1. Kapitel - Busfahrt

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Tag 1, Busfahrt - 14:07

Gelangweilt schaue ich aus dem Fenster. Bis wir da sind dauert es immer noch mehr als drei Stunden. Super. Im Bus ist es stickig und eindeutig zu warm, die Sonne erhitzt uns unaufhaltsam weiter.

Ich frage mich, wie ich das überleben soll. Warum muss ich auch in so ein blödes Feriencamp? Vier Wochen, das ist sowieso viel zu viel. Danke Eltern. Außerhalb des Busses sieht es genau wie die ganze Zeit schon aus: Felder, ein paar vereinzelte Bäume und Sträucher neben den Landstraßen, auf denen wir unterwegs sind, Dörfer. Ein paar Autos, die neben uns vorbeifahren. Nichts Spannendes. Seit ich heute morgen um zehn Uhr in diesen Bus eingestiegen bin, sind jetzt vier