15. Kapitel - WhatsApp

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Tag 7, 15:30 - WhatsApp

"So Leute, also das ist Manuel.", sagt Palle und deutet auf den blassen Jungen mit den braunen Haaren und den grünen Augen.

"Hi." Er lächelt uns an.

"Hey. Wollen wir uns jetzt irgendwo hinsetzen?", fragt Tim ohne den Blick von mir abzuwenden.

"Ja, klar. Da hinten, wie abgesprochen.", kommt es von Freddie und sofort geht dieser los. Tobi zuckt mit den Schultern, folgt ihm, der Rest unserer kleinen Gruppe ebenso.

"Stegi, unsere Abmachung gilt immer noch: Du kannst mir alles sagen, wenn du willst." Tim. Tim hat verstanden, dass ich etwas Wichtiges vorhabe. Ich versuche sein Angebot bewusst zu ignorieren, aber in meinem Inneren wühlt es mich zugegeben ziemlich auf. Tim alles zu sagen, wäre doch nicht schwer. Ich wäre die Last los, oder hätte sie zumindest geteilt. Es wäre der Beweis an ihn, dass ich ihm vertraue.

Aber ich mache nichts, ich setze mich neben ihm auf eine der Bänke, die hier stehen, und hole meine Brotdose heraus.

Warum muss das Leben auch so schwer und unfair sein? Wie so oft schon stelle ich mir diese Frage, nur um danach noch deprimierter zu sein, weil ich die Antwort nicht kenne und wahrscheinlich auch niemals kennen werde.

Mit einem lauten Klacken geht die Brotdose auf. Neben mir isst Tobi sein belegtes Brot bereits und auch Tim auf meiner anderen Seite- irgendwie habe ich das Gefühl, dass sein Beschützerinstinkt ganz besonders stark ausgeprägt ist, denn immer, wenn es mir schlecht geht oder ich vor etwas Angst habe, wie gerade, ist er bei mir. Nur bin ich mir noch nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist-, ich hole mein Handy heraus.

Jetzt oder nie. Jetzt habe ich die Gelegenheit und es wird wahrscheinlich die Einzige in der nächsten Zeit. Ich atme tief ein, gebe meinem Code ein und gehe auf WhatsApp. Dann lehne mich mich gegen die Lehne der Bank, damit keiner sieht, was genau ich mache und schließe die Augen. Ja, ich habe Angst. Verdammt große Angst, ich kann so viel falsch machen. Meine Selbstzweifel scheinen mich fast zu erdrücken, als ich wieder auf mein Display schaue.

Drei Nachrichten, alle aus Nick's und meinem Chatverlauf. Die erste, direkt nachdem mein Handy seinen Geist aufgegeben hatte und wir noch miteinander geschrieben hatten: Ok, dann geht das auch. Wir hatten über irgendetwas belangloses, unwichtiges Zeug geredet, was ich mir jetzt nicht näher anschauen will.

Die nächste Nachricht am 8. Juli, also dem zweiten Tag im Camp: Hey Stegi, hast scheinbar kein Internet, schade.

Die nächste und letzte gestern. Aua. Das tut weh, unheimlich weh. Nick hat mir geschrieben, dass er es geschafft hat, seine Eltern zu überreden in einer Woche nach London zu fliegen. Ohne mich. Ich könnte schon wieder los weinen, so sehr verletzt mich das. Nick und ich, wie wollen doch immer zusammen nach Großbritannien, nach London. Und jetzt... Jetzt fährt er ohne mich.

Bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, beschließe ich die WhatsApp zu schreiben, die so viel entscheiden kann. Nur ist das Problem, dass ich keine Ahnung habe, was ich genau eintippen soll. Vielleicht hätte ich mir das doch vorher überlegen sollen. Aber was soll's, das lässt sich nicht mehr ändern.

Nach vorne schauen, das ist wichtiger. Meine Finger schweben über dem Display, dann entscheide ich einfach spontan irgendetwas zu schreiben. Alles halb so schlimm, will ich mir sagen.

Hi Nick. Sry, dass ich bisher nicht geantwortet habe, aber im Camp ist kein Netz. Außerdem muss ich dir noch etwas sagen... Nick, ich bin schwul. Und vielleicht habe ich mich in dich verknallt. Bitte sei mir nicht böse.

Ein paar Mal ändere ich die Nachricht noch, ohne wirklich etwas zu anders zu machen. Dann zähle ich herunter, drei. Zwei. Eins. Absenden.

Mein Herz rast, als ich gebannt auf das Display schaue. Bitte, bitte, antworte. Zwei raue Haken. Noch hat er das alles nicht gesehen. Und jetzt bin ich mit nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war. Nick müsste das schnell sehen, schließlich sind Ferien, was für ihn meistens heißt, dass er in seinem Zimmer herumhockt und an seinem PC ist. Also müsste er sein Handy in Sichtweite haben und meine Nachricht sehen. 

Ich blinzle und im nächsten Moment werden aus zwei grauen Haken zwei blaue. Er hat es gesehen! Mein Puls rast weiter in die Höhe, dabei war ich mir eigentlich sicher, dass das gar nicht mehr möglich ist. Offensichtlich doch.

Ich sehe zu Tim, der sich mit Tobi unterhält. Die beiden bemerken meine Anspannung wohl nicht, das ist gut. Wieder in unseren Chatverlauf schauen. Und ich sehe das Unfassbare, das mit dem ich nicht gerechnet hätte. Das kann doch nicht wahr sein.

Mmh, ich bin unzufrieden mit dem Kapitel :/.
Was denkt ihr, hat Nick geantwortet?
(Es kann sein, dass jetzt wieder eine Woche nichts kommt, das tut mir auch leid. Spätestens nächsten Sonntag ist aber auf jeden Fall wieder ein Kapitel da!)

Sommerferien- #StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt