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Ein leises Schäppern wagte es tatsächlich mich aus meinem so heißgeliebten Schlaf zu reißen, was ich mit einem sehr unzufriedenen Murren kommentierte. Was sollte das denn jetzt?

Ziemlich träge setzte ich mich auf und streckte mich ausgiebig, was meine Knochen nicht ganz so geil fanden und darauf mit einem protestierenden Knacken reagierten.
Und erst dann fiel mir auf, dass ich auf der Couch eingeschlafen war und von jemanden zugedeckt wurde. Und dieser jemand konnte ja nur mein Vater gewesen sein.

Von meinem Couchplatz aus konnte ich sehr gut durch die offene Küchentür schauen und sah dass mein Vater dort irgendwas am Herd bewerkstelligte, was dazu noch sehr gut roch.

Noch mehr oder weniger im kräftezehrenden Halbschlaf gefangen schlug ich die flauschige Decke weg und marschierte mit immer noch weichen Knien leise in die Küche zu meinem Vater.

Früher habe ich immer so oft wie möglich versucht meinen Vater irgendwie zu erschrecken und ich nahm mir vor es jetzt erneut zu versuchen.
Ja ich weiß, für meine 17, fast 18 Jahren Lebenserfahrung war das ein nicht wirklich erwachsenes Verhalten, aber ich fand es ziemlich lustig in diesem Moment.

Ich stellte mich hinter meinen Vater und versuchte den meiner Seite liegenden Überraschungsmoment auszunutzen und ich meine Arme um seinen Oberkörper schlang.

Doch anstatt irgendwie vor Schreck oder dergleichen zusammen zu zucken, lachte mein Vater nur und drehte sich zu mir um.
„Das war wohl nichts. Ich habe dich bereits gehört, als du deinen Hintern von der Couch erhoben hast.“ Lachte mein Vater. Wie denn das? Ich hatte penibel genau darauf geachtet ja kein verräterisches Geräusch zu verursachen.
„Ach man... Das klappt nie bei
dir.“ Jammerte ich übertrieben beleidigt, fing dann aber auch an kurz und leise auf zu lachen.

„Okay, genug jetzt. Ich habe Frühstück gemacht.“ Meinte dann mein Vater. Er nahm die Pfanne vom Herd und stellte diese auf einen Untersetzer auf den Küchentisch.
Dann holte er noch zwei Teller und zweimal Besteck und legte das ebenfalls auf den Küchentisch.

Während ich mich schon einmal im Schneidersitz auf einen der Stühle setzte und die Pfanne begutachtete, in der sich Rührei und Speck befanden, reichte mir mein Vater noch ein Glas Orangensaft, welches ich dankend annahm.

Mein Vater aß wie immer sehr tüchtig und es grenzte an mehr als nur einem Wunder dass man das kein Stückchen bei ihm sah.
Im Gegenteil!
Er war sehr sportlich und ziemlich athletisch gebaut. Das alles, was er tagtäglich in sich hinein spachtelte, setzte nirgendwo an seinem Körper an. Ich war auf diese generische Veranlagung meines Vaters ziemlich neidisch und wusste nicht ob es bei mir genauso war, aber ausprobieren wollte ich es auch nicht! Nicht, dass es nachher doch nicht so wäre und ich für mein Leben lang fett wäre. Das wäre nicht wirklich mein Traum.
Davon mal abgesehen, konnte ich bei weitem auch nicht so viel essen, wie mein Vater! Er verhielt sich wie ein schwarzes Loch was Snacks und ganze Mahlzeiten anging. Aber meistens sah das ganze eher gezwungen aus als wirklich gewollt.
Aber er war erwachsen und konnte tun und lassen was er für richtig hielt.

Na ja, zurück zum eigentlichen Thema.
Mein Vater aß schon seinen dritten Teller Rührei leer, während ich noch meine erste Portion noch lange nicht aufgegessen hatte und stattdessen mit der Gabel auf meinem Teller das Rührei hin und her schob.

