Zwölf - Überfordert.

18.3K 1.3K 59
                                    

Zwölf.

Wo bin ich?

Schon spüre ich etwas, was ich nicht spüren möchte.

Nämlich, wie mich jemand an meinem Hals küsst.

Ängstlich bleibe ich liegen und versuche mich zu erinnern, wo ich gerade bin.

Als wer-auch-immer seine Hand schließlich in meiner Hose hat, reiße ich meine Augen schockiert auf und nehme die Hand da raus.

Ich muss hier weg.

"Ach, komm schon", raunt mir dieser Jemand zu, was ich ganz bestimmt nicht hören will.

Ich stehe auf und schaue mich orientierungslos um.

Wo bin ich?

Wo zur gottverdammten Hölle bin ich?

Und wo sind meine Freunde?

"Süße?"

Kurz vorm Heulen schaue ich zum Bett und entdecke einen nicht zu identifizierenden Kerl.

Ich habe ihn nämlich noch nie in meinem Leben gesehen.

Rasch ziehe ich mir meine Jacke an, die neben dem Bett liegt, und renne hier raus.

Dieser Kerl lebt auf jeden Fall auch hier im College.

Panisch suche ich nach meinem Handy und finde es in meiner Hosentasche, wo ich es sofort raushole und Juli anrufe.

Doch sie geht nicht dran, genauso wenig wie Charlie und Sel.

Was ist passiert?

Was ist verdammt nochmal passiert?

Ich schüttele mich einmal und fange an zu weinen, weil ich einfach nicht weiter weiß.

Dieser Kerl hat mich einfach angefasst, und meine Freunde sind einfach weg?

"Beruhig dich, Liah!", flüstere ich zu mir selbst, und als ich merke, dass ich weit genug entfernt von diesem Kerl bin, setze ich mich auf den Boden und denke nach.

Ich erinnere mich zuletzt daran, dass wir Pizza gegessen haben... etwas getrunken haben, und dann ist alles schwarz.

"Was soll ich bloß tun?", flüstere ich mir immer wieder zu und versuche andauernd, meine Freunde zu erreichen.

Als ich dann wieder an diesen Kerl denken muss, beuge ich mich nach vorne und übergebe mich unwillkürlich.

"Oh mein Gott", flüstere ich weinend und versuche wieder mich zu beruhigen.

Schwankend stehe ich auf und merke, dass ich doch noch etwas Intus habe.

"Liah?" Erschrocken zucke ich zusammen und schaue in smaragdgrünen Augen.

"Hi", sage ich mit Tränen in den Augen.

Er schaut mich besorgt an. "Was ist passiert? Warum bist du um fünf Uhr morgens noch hier draußen?", fragt er verwirrt.

Ich weiß es nicht! Das würde ich am liebsten laut schreien. Damit jeder es hört.

"Warum du?", erwidere ich stattdessen.

"Ich war joggen.", meint er und deutet auf sich.

Und tatsächlich- er hat Sportklamotten an.

Wieder kommen mir Tränen in die Augen, obwohl ich nicht einmal weiß warum.

"Ich finde meine Freunde nicht", gestehe ich dann und blinzle meine Tränen weg.

Er beißt sich auf seine Unterlippe. "Komm. Ich bringe dich in dein Zimmer... Vielleicht sind deine Freunde ja dort", meint er und macht einen Schritt zurück und deutet mir an loszulaufen.

Was ich schließlich auch mache, denn ich bin ihm einfach so unendlich dankbar, dass er mir hilft.

Als wir vor mein Zimmer stehen, öffne ich die Tür und schaue rein.

Und tatsächlich- da liegen sie alle auf dem Boden und schlafen.

Erleichtert atme ich aus und schaue zu Aze. "Danke."

Er lächelt leicht. "Jetzt schlaf dich erstmal aus", meint er und wartet, bis ich die hinein gehe, bevor er schließlich auch geht.

Was ist bloß passiert?

Anscheinend werde ich das wohl erst später erfahren.

Müde lege ich mich neben Juli und kuschle mich an sie.

"Alles ist gut", flüstere ich mir beruhigend zu, bevor ich meine Augen schließe.

***

Bearbeitet. 

PretendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt