Kapitel 7

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Plötzlich hielt das Tier inne, mitten in seiner Bewegung, fixierte  mit seinem tödlichen Blick meine Hände und machte dann nach kurzem zögern einen Schritt rückwärts. Völlig sprachlos starrte ich auf den Tieger, wie er sich vorsichtig ein Stück entfernte und einfach hinsetzte, mich weiter ausgiebig musterte aber keinen Anstand mehr machte sich zu bewegen. Er war vollkommen ruhig, jegliche Mordlust war aus seinen Augen verschwunden, statt dessen konnte ich dort so etwas wie Interesse sehen. Das Tier erschien mir wie ausgewechselt, aus der wilden Bestie war eine entspannte Katze geworden.
Wie war das nur möglich, langsam ließ ich meine Arme sinken immer noch vom Unglauben gepackt und betrachtete die Innenseite meiner Handflächen.
Auf ihnen glühte in silbrig-blau Muster die ich noch nie zuvor gesehen hatte, sie waren fein, dicht miteinander verschlungen und hatten etwas faszinierendes an sich. Ich konnte kaum meinen Blick von ihnen abwenden. Ganz vorsichtig berührte ich die Linien auf meiner Haut, sie fühlten sich kühl an, fremd und doch als wären sie ein Teil von mir selbst.
Woher sie wohl gekommen waren und was sie zu bedeuten hatten? Mir drängte sich Frage um Frage auf, ohne das es einen weg gab Antworten auf sie zu finden.
Langsam begann das Glühen abzuschwächen und zurück blieben feine weiße Muster von wundervoller Eleganz und Schönheit. Anders als alles das ich bisher kennengelernt hatte auch wen in mir ein gewisses Gefühl der Vertrautheit erweckten.
Nur wiederwillig konnte ich den Blick von ihnen lassen, so sehr zogen sie mich in ihren Bann, doch mir wollte nicht ganz die Bestie am Eingang der Höhle aus dem Kopf weichen. Würde das Tier jetzt wieder angreifen, wenn meine Hände nicht mehr leuchteten? Warum hatte es sich davon überhaupt abschrecken lassen?
Zu erst konnte ich ihn gar nicht erst entdecken, denn er lag ganz am äußeren Rand der Hölle, direkt vor dem Eingang, gerade noch innerhalb des Schattens der Felsen, so das die Musterung seines Fell ihren zweck der Tarnung erfühlen konnte. Sie fügte sich perfekt in das Schattenspiel auf den Topasfarbenen Fels ein und lies ihren Träger beinahe unsichtbar werden.
Der Tiger war so ruhig, es schien als würde er schlafen, oder vielleicht auch nur dösen, auf jeden Fall aber erschien er mir gerade etwas unaufmerksam zu sein. Das konnte meine Chance sein von hier zu entkommen.
Langsam schob ich mich an der Felswand entlang Richtung Ausgang, ließ das Tier dabei keine Sekunde aus den Augen. Ich würde nicht riskieren diese Monstrum an Raubkatze auch nur im geringsten zu reizen. Mein Plan schien aufzugehen, doch kaum war ich dem lockendem Ausgang nahe genug um auf Erfolg zu hoffen, hob das Tier seinen mächtigen Schädel und gab ein tiefes, warnendes Knurren von sich. So viel zu meinem Fluchtversuch, in so etwas hielt sich meine Erfolgsrate wirklich sehr gering.
Beschwichtigend hob ich meine Hände und machte ein paar Schritte zurück "Ist schon gut, ich werde mich nicht mehr bewegen." noch immer klang meine Stimme zittrig, doch von irgendwoher hatte ich etwas an Fassung gewonnen. Warum oder wie konnte ich mir selbst nicht erklären. Aber auf komische Art und Weise hatte ich mich damit abgefunden das ich in einer Höhle mit einem Tieger saß und leuchtende Hände hatte. Es war so surreal das ich es einfach so hin nahm, es ergab doch so oder so alles samt keinen Sinn mehr. 
Egal wie lange ich grübelte, nirgends in meinem Gehirn lies sich eine Antwort auf all diese unzähligen Fragen finden, die wie Gnome um mich herum sprangen und ständig an meinem Bewusstsein zupften. Genervt ließ ich mich gegen den kalten Felsen sinken und starrte stumm hinaus zum Dschungel und meinem mächtigen Wächter. Der Tiger hatte mir den Rücken zugekehrt und das einzige Anzeichen dafür das der riesige Berg aus Fell und Muskeln noch lebte war das leichte Zucken seines Schwanzes. 
Ich wusste nicht wie lange ich schon hier saß, doch das Licht schwand immer weiter und meine Lieder begannen schwer zu werden, ich wollte nicht schlafen aus Angst mein Wächter könnte beschließen mich doch zu fressen, doch die Erschöpfung der letzten Tage lastete immer schwerer auf mir. Ich wollte nur kurz meine Augen ausruhen, sie nur für ein paar Sekunde schließen und schon bemächtigte sich ein tiefer Schlaf meiner.


"Sina wohin gehen wir?" sie zog mich immer weiter und weiter, ich hatte kaum Zeit mir den Weg einzuprägen den wir gingen. Was wohl unser Ziel war, von irgendwoher regte ich ein gewisser Wissensdurst. Würde ich hinter Sinas Geheimnis kommen? Ich hoffte doch sehr, es hatte mich schon immer interessiert und oft hatte ich überlegt was es wohl sein konnte.
Die junge Frau vor mir achtete nicht weiter auf meine Frage sonder lief stur gerade aus, manchmal konnte sie schon komisch sein.
Plötzlich blieb sie einfach so stehen, das ich fast in sie hinein gelaufen wäre. Verwundert trat ich neben sie, ihre Augen funkelten und sie hatte ihre Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen als sie ihre Hände hob. Es war fast schon unheimlich "Sina. . . wa. . ."  "Schtt!" ich verstummte augenblicklich und beobachtete wie sie an eine Felswand herantrat und ihre Handflächen darauf platzierte. Was solle das den jetzt bitte werden?  Hätte ich doch besser auf die kleine zweifelnde Stimme gehört. Ich war mir gerade ziemlich sicher das Sina einen an der Waffel haben musste. 

Oder vielleicht auch ich, den meine Augen mussten sich gerade wohl einen Scherz erlauben. Sinas Hände begannen zu . . . . . leuchten? Wie gebannt starrte ich auf sie und die Felswand. Den diese begann jetzt auch noch rund um ihre Hand zu leuchten, während sich feine Risse in ihr bildeten. Ein tiefes Grollen ertönte und der Stein begann sich zu bewegen. 
Okay. Das wars. Ich war endgültig verrückt geworden. So etwas gab es nicht, das musste alles ein bösere Streich meines Verstandes sein. Vermutlich war ich nur in der Mittagshitze eingeschlafen und dieser Traum hier war die Konsequenz de brütenden Sonne.
Sina stellte sich wieder neben mich und betrachtete die sich öffnete Felswand vollkommen zufrieden. "Ich freue mich das du dich entschlossen hast dich uns anzuschließen." sie schenkte mir ein Lächeln ergriff meine Hand und zog mich in die Tiefen der Felswand.

Die 7 SiegelWhere stories live. Discover now