Mein Vater hatte das Rührei wie meine Mutter früher immer gemacht...
Mit klein gehackten Tomaten.
Oh Gott hatte sie Rührei mit Tomaten geliebt und es war so was wie ein Ritual bei uns drei gewesen, dass sie immer sonntags das Rührei mit Tomaten gemacht hatte! Es war im eigentlichen Sinne nichts besonderes, aber dennoch hatte es das gewisse Etwas was mich immer wieder ziemlich sentimental werden ließ.

Mein Vater hatte ganz offensichtlich meine Teilnahmslosigkeit bemerkt und sah mich unsicher an.
„Jericho? Ist alles okay?“ Fragte er besorgt.
Ich zuckte kurz erschrocken zusammen eh ich meinem Vater in die grünen Augen sah.
„Sie hat Rührei auch immer so gemacht...“ Sagte ich leise und lächelte traurig.
Mein Vater legte seine Gabel neben seinen Teller und sah mich mit einem bedrückten Blick an.
„Ich vergaß...“ Sagte er leise und senkte den Kopf, doch ich schüttelte nur den meinen.
„Es ist alles in Ordnung... Ich-ich vermisse sie nur... Immer noch!“ Murmelte ich leise und spürte wie mein Blick durch die aufwallenden Tränen trüb wurde.
„Natürlich, Jericho! Ich vermisse deine Mutter auch. Sehr sogar! Aber sie hätte nicht gewollt, dass wir die ganze Zeit traurig sind. Sie hätte gewollt, dass wir und vor allem du glücklich werden!“ Ich nickte nur und stand dann auf.
„Willst du denn gar nichts essen?“ Fragte mein Vater überrascht und ich schüttelte nur den Kopf.
„Nein. Ich habe kein Hunger. Du kannst es ja essen. Du scheinst, im Gegensatz zu mir, großen Appetit zu haben.“ Ich stellte meinen Teller mit Speck und Rührei vor meinen Vater hin, während ich seinen leeren ab räumte und mein O-Saft im Laufen zum Waschbecken aus trank.

Wenig später saß ich wieder im Wohnzimmer auf der Couch und hielt ein Familienfoto, worauf Mom, Dad und ich zusehen waren. Das Foto wurde vor einem recht düster aussehenden Haus aufgenommen, was dem ganzen Bild aber etwas mystisches verlieh. Dazu hatte ich auch keine Ahnung wo dieses Haus war und warum wir ausgerechnet dort ein Familienfoto gemacht hatten, aber das war egal. Dort war meine Mutter rauf zu sehen und alleine deswegen war es wunderschön!

„Jericho, wo bist-“ Mein Vater kam ins Wohnzimmer gestürmt und ich sah ihn nur unschuldig an.
„Was gibt's?“ Fragte ich, doch mein Dad antwortete nicht, sondern setzte sich neben mich auf die Couch und sah auf das eingerahmte Bild in meinen Händen.
„Es ist ein wirklich schönes Bild!“ Meinte mein Vater und ich nickte zustimmend.
„Wo wurde es eigentlich aufgenommen?“ Fragte ich und mein Vater grinste.
„Vielleicht zeige ich es dir mal.“ Sofort fing ich an zu strahlen.
„Oh ja, das wäre toll!“ Sagte ich begeistert und sah wieder auf das Bild, welches ich dann neben mir auf die Couch legte.
„Du wolltest was von mir?“ Hackte ich nach und kurz wirkte mein Vater irritiert, eh er den Faden wieder gefunden hatte.
„Ah ja genau. Morgen ist dein erster Schultag hier und ich dachte dass du den Weg zur Schule mal entlang gehen willst.“ Ich nickte, zog mich an und ging dann zusammen mit meinem Vater den Weg zur Schule entlang.

LG Fynn ★
~1068~ Wörter

Vampire Slayer Where stories live. Discover now