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Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien mir aus dem Arsch und auch sonst war ich so verdammt happy, dass ich eigentlich einen Regenbogen kotzen müsste.

Arschlecken!
Ich war verdammt angepisst!

Schlecht gelaunt und gleichzeitig auch irgendwie deprimiert stapelte ich die letzten zwei Kisten, die sich im Auto befanden, übereinander und trug sie bockig ins Haus. Dabei lief ich so stramm, dass es an einem Wunder grenzte dass ich keinen beschissenen Wadenkrampf bekam.

„Ach man, Jericho..." Versuchte mein Vater eine wahrscheinlich langweilige und dazu noch sehr unnötige Konversation aufzubauen.
Warum bemerkten manche Eltern in den offensichtlichsten Situationen nicht, dass ihre Kinder es bevorzugen würden in Ruhe gelassen und nicht angesprochen zu werden?!

„Nichts ›Ach man, Jericho‹! Ich habe darauf einfach keine Lust mehr mir den Mund fusselig zu reden, wenn du es doch vorziehst mich zu ignorieren." Das war ein zum scheitern verurteilter Versuch, dem auf mich zukommenden Wortwechsel mit meinem Vater zu entkommen.
„Versuch doch wenigstens das ganze zu verstehen und nachzuvollziehen. Ich tue es doch nur zu unserer eigenen Sicherheit." Hätte eine vorbeigehende Person diesen verzweifelten Unterton in der Stimme meines Vaters gehört, hätte diese Person sich gedacht, was ich für ein schrecklicher Sohn sein müsste dass ich der Stimme meines Vater so einen Beiklang verzauberte.
Aber das ganze stellte ich mit Krokodilstränen gleich.

Mein Gehirn sendete den Befehl aus, dass meine Schultern passiv zucken sollten, was diese dann auch taten.
„Selbst wenn ich es wollen würde - Wie soll ich das denn verstehen, wenn ich keine Ahnung habe was das ganze soll!?" Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und stellte mich, zugegeben, mit einer leicht provozierenden Absicht dementsprechend auch so vor meinem Vater.

Er hatte jedoch sein Kiefer angespannt und die Augen geschlossen. Das tat er nur dann, wenn er wirklich krampfhaft versuchte sich zu beruhigen um nicht an die Decke zu gehen.
Dementsprechend wusste ich dass ich den Bogen drastisch überspannt hatte und dass ich dann auch die Klappe zu halten hatte, oder mich entschuldigen sollte. Was mir beides nicht wirklich leicht fiel. Insbesondere das letztere. Sich zu entschuldigen heißt sich einzugestehen was falsches getan zu haben und damit kam mein Ego nicht immer klar.
Aber dennoch wusste ich wann es angebracht war. In den meisten Fällen zumindest.
Demzufolge war es meine Pflicht als guter Sohn schuldbewusst die Arme aus ihrer Verschränkung zu lösen und betreten zu Boden zu schauen, während ich dabei war das Wort zu sagen, was meine Lippen versuchten so selten wie möglich entwichen zu lassen.
„Entschuldigung, Daddy!" Murmelte ich leise, aber dennoch so laut, dass der Angesprochene es ohne Probleme verstehen konnte. Natürlich versuchte ich das ganze in so einer kindlichen Unschuld klingen zu lassen, dass mir vermutlich niemand hätte mehr böse sein können.
Und schon gar nicht mein eigener Vater, obwohl er genau wusste dass dies eigentlich meine Krokodilstränen waren und ich nur in solchen Momenten wie diesen wirklich ernst meinte.

Das Gesicht meines Vaters wurde weicher und er hob, sichtlich von seiner Abspannung befreit, seine Augenlider.
Dann er lächelte mich an und nahm mich in den Arm.
Eigentlich hasste ich Berührungen - kein Scheiß!
Wenn es jemand wagen sollte mich gegen meinen Willen zu befingern würde ich ihm am liebsten die Hand brechen und es war so oft so verdammt schwer diesem Verlangen nicht nachzugehen!
Es machte mich krank angefasst zu werden ohne es zu wollen und jedes Mal stand ich kurz davor zu explodieren, infolgedessen löste ich mich jedesmal so schnell wie möglich von diesem unangenehm Körperkontakt.
Peinliches Umarmen, gezwungenes Händeschütteln und all solche banalen Kleinigkeiten brachten mich zur Weißglut, wenn ich so etwas nicht von meiner Seite aus kam und ich somit einverstanden war.

Bei meinem Vater war es jedoch ein kleines bisschen anders. Auch wenn ich es bevorzugen würde so selten wie möglich angefasst zu werden gab es dennoch ihn als Ausnahme, bei der ich es zu ließ berührt zu werden. Nicht immer mochte ich es, aber ich ließ es wiederstandslos geschehen. Vermutlich lag das zum Teil auch daran, dass er wusste dass ich Berührungen im Großen und Ganzen nicht wirklich nice fand und er dementsprechend sehr selten so etwas tat. Und das wiederum hieß für mich, dass diese Art von Körperkontakt wichtig war und dadurch ließ ich sie einfach geschehen.
Nicht wirklich einfach so etwas jemanden zu erklären der nicht so wie ich empfindet und das ganze nur verständnislos mitverfolgt.
Aber das war mir eigentlich auch ziemlich egal - schließlich habe ich mich nicht immer zu rechtfertigen und schon gar nicht was so was anging.

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