"Der König wird gestürzt"

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  Legacy of Kain – Resistance, Kapitel 11
„Der König wird gestürzt"

Nach der ganzen Aufregung, wurde ich von Vermira hinausgeführt, bis nach oben in unseren Schlafsaal. Ich wollte mich schon losreißen doch der Griff der Botin war zu fest.
„Vermira, ich kann selber laufen! Lass mich los!"
„Das geht nicht. Ich habe die strickte Anweisung dich in deinen Schlafsaal zu geleiten, ohne Kompromisse."
„Was ist denn auf einmal los?! Du benimmst dich, als wärst du verhext!"
„Ich bin noch ganz bei Sinnen, Farus. Ich gehorche nur dem Befehl der Herrin. Das weißt du."
„Und wo bleibt da der freie Wille?! Willst du dich so in deine Schranken weisen lassen! Bedenke doch mal! Ohne Nathaniel, würdest du jetzt unter der Gerölllawine liegen und sterben! Ohne ihn, wären wir nicht aus dem Tunnel heraus gekommen! Du musst dich gegen Selicia erheben, nur so kannst du deinen freien Willen behalten!"
Wir blieben vor der Türe stehen, hastig schloss sie das sture Schloss auf und wies mir an hinein zu gehen.
„Was in der Vergangenheit passiert ist, tut nichts mehr zur Sache. Es gibt nichts zu vergeben und nichts zurück zu zahlen. Wir sind jetzt nichts mehr, als Verbündete. Bis auf weiteres, stehst du unter Hausarrest, solange bis die Herrin über das Schicksal deiner Freunde und über dein eigenes entschieden hat."
„Und was war das im Tunnel? Du hattest einen freien Willen, verdammt! Nein, du hast nicht dem Befehl von deiner Herrin gehorcht, du bist aus freien Stücken zu mir gekommen!"
„Da liegst du falsch."
„Und was ist bitte mit der Lawine?! Hättest du dich selbst in den Tod reißen lassen, wenn deine Herrin es dir befohlen hätte?!"
„Schon möglich."
„Das ist doch nicht dein Ernst.", sagte ich entsetzt,"Bist du so beschränkt, das du nicht mehr auf deinen Verstand hörst?!"
Wieder wies sie in den Saal.
„Geh einfach. Es ist alles gesagt was gesagt werden musste."
Sie drängte mich rein, schloss die Türe und ich konnte das laute Gerüttel vom Schlüssel hören. Ich war eingesperrt.
„Vermira! Vermira mach die Türe auf! Lass mich raus!", brüllte ich und hämmerte gegen die Türe.
Doch sie war schon längst verschwunden.
Außer mir vor Verzweiflung, begann ich mir die Haare zu raufen, auf und ab zu gehen. Konnten wir so blind sein, auf eine billige Fassade herein zu fallen, die uns die Erbin Voradors vorgegaukelt hatte? Vor Frust, lehnte ich mich gegen die Türe und versuchte auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Den ganzen Tag zermaterte ich mir das Hirn darüber, wie es Miriam und meinem Bruder wohl ergehen musste. „Hoffentlich müssen sie keine Folter ertragen!" Aus lauter Frust und Verzweiflung, hatte ich sogar ein Stück aus dem Sofakissen herausgebissen und als ich schon meinem Leben ein Ende setzen wollte, um aus dem Fenster zu springen, wurde ein Brief unter der Türe durchgeschoben. Er trug zwar das Siegel Voradors, aber, ursprünglich kam er von Rami'Rez.

„Razielim, es ist euch gestattet den Kerker aufzusuchen. Des weiteren steht es euch frei, euch fast ohne Beschränkungen im Anwesen fortzubewegen. Über das Schicksal eurer Freundin und eures Bruders, muss noch bestimmt werden.
Rami'Rez, Erbin der Rahabim."

Kurz nach dem ich die letzte Zeile gelesen hatte, wurde meine Türe wieder aufgeschlossen. Rasch, zog ich mich um, riss die Türe auf und rannte hinunter in den Hof. Ein schlimmer Regen hatte den Termogent Wald heimgesucht und die Regentropfen, prasselten laut auf das gläserne Dach ein und ein Blitz erhellte die spritzenden Gargyle und lies sie lebendig wirken. Ich überraschte ein paar Menschen und Vampire die sich hierher zurückgezogen hatten.
Viele hielten Gewitter für eine gute Gelegenheit um die Romantik wirken zu lassen, die in jeden von ihnen zu finden ist und ich schreckte sogar ein verliebtes Pärchen auf, das sich gerade sehr nahe gekommen war. Ein Mensch und eine Frau der Vampire, eine seltsame Mischung, wie ich fand.
Ich bog weiter in eine Tür ein, stieg eine lange Treppe hinunter und stand dann schließlich wieder vor einem Wandgemälde. Daneben hing ein verdächtig aussehender Kerzenhalter an der Wand.
„Mist! So hoch kann ich nicht springen!"
„Müsst ihr auch nicht, wenn ihr meine Meinung hören wollt."
Ich fuhr herum und erblickte Tarok, den jungen, aber recht großen Turelim. Ich hatte erst jetzt bemerkt, wie weit er über mich hinausragte. Er war gut zwei Meter größer als ich, seine Ohren waren in etwa so lang wie meine Arme und seine Arme und Beine, waren fast um ein fünffaches dicker als meine.
„Was macht ihr hier?", fragte ich misstrauisch und wich zurück.
„Hey, hey nur keine Aufregung, Bursche.", sagte er gelassen,"Ihr seid ja noch ganz aufgekratzt."
„Ich kann immer noch nicht glauben das ihr diese Spielchen von Selicia mit macht! Dabei hatte ich euch Turelim für intelligenter gehalten."
„Junge ich sagte doch schon. Niemand hat sich je über die Methoden der Herrin beschwert. Wir wollen keinen Aufstand anzetteln, ohne triftigen Grund."
„Sie manipuliert euch alle, begreift ihr das nicht! Irgendwann fängt sie noch an eure Gedanken zu kontrollieren oder sowas!"
Er lachte und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
„Nur die Ruhe. Bist ja ganz paranoid.", er deutete hinter sich,"Wenn du zum Kerker willst, kannst du da hinunter gehen. Die Türe ist zwar etwas schwer und klemmt ständig, aber du wirst dein Ziel schon erreichen."
„Danke.", knurrte ich.
„Ach da nicht für."
Ich ging die nächste Treppe hinunter und kam wieder zu dieser verdammten Gittertüre, also schloss ich sie mit einen Schlüssel der direkt daneben hing auf und rannte dann hinunter in eine kleine Halle, wo Vorador einst Sklaven und Sklavinnen gehalten hatte und da, hingen die beiden. Mein Bruder und Miriam, beide an den Händen, an die Wand gekettet nur noch zerrissene Lumpen am Leib.
„Miriam, Nathaniel!", rief ich und rannte zu ihnen.
„Wurde auch langsam Zeit das du herkommst.", knurrte mein Bruder und kratzte sich mit einem Fuß am Bein.
„Ich konnte nichts tun. Selicia hat mich in meinem Zimmer einsperren lassen!", ich warf einen Blick zur Jägerin,"Und wie geht es dir?"
„Siehst du das nicht, du Holzkopf!", grinste sie wehleidig,"Mir geht es blendend."
„Verzeih bitte das ich zu feige war um einzugreifen."
„Du hättest ohne hin nichts tun können. Dann wärst du auch hier unten gelandet. Aber weißt du was?"
„Was?", fragte ich und strich ihr sanft durchs Haar.
„Nathaniel hat sich für mich eingesetzt. Er hat die Prügel eingesteckt."
Verwundert warf ich einen Blick zu meinem Bruder.
„Wirklich? Du hast dich für sie ins Feuer geworfen?"
„Was hätte ich sonst tun sollen? Glaubtest du ich wüsste nicht, was da zwischen euch beiden läuft? Schon seid dem sie mit uns reist, hast du sie angeschmachtet wie ein liebeskranker Wolfshund, ich habe nur still zugesehen."
„Das passt aber nicht zu dir, du grober Klotz!", grinste ich.
„Mir doch egal.", brummte er,"Und jetzt beeilt euch, damit ich weiter schlafen kann."
Ich und Miriam sahen uns an und endlich, konnte ich ihr etwas sagen, was ich schon seid unserer ersten Begegnung tun wollte. Zwar gab es dieses Phänomen, die Liebe auf den ersten Blick, doch ich glaubte nicht daran, bis ich natürlich Miriam getroffen habe. Doch woran lag es nur, das sie mir so den Kopf verdrehte und mich verrückt machte? Es machte mich schier wahnsinnig ihr es nicht sofort zu sagen, wenn Nathaniel dabei war.
„Miriam, es ist wahr. Ich kann es weder leugnen noch verneinen und ich gebe zu, ich habe mir beinahe unendliche Szenarien ausgemalt in wir beide....."
„Farus."
„Ja?"
„Ich habe es verstanden!", lachte sie und grinste etwas schief,"Nathaniel hatte recht. Jeder blinde hätte erkannt, wie verrückt du nach mir warst. Und das ist ja wohl kein Wunder, bei diesen fantastischen Kurven, oder?"
Mein Bruder wandte den Kopf und blitzte sie finster an.
„Sag mal, geht's noch?! Willst du ihn auch noch unter die Nase reiben, das er........"
„Schnauze Nathaniel.", sagten wir gleichzeitig.
„Und? Was meinst du Miriam? Sollen wir, es zumindest versuchen, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten?"
„So lange keiner von uns auch nur irgend ein Vorurteil gegenüber den anderen hat. Nichts und niemand soll uns das jetzt streitig machen."
Ich nickte und legte meine Stirn an ihre.
„Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Aber jetzt schnell. Ich hole euch hier raus und dann verschwinden wir ein für alle mal von hier. Es war ein Fehler hier her zu kommen. Wie konnte ich........"
„Nur so blind sein?"
Ich erstarrte zur Salzsäule und drehte mich entsetzt um, als ich ihre Stimme vernahm. Selicia.
Mit samt ihrer persönlichen Leibgarde, bestehend aus Ramòn und dem Oberhaupt der Dumahim, stand sie da, die Arme verschränkt und mich musternd. Die beiden anderen Vampire, waren mit schweren Armbrüsten bewaffnet, die einen einfachen Menschen mit nur einem Schuss an die Wand pfählen könnten. Was auch immer dieses hinterhältige Drecksstück vorhatte, ich würde es sicher gleich erfahren.
„Bleibt wo ihr seid, Selicia!", knurrte ich und stellte mich schützend vor Nathaniel und Miriam.
„Wisst ihr Razielim.", murmelte sie und kam langsam auf mich zu,"Ich fand es schon seid unserer ersten Begegnung seltsam. An euch klebte der Geruch von Menschen und welch ein Zufall das dieser widerliche Gestank von einer Frau kam. Von einer Frau der Menschen! Eine Vampirjägerin hatte es euch doch tatsächlich angetan."
„Was kümmert es euch mit wem ich verkehre?", fragte ich und folgte ihren Bewegungen, wobei ich mehr damit beschäftigt war die Armbrüste im Auge zu behalten.
„Ich, bin die Erbin Voradors! Ich bin eine Göttin! Und was seid ihr? Tse, nicht viel mehr als eine kleine Promenadenmischung, geboren aus den Lenden einer dreckigen Straßendirne der Razielim, ist es nicht so? Ihr seid nichts weiter als ein dummer kleiner Bastard. Wie konnte ich mich nur in euch Täuschen?!"
„Woher wisst ihr denn, ob ihr nicht auch ein Bastard seid?", fragte ich vorlaut und erlaubte mir sogar ein kurzes grinsen.
Sie aber lies sich davon nicht aus der Konzentration bringen und lächelte nur matt. Doch der Dumahim, mochte das wohl gar nicht.
„Hütet eure Zunge, Knirps!", raunte er,"Nehmt ihr noch mal solche Worte in den Mund, seid ihr für alle Zeiten gezeichnet, mit einem Bolzen!"
„Dann schießt doch!", brüllte Nathaniel,"Ihr Dumahim seid doch so wie so alle kurzsichtig und zielen könnt ihr auch nicht!"
Er hatte zu viel gesagt denn der Dumahim feuerte und der Bolzen blieb genau zwischen Nathaniels Beinen stecken, dicht unter seinem Gemächt.
„Noch mehr Worte von euch, Razielim?", gluckste der stämmige Vampir.
„Nein, nein schon gut.", murmelte Nathaniel.
„Ihr könnt euch entscheiden, Razielim. Entweder unterwerft ihr euch, wie die anderen und entgeht somit unnötig Ärger. Oder ihr werdet mir persönlich dienen, die die beiden da."
„Was?!", fauchte Miriam,"Da könnt ihr warten bis ihr schwarz werdet! Lieber sterbe ich, als das ich einem Vampir diene!"
Warum hatte sie das nur gesagt? Wie ich Selicia nun kannte, würde sie es nicht unversucht lassen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen und zwar auf der Stelle. Jedoch war sich die große Erbin Voradors viel zu fein um sich an Miriam die Finger schmutzig zu machen. Stattdessen schickte sie Ramon los. Das Fischgesicht stapfte auf uns zu und blähte langsam seine Backen auf.
„Feige seid ihr auch noch?! Warum tretet ihr nicht persönlich vor, Selicia?!"
„Das würde ich euch in euren kühnsten Albträumen nicht wünschen.", sagte sie ruhig und holte einen Apfel hervor.
Der Rahabim war größer als ich und seine Zähne, glichen denen eines Haies. Plötzlich blieb er stehen und ein lautes gurgeln ertönte.
Ein breiter Wasserstrahl schoss mit lautem Krach aus seinem Maul heraus und traf mich an der Schulter. Ich schrie laut auf und ging in die Knie, während ich mir die Schulter hielt. Doch, wieso schmerzte es mich?! Ich hatte das Blut der Rahabim getrunken und war doch gegen Wasser immun.
„Farus!", rief Miriam.
„Du verdammter Blutegel, was hast du mit ihm gemacht?!"
„Beeindruckend nicht wahr?!", lachte er,"Ebenso wie die Turelim, können wir mit unseren Gedanken, das Wasser in unseren Mäulern zusammenpressen. Wenn es auftrifft, ist es so, als wäre man von einem hohen Turm auf das tiefe Wasser eines Sees gesprungen und hart aufgeschlagen! Das gerade eben war nur ein Vorgeschmack auf die wahre Macht des Wassers!", sein Blick fiel auf mich,"Euch reiße ich in Stücke, Razielim. Ihr seid meiner Schwester im Bad zu nahe gekommen."
„Wie bitte.......Rami'Rez ist....eure Schwester?", stöhnte ich und richtete mich mit zitternden Knien auf.
„Selbstverständlich. Seid diesem Moment, redet sie nur noch von euch, hofft jedes mal das sie auch im Bad wieder antrifft."
„Wer's glaubt wird selig!", knirschte ich,"Sie weist mich doch ständig ab, was sollte sie an mir finden?!"
„Sie hat nur gespielt, Dummkopf. Ich habe ihr verboten an euch zu denken, sich euch zu nähern und zärtliche Liebesbezeugungen zu äußern wenn sie in eurer Nähe ist. Und damit das auch so bleibt, räume ich euch einfach aus dem Weg."
Wieder blähte er seine Backen auf und drohte mir mit seinem Wasser, noch eine Schulter zu beschädigen. Doch anstatt auszuweichen, blieb ich auf den Boden, denn ich konnte mich nicht bewegen. Meine Beine rührten sich nicht!
„Farus, mach das du weg kommst, sonst endest du noch als Fischfutter!", brüllte Nathaniel.
„Würde ich ja gerne aber......meine Beine sind wie gelähmt, ich komm hier nicht weg!"
Und dann fühlte ich wieder diesen Schmerz. Dieser Bastard hatte meine andere Schulter erwischt und laut schreiend, krümmte ich mich vor Schmerzen am Boden.
„Farus!"
Immer wieder feuerte Ramon auf mich ein. Zu erst auf die Knie, dann in die Magengegend, scharf an meine Hüften vorbei, bis ich schließlich entkräftet da saß und schwer damit zu kämpfen hatte, meinen betäubten Kopf oben zu halten.
„Ramòn, das reicht jetzt.", sagte die Herrin.
„Verzeiht wenn ich euch widersprechen muss! Es ist noch lange nicht vorbei! Dieser kleine Großkotz schlägt mir schon aufs Gemüt als er hier angekommen ist! Und jetzt gebe ich ihm endgültig den Rest!"
Er stapfte in Richtung des riesigen Beckens das bis oben hin mit Wasser gefüllt war, steckte den Kopf hinein und saugte sich voll. Danach drehte er sich wieder zu mir um und begann erneut, das Wasser in seinem Maul mit purer Gedankenkraft zusammen zu pressen.
„Ramòn! Ich sagte, es reicht! Wir brauchen ihn noch, also lasst es gut sein!"
„Ich bin es langsam Leid mit ihm! Jetzt gibt es den Gnadenstoß!"
Nun wollte er zum letzten mal Maß nehmen und mich mit einem einzigen letzten Schlag aus dem Weg räumen. Ich sah keinen Ausweg mehr, ich hatte versagt mich gegen diese Wahnsinnige zu behaupten und meinen freien Willen zu bewahren.
Oder war das alles der Wille des Schicksals? Wollte es die Vorsehung so, das ich hier mein Leben lasse und elendig krepiere? Was war das nur für ein Spiel in dem alle Spieler die gleichen Figuren bewegten und für ihre Zwecke missbrauchten?
„Alles Lügen, Farus! Lass dich nicht täuschen. Beende deine Fehde mit den Vampiren, vernichte sie und die abtrünnige Hexe. Nutze deinen Hass und lasse sie deine Rache kosten bis sie elendig daran ersticken. Denn du bist gezeichnet vom Seelenräuber! Du bist das Kind des Soul Reavers, dies muss nicht das Ende sein, Farus. Sondern nur, der Anfang eines neuen Kapitels!"
Die Stimmen aus dem Äther hatten etwas, ermutigendes. Ich spürte wie mich die Kraft des Soul Reavers durchströmte und mich aufstehen lies.
Als Kain das Schwert an Raziel zerbrach, wurde ich mit nur einem Splitter zu einem Wirt des Reavers. Doch war dies der richtige Weg? Wollte ich nur noch von Rachegedanken geplagt werden, bis ich irgendwann genau so enden würde wie Kain oder Selicia...........
„Mutig von dir, dich wieder zu erheben Razielim. Mutig, aber auch so unglaublich dumm!", er holte mit seinem Kopf nach hinten aus,"Schädelbruch!"
Ich sah nur noch wie sich das Wasser zu einer scharfen Klinge verformte und auf mich zuraste. Und obwohl mein unausweichliches Ende kurz bevorstand, blieb ich standhaft.
Doch ein lautes Krachen lies mich zurückschrecken. Nathaniel. Mit einem gewaltigen Ruck, hatte er es doch tatsächlich fertig gebracht seine Fesseln von der Wand zu sprengen und sich zu befreien.
„Schluss damit!", brüllte er und warf mich zu Boden.
„Bruder nicht!"
