27. Kapitel - "Ich muss dir was sagen."

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Tag 23, 11:34 - "Ich muss dir was sagen."

"Stegi, hier!", ruft mir jemand zu und ich drehe mich um, bevor ich Tim, Tobi und Palle bemerke.

Tobi winkt mir zu und sagt im nächsten Moment etwas zu Palle, was ich aber nicht verstehe, da ich noch viel zu weit weg bin. Er, Palle und Tim haben es sich bereits am Strand auf ihren Handtüchern gemütlich gemacht, die drei haben mich noch etwas schlafen gelassen und haben sich schon mal einen Platz am Wasser gesucht.

"Guten Morgen, Dino.", begrüßt mich mein Freund und zeigt mit einer Hand auf das Handtuch neben sich, das scheinbar für mich ist.

"Hey.", murmele ich und lege mich lächelnd neben ihn. Wie ich diesen Jungen liebe! Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Palle und Tobi angrinsen und uns dann in Ruhe lassen. Ich drehe mich so, dass ich direkt in Tim's braune Augen sehe und lasse zu, dass er mich näher an sich zieht und mir einen Kuss auf die Halsbeuge haucht.

"Ich liebe dich.", sage ich überglücklich. Tim sagt nichts dazu, sondern zieht mich nur hoch. Verwirrt schaue ich ihn an, vielleicht ein wenig enttäuscht, dass er mich nicht weiterküsst.

"Schau." Tim macht eine Handbewegung zum Wasser, wo Patrick und Tobi sich einen kleinen Ball zuspielen.

"Na gut.", erkläre ich mich einverstanden und muss lachen, als mir auffällt, wie enttäuscht ich wirklich klinge. Tim fällt das natürlich auch auf und er lacht ebenfalls. Dann streift er sich ein T-Shirt ab und wirft es auf sein Handtuch.

"Los, kuscheln können wir genauso gut heute abend." Ich verschränke die Arme und schaue meinen Freund herausfordernd an.

"Versprich mir das." Ich weiß zwar, dass Tim sein Wort hält, aber will ihn trotzdem versprechen hören, dass er das tut.

"Klar, versprochen. Aber jetzt ins Wasser, sonst sind die anderen von unserem ständigen herummachen genervt."

"Ey, stimmt doch gar nicht!" Ich ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf und folge Tim. Mittlerweile ist das Wetter hier nicht mehr ganz so gut wie am Anfang, vor ein paar Tagen hat es sogar zwischendurch geregnet, aber die Sonne scheint immer noch und zum Baden reicht die Wärme auch aus. Ein bisschen kühler finde ich aber, ehrlich gesagt, auch nicht schlimm. Irgendwann ist die Wärme sowieso nur noch unaushaltbar und dass die Temperaturen etwas nach unten gegangen waren, macht nichts.

Und in nicht mal einer Woche geht es wieder nach Hause, nach Karlsruhe. Ich habe Angst davor, das gebe ich offen zu. Ich habe Angst davor, nach Hause zu kommen, in mein 'altes Leben'. Denn dieses Leben ist ohne Palle und Freddie, ohne Rafa, Manuel, Tobi und seine Freundin Emma. Und- das fällt mir besonders schwer- ohne Tim, ohne diesen einen Jungen, den ich mehr brauche als alles andere. Tim lebt in Köln und ich in Karlsruhe. Über drei Stunden wohnen wir dann voneinander weg, einfach unvorstellbar.

Ich kann mir nicht einen Tag ohne Tim erdenken und alleine die Vorstellung, ihn gehen zu lassen, ist wie ein Stich direkt in mein Herz. Wir haben noch nicht wirklich darüber geredet, wie es dann mit uns weitergehen soll, vor diesem noch kommenden Gespräch habe ich echt Angst. Ich meine, das wäre so etwas wie eine Fernbeziehung, wir könnten uns höchstens am Wochenende oder in den Ferien sehen, wir beide gehen schließlich noch zur Schule.

