt zurück, drehten sich nach vorn und stampften fest mit einem Fuß auf den Boden. Die Wand teilte sich und fuhr wie eine automatische Schiebetür zur Seite. Als die Wärme aus dem Raum trat, musste sie erleichtert seufzen. Schnell schlüpfte sie durch die noch nicht mal halb geöffnete Tür und wartete auf Salem, der sich gerade sein Sakko auszog. Er warf es sich über die Schulter und trat in das gemütlich eingerichtete Zimmer. Die Wände waren, wie das meiste der Einrichtung aus dunklem Holz. In der Mitte des Raumes befand sich ein volles Bücherregal, und dahinter ein Sofa auf dem etwas lag, das Chloe immer nur als „Etwas Humanoides" beschreiben konnte. Dieses Ding war einfach nicht wirklich zu erklären. Zumindest nicht für Chloe. Sie war schon so oft hier gewesen, das dieses Ding sie nicht mehr störte. Früher konnte sie es gar nicht erwarten schnell aus diesem Raum zu verschwinden. Es hatte ihr wirklich Angst gemacht. Mittlerweile stand sie größtenteils über so etwas wie Angst. Auch das Töten war für sie zur Routine geworden. Sie hatte keine Probleme mehr. Anders als früher. Oft dachte sie daran das ihr altes Ich wahrscheinlich entsetzt wäre wenn sie sehen könnte was aus ihr geworden war. Jedoch wusste sie dann auch ganz genau dass sie ihr altes Ich einfach zusammengeschlagen hätte. Dafür das es so ein Weichei war. Das Etwas hob mit einem seltsamen, schwerfälligen Geräusch eine Hand, die mehr etwas mit einem ausgedorrten Ast mit kleinen Zweigen als Fingern zu tun hatte, als mit einem wirklichen Arm. Ein Auge befand sich in dieser und starrte sie nur an. Als es sich schloss, schnippste es. Durch den Raum ging eine Erschütterung.

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Ich hoffe das Kapitel ist auch wieder gut geworden. Vielleicht kommt das nächste sogar noch heute, bin mir aber nicht sicher. Auf jeden Fall versuche ich vor dem Wochenende noch zwei Kapitel fertig zu machen. ^-^

Sins (alte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt