"Unfreiwillige Infiltration"

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  Legacy of Kain - Resistance, Kapitel 4
"Unfreiwillige Infiltration"

Das war sie also, die große Zitadelle der Menschen. Zur Zeit der vampirischen Bedrohung, als das Reich Kains anbrach, wurde diese Stadt von den Menschen gebaut und so ausgestattet, das kein Vampir jemals, diese Mauern überwinden sollte. Da das Land oft von seismischen Beben und Unruhen gestört wurde, hatten die Menschen die Mauern mehrfach verstärk, einen riesigen Wassergraben hatte man hier ausgehoben, da das Wasser für die Vampire, tödlich war. So hatten sich die Menschen also verschanzt, doch mit jemanden wie mir und meinem Bruder, hatten sie nicht gerechnet. Zu dumm, das wir nicht hier bleiben und ein unbeschwertes Leben führen konnten, denn das war leider fast unmöglich. Da wir noch sehr junge Vampire waren, die noch nicht mal mit der Evolution begonnen hatten, wie die anderen Vampirclans in Nosgoth, war es nicht nur für uns, sondern auch für die Menschen gefährlich, wenn wir hier bleiben würden. Sicher konnten wir vielleicht ein paar Wochen oder Monate oder vielleicht sogar ein ganzes Jahr hier bleiben, aber ich wollte da kein Risiko eingehen, da mein Bruder vor ein paar Jahren oft rückfällig geworden ist und beinahe mir das Blut ausgesaugt hätte.
Die ersten beiden Wachen, bereiteten mir sofort Unbehagen, denn sie trugen Schwerter auf den Rücken und einen Flammenwerfer in den Händen. Ich seufzte , "Vor einem Jahrtausend hatten sie diese Dinger noch nicht!", . Und mein Bruder wurde langsam etwas nervös.
"Sind wir bald drinnen? Ich friere mir hier den Arsch ab!"
"Gedulde dich, du Miesepeter!", zischte Miriam,"Sobald wir drinnen sind, müsst ihr unbedingt in meiner Wohnung bleiben. "
Rasch öffnete die Jägerin das breite Tor vor uns und schob uns hastig hindurch.
Überall schlenderten die Menschen hier in einfachen Gewändern durch die Straßen, kauften ein und ahnten noch gar nicht das gerade zwei Vampire hier eingeschleust wurden.
Wie wir erfuhren, war diese Stadt einest, ein winzig kleiner Außenposten für einen Soldaten und seine Kameraden, doch nach dessen Tod, wurde dieser Außenposten schnell niedergerissen und eine Stadt errichtet. Einige Leute, bezeichneten diese Stadt auch als riesiges Warenhaus, da hier jedes zweite Gebäude ein Laden für Lebensmittel und Antiquitäten war. In einen kleinen, abgelegenen Teil der Stadt, stand ein riesiger, kugelförmiger Wasserturm und breite Rohre zogen sich durch die Dächer.
Miriams Wohnung war klein und recht gemütlich. Es gab nur ein Badezimmer, eine Küche und ein großes Wohnzimmer mit einem Kamin. Ihr Schlafzimmer wollte sie uns nicht zeigen, da es ihr unangenehm war, es uns einfach zu zeigen. Und kaum hatten wir das Wohnzimmer betreten, stürzte sich mein Bruder gleich auf den großen Teppich und wälzte sich darauf wie ein von Flöhen gebissener Hund.
„Gott, tut das gut!", schrie er fast,"Endlich mal wieder etwas weiches auf dem ich liegen kann! Kein Stein, der sich in mein Rückrad bohrt!"
Er griff nach einer Obstschale und fraß sie innerhalb von fünf Minuten leer. Übrig blieben nur, drei Apfelreste, vier Banenenschalen und ein völlig ausgehüllter Flaschenkürbis. Recht beleidigt starrten wir ihn an. Jedoch wunderte es mich das er sich überhaupt erst über Obst hergemacht hatte.
„Na fabelhaft, jetzt kann ich gleich wieder zum Markt und einkaufen gehen! Mein Vorratsschrank war schon leer, bevor er reinkam!"
„Ich bin jedenfalls satt.", grinste mein Bruder und machte es sich vor den kalten Kamin gemütlich."
Die Jägerin, begann mich zu mustern und klopfte mir auf den Bauch.
„Sag mal, bist du nicht hungrig? Siehst ja ganz schön abgemagert aus."
„Nein, nein. Hunger plagt mich nicht, sondern etwas anderes."
„Und was?"
„Naja, zum Beispiel die Tatsache, das wir bald wieder aufbrechen und weiter ziehen müssen. Ich meine, wo sollen wir hin? Der Einzige Weg aus dieser Stadt, führt über den Wassergraben und dem See der Toten."
Sie zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung. Aber wir finden schon eine Lösung."
Sie ging zur Türe und hielt im Rahmen Inne.
„Was ist?", fragte ich.
„Mir ist da noch etwas eingefallen.", sagte sie,"Dort hinten in eine der Schubladen, müsste noch eine Karte von Nosgoth liegen. Nimm sie ruhig, ich gehe schon mal einkaufen, falls einer von euch etwas bestimmtes braucht, sagt es ruhig."
Ich und mein Bruder starrten uns an.
„Vielleicht ein paar frische Eier und etwas Brot, wären jetzt genau das richtige.", sagte Nathaniel,"Gibt es hier auch frischen Fisch? Oder zumindest etwas Schnaps oder Wein?"
Ihr klappte die Kinnlade nach unten.
„Wie bitte? Seid wann esst ihr Vampire auch andere Dinge, außer Fleisch und Blut? Und wozu bitte Schnaps und Wein?!"
„Naja, ich will einfach feiern das wir endlich ein warmes Plätzchen gefunden haben, wo wir fürs erste bleiben können."
„Was?! Ihr werdet euch hier höchstens zwei Tage ausruhen und dann verschwindet ihr wieder!", brüllte sie und schnaufte vor Wut.
Bevor die Situation wieder zu eskalieren drohte, schickte ich sie zur Türe hinaus und bat sie sich zu beeilen, damit Nathaniel nicht wieder zu meckern begann.
Als sie dann endlich draußen war, lies ich mich auf einen der Sessel nieder. Wie sehr mein Bruder doch recht hatte. Hier lies es sich gut leben, nur für uns war hier leider kein Platz, denn Vampire waren hier nicht gern gesehen, sonst würden die Menschen dort draußen nämlich ohne Waffen durch die Gegend laufen. Während mein Bruder sich auf dem Teppich räkelte und sich herum rollte wie ein durchnässter Köter, sah ich mich ein wenig im Wohnzimmer um.
An der Wand hing ein Bild auf dem Miriam mit einer Gruppe Vamirjägern abgebildet war. Bei einigen waren die Gesichter ausgekratzt und kaum noch zu erkenen. Ich konnte mir schon denken was mit ihnen passiert war, arme Trottel. Auf einer Kommode, stand eine kleine Spieluhr, doch sie war kaputt. „Schade.", dachte ich. Als nächstes, durchsuchte ich die Schubladen nach der Karte von Nosgoth, doch ich fand nur uralte Karten, die noch die Stadt von Meridian und die Viertel der Banditen gekennzeichnet hatten, aber vom heutigen Nosgoth war nichts zu sehen.
Fluchend, sah ich mich weiter um und erblickte eine Treppe, die nach oben führte. Ich wusste, dass es moralisch falsch war, in der Wohnung eines anderen herum zu schnüffeln, aber ich war neugierig und irgendwann, würden ich und mein Bruder sicher unser Moralverständnis verlieren, wie diese hirnlosen Monster da draußen, die in den Clangebieten umherstreiften.
„Hey Nathaniel.....", sagte ich und drehte mich zu meinem Bruder um.
Doch der Idiot war auf dem Teppich eingeschlafen und auf seinem Gesicht, lag eine Bananenschale. Ich schüttelte den Kopf und ging die Treppe hoch. Das Gelender war aus einem feinen Holz gefertigt worden, hier und da sah man schön geschnitzte Gravuren, auch die Stufen waren weder morsch, noch zeigten sie Spuren von Schimmel an. Oben angekommen, öffnete ich die Türe die vor mir lag, von der die Farbe abblätterte und der Knauf könnte auch mal erneuert werden. Ich packte das runde Ding und rüttelte und drehte daran, doch es gab nicht nach. Ich hasste solche sturen Türen! Ich linste durch das Schlüsselloch und konnte irgendwie erspähen, das eine kleine Truhe die Türe blockierte. Mit voller Kraft, drückte ich gegen das sture Holz und schon die Türe, stück für Stück auf. Doch beim letzten bisschen, hatte ich genug und schob ein wenig fester und fiel mit der Tür ins Zimmer.