Es ertönte ein lautes, hässliches Knacken das mir eindeutig sagte, das Nathaniel sich für mich geopfert hatte. Das Wasser hatte ihn mit voller Wucht getroffen und anscheinend ein paar seiner Rippen gebrochen.
„Nathaniel!", schrie Miriam von versuchte sich zu befreien,"Oh Gott nein....., bitte nicht! Das kann doch einfach nicht wahr sein!"
Blut spuckend, brach mein Bruder zusammen. Und trotz großer Schmerzen, legte ich ihn auf meinen Schoß.
„Bitte vergib mir.......", hauchte ich.
„Schon in.....Ordnung, du....Idiot.", hustete er und spuckte Blut,"Es war.....meine....freie Entscheidung....dir einfach nur......das Leben zu retten."
Sanft legte ich meine Stirn auf seine.
„Während ich deines genommen habe. Ich hätte euch beide hier weg bringen sollen, dann wäre das alles nicht passiert!"
„Red.....keinen Stuss! Wir beide.....waren einfältig. Außerdem.....wollte ich dir nicht.......die Zeit mit ihr.....vermasseln!"
„Genug jetzt. Sprich nicht weiter.", sagte ich und legte ihn gegen die Wand.
Kopf schüttelnd wies Selicia den beiden an ihr zu Folgen und schritt hinaus.
„Ramòn, Dimitri, wir gehen. Lassen wir den großen Razielim mit seiner Trauer alleine."
Als ich Nathaniels Körper los lies, überkam mich ein überwältigender Ekel, dem zu ertragen ich kaum in Stande war. Nathaniel hatte achtlos sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt nur damit ich mit Miriam lebend hier heraus kam. Und nun, trat ich die Rolle an die mir unser Meister so bereitwillig hinterlassen hatte. Ich wusste jetzt was ich zu tun hatte. Selicia sollte für ihren Verrat teuer bezahlen und das Entsetzen ernten, dass sie selbst gesät hatte! Ich würde das Clangebiet der Razielim wieder neu aufbauen und mit Miriam gemeinsam ein neues Reich aus dem Boden errichten. Und dann, wenn alle Schulden getilgt waren, würde ich diesen abtrünnigen Ramòn sein schwarzes Herz aus seinen unwürdigen Rippen reißen.
Doch ich wurde von meinem Hass überwältigt, Wut, Zorn und Trauer füllten nun diese Leere in meinem Inneren aus die mein Bruder so lange und geduldig gefüllt hatte. Ohne ihn, wäre ich da draußen schon lange im kalten Schnee krepiert. Die Kinder Melchiahs hätten an meinen modernden Kadaver genagt wie die dreckigen Ratten, die sie waren.
Schließlich überkam mich ein eigentümliches Kribbeln, das leise aufflackern einer unbändigen Kraft, die sich langsam durch meinen Körper zog.
Ich warf meinen rechten Arm nach hinten und hörte das kreischen des Reavers. Nun war ich genau so hungrig wie er, Selicias Seele sollte den Reaver nähren, damit ich diesen ganzen Wahnsinn beenden konnte. Also rannte ich los, holte mit dem Reaver aus und sprang Selicia, auf der Hälfte der Treppe in den Rücken, wenn da nicht noch der Dumahim gewesen wäre. Er schlug mich zu Boden und ich segelte mit einem harten Aufschlag nach unten zum Eingang des Kerkers.
„Dimitri, mach es kurz. Ich bin es leid, diesen Wicht auch nur anzusehen. Beende es."
Wieder richtete ich mich auf und hörte nur noch ein lautes Donnern. Der Bolzen der Armbrust, zerriss mir die Brust und durchbohrte mein Herz. Ich spürte nur noch, wie sich meine Seele, sich aus mich herauswand und sich dann schmerzvoll um mich krümmte. Sie verließ meinen Körper und riss sich voller Pein und Agonie aus ihrer Verankerung. Ich verließ meinen Körper und trat in ein seltsames Reich ein.  

Legacy of Kain - ResistanceWhere stories live. Discover now