Ich seufze und versuche diese Gedanken abzuschütteln, nicht jetzt über das nachdenken. Das macht mir nur schlechte Laune und darauf habe ich jetzt definitiv keine Lust.

Wir vier bleiben über eine Stunde im Wasser, spielen noch ein bisschen mit Ball, reden und schwimmen kurz, bis es langsam echt kalt wird. Irgendwann zittere ich nur noch und stehe herum, ohne etwas zu machen. Ostsee ist nämlich immer noch Deutschland und es ist nicht wie am zum Beispiel atlantischen Ozean warm. So lange kann man auch nicht im Meer bleiben, auch wenn ich es gerne würde. Immer noch zitternd und frierend gehe ich aus dem Wasser und trockne mich erst mal ab. Mit dem Handtuch ist es gleich viel wärmer und angenehmer.

"Das Meer ist echt kühl geworden.", bemerkt auch Tobi und geht von einem Fuß auf den anderen, um sich aufzuwärmen. Ich nicke und schlinge das Handtuch enger um mich. Es ist wirklich kälter geworden, im Laufe des Vormittags haben sich ein paar Wolken vor die sonst so strahlende Sonne geschoben. Jetzt waren wir aber eh lange genug im Wasser und um was anderes zu machen ist es auf jeden Fall noch warm genug.

Nachdem ich mich abgetrocknet habe, breite ich mein Handtuch wieder auf dem Sand aus und setze mich darauf. Dann liegen wir einfach nur so nebeneinander, machen nicht sehr viel, aber das hatte ich heute so oder so nicht vor. Fünf Tage. Ich will jeden dieser letzten verbeleibenden Tage genießen und das kann ich am besten mit meinen Freunden.

Etwa eine halbe Stunde später geht Palle, weil er Freddie suchen will und meint, dass er dann zurück kommt. Und noch etwas später sind Tobi und ich alleine, Tim wollte noch etwas machen, was genau, habe ich nicht so ganz mitbekommen.

"Stegi.", sagt Tobi leise und steht auf, um sein Handtuch etwas näher zu meinem zu rücken. Ich sehe auf und richte mich auf.

"Ja, was ist?" Tobi kratzt sich am Nacken und lächelt dann vorsichtig.

"Ich muss dir etwas sagen.", fährt er schließlich fort. Oh nein, ich will jetzt nichts wissen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und bemühe mich um einen neutralen Blick. In den letzten Wochen hatte ich zu viele "Ich muss dir etwas sagen.", manche, die von mir gesagt wurden und auch ein paar andere, aber sicher zu viele. Ich will nicht noch mehr Probleme, die mit diesen wenigen kleinen Wörtern verbunden sind. "Ich muss dir etwas sagen." bedeuten meistens nichts Tolles.

"Ähm okay, sag."

"Stegi, Tim hat eine Freundin."

"Ich liebe dich.", "Wir schaffen das schon, wir schaffen alles." und "Bleib' bei mir."
Was war gelogen, war Tim die einzige Lüge? Hat er mich so lächerlich gemacht wie Nick, mit meinen Gefühlen gespielt? Gab es überhaupt ein Tim und Stegi, kann es das jemals geben? Warum hat er mir nichts gesagt, warum war da kein "Ich muss dir was sagen."? Wem kann ich noch vertrauen und wem nicht? Tobi würde mich niemals anlügen, aber Tim auch nicht. Oder doch? Wie soll das nun weitergehen?
"Stegi, ich muss dir etwas sagen. Sei mir nicht böse, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, weil ich gar nicht auf Jungen stehe. Ich habe eine Freundin." Wo? Warum hast du mir nichts gesagt? Warum?

I'm sorry. Es werden noch so drei Kapitel kommen, dann ist diese FF fertig. Liest das überhaupt noch wer? ^^' xD

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