Eine dichte Wand aus Spinnenweben und Staub, warf sich mir direkt ins Gesicht und eine besonders große Spinne, krabbelte über meine Hand. rasch, schlug ich das Vieh beiseite und sprang auf. Gegen dieses Ungeziefer hatte ich ja nichts, aber so nah, dass musste nun doch nicht sein. Der Raum in dem ich mich befand, war mittelmäßig groß, der dichte Schleier der Spinnenweben lag einfach überall, in einer Ecke stand ein Schaukelstuhl der völlig rampuniert war, eine Bärenfalle die von einem der Deckenbalken herabhing und an dessen Zähnen, klebte noch getrocknetes Blut, so als ob sie vor kurzem, noch etwas darin gefangen hätte. Auf der kleinen Fensterbank, lag das Skelett einer fetten Ratte, in das sich Spinnen und andere kleine Plagegeister eingenistet hatten. Ein kleines Püppchen mit Knopfaugen, einem kleinen roten kleid, schwarzen Haaren und einen Körper aus einfachen Stoffen und Garn, lag auf einem alten Kinderbuch, dessen Seiten teilweise herausgerissen und zu Staub zerfallen waren.
„Jetzt reichts!", fluchte ich,"Diese Spinnenweben, gehen mir auf die Nerven!"
Hastig, fuchtelte ich mit den Armen herum und schlug alles beiseite, danach war ich selber von diesem Zeug bedeckt. Etwas, biss mir in den Fuß und ich stieß fauchend, gegen die Wand hinter mir und etwas, fiel laut polternd in meinen Schoß. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Vor Entsetzen und Schock, warf ich es von mir und saß still da. Es sah so aus, wie der Kopf eines Vampirs, aber was für einer war es? Der Kopf war leichenblass, acht Augen waren überall auf der Stien und an den Seiten verteilt und das Maul war schmal, sodass es gerade noch Platz für kleine Greifzangen hatte.
„Was zur......"
Ich drehte mich um und sah über mir noch mehr Vampirköpfe, die als Trophäen an der Wand hingen. Einen erkannte ich wieder, ein Dumahim, dessen Maul aufgerissen und die Zunge erstarrt war, ein anderer sah aus wie eine Kobra, denn er hatte eine aufplappbare Haube am Kopf und zu guter Letzt, sah ich dort den Kopf eines Vampirs, dessen Ohren breit und Spitz waren und das Maul war langgezogen. Ich drehte die Trophäe des ersten Kopfes um und entdeckte dort ein paar Notizen, die auf ein Pergamentblatt gekritzelt waren.
„Spinnen-Ähnlicher Vampir: wickelt Opfer in einen Kokon aus starker Seide ein, hat lange Fangarme und Beine, acht Augen am Kopf.
Gefunden: In der Nähe der alten Kathedrale."
Und da drunter, war das Clansymbol, des Vampirs aufgezeichnet.
„Zephon.", hauchte ich,"Sie hat, diese Vampire gejagt und als Trophäe behalten. Dann müssen das wohl die anderen Vertreter der Clans sein. Ein Rahabim, ein Dumahim und......das muss ein Turelim sein."
Einen Melchiahim, konnte ich nicht entdecken, wahrscheinlich weil sie wohl noch nicht in dessen Clangebiet war. Doch neben den Kopf des Turelim-Vampirs, war noch eine leere Holzplatte und der Verdacht der in mir aufkeimte, versetzte mir einen tiefen Stich ins Herz und in die Magengegend. Dies, sollte wohl eines der Platz eines Razielims werden, doch da alle von uns, bis auf mich und meinem Bruder ausgerottet wurden, konnte sie ihre Sammlung wohl noch nicht ergänzen.
Ich schluckte und griff mir an den Hals, bei den Gedanken, das mein Kopf da hängen würde. Und je öfter ich mir diese Köpfe ansah, desto mehr verstand ich Miriams Schmerz. Sie war, grob gesehen, gerade mal in meinem Alter, gerade mal achtzehn Jahre alt.
Hinter mir knarzte die Türe und Miriam stellte sich neben mir. Sie sah, weder traurig noch wütend aus, eher etwas enttäuscht.
„Ich will das du wieder gehst.", sagte sie leise.
Sofort, spürte ich etwas kaltes und spitzes im Nacken und ich ahnte, was es war.
„Miriam......bitte verzeih, ich war bloß neugierig. Ich wollte hier oben nach einer Karte suchen."
Die Armbrust klickte verdächtig.
„Geh einfach wieder runter. Oder ich sehe mich gezwungen dir einen Bolzen ins Genick zu feuern. Dann wirst du meine Trophäensammlung ergänzen und somit, käme ich meinen inneren Frieden, ein Stück näher."
Langsam stand ich auf und wandte mich um.
„Beruhige dich. Tue nichts was du später bereuen wirst."
„Ich werde nichts bereuen. Ich habe jeden einzelnen dieser Vampire getötet und du bist der nächste."
Sie richtete ihre Armbrust auf mich und sofort hob ich die Arme.
„Ist gut.", sagte ich und ging die Treppe hinunter.
Mein Bruder, sprang sofort erschrocken auf, als er uns beide sah und schnappte sich die leere Schüssel und verwendete sie als Schild. „Wirklich Nathaniel? Ist das dein Ernst? Damit schützt du dich gegen eine Armbrust? Armselig.", dachte ich.
„Was zum Teufel, soll das hier?", fluchte er.
„Dein Bruder, hat rum geschnüffelt. Und ich kann sowas nicht ausstehen, wenn jemand meine Sachen durchwühlt."
Mein Bruder sah mich gelangweilt an, so als ob er meinen Gedanken gehört hätte. „Wer ist jetzt armselig, huh?"
„Ich will, das ihr beide, sofort hier verschwindet.", sagte die Jägerin.
„Was?! Wir hatten abgemacht, das wir hier, mindestens zwei Tage bleiben werden, bevor wir weiter ziehen! Wir haben immer noch keine frischen Kleider und Proviant haben wir auch noch nicht!"
„Das kann nicht gut gehen!", zischte sie,"Farus, hat mein Vertrauen missbraucht."
„Bitte Miriam! Nur eine Nacht! Besorge uns nur, frische Kleider und eine Karte, dann sind wir im Morgengrauen wieder weg. Du siehst uns nie wieder..........."
„Und wir müssen deine menschliche Hackfresse nicht mehr sehen."
„War das unbedingt nötig?", zischte ich und drohte meinem Bruder, eine Ohrfeige zu verpassen.
„Was denn? Ist doch wahr!"
Miriam, warf ihm eine Vase an den Kopf und ich dankte ihr dafür.
„Danke.", sagte ich dumpf,"Also was ist nun? Haben wir eine Abmachung?"
Sie ließ, kurzzeitig die Armbrust wieder sinken und schaute zu Boden. Ich wusste nicht wieso, aber, egal wofür sie sich auch entscheiden mochte, ich musste es einfach akzeptieren. Was blieb mir auch für eine Wahl?
Ich hatte in meinen ganzen „unsterblichen" Leben, noch nicht besonders oft mit Menschen zu tun gehabt. Hier in der Zitadelle der Menschen, hatte sich das geändert, da hier wirklich, nur Menschen herum liefen.
„Na gut. Hör zu.", drohte sie mir und bohrte ihren Zeigefinger in meine Brust,"Ich werde euch beiden, neue Kleider besorgen. Und während ich weg bin, kannst du dich mit dieser Karte hier, auseinander setzen! Und ich warne dich....., solltest du es noch mal wagen, in meinen privaten Sachen herum zu schnüffeln, reiße ich dir mit meinem Dolch, dein Herz heraus und pfähle es mir an meine Trophäenwand!"
Sie schubste mich kurz und verschwand dann durch die Haustüre. Die von ihr angesprochene Karte, lies sie auf dem Tisch liegen. Während mein Bruder, sich wieder erhob und mich mit blutverschmiertem Gesicht anstarrte, kehrte wieder Ruhe ein.
„Endlich ist sie weg.", sagte er,"Die hast du schön um den Finger gewickelt."
„Was heißt hier um den finger gewickelt? Wir werden morgen früh abreisen und damit basta."
„Na wunderbar.", seufzte er,"Und wo sollen wir hin?"
Ich hob die Karte auf und entrollte sie.
„Das werden wir schon herausfinden."  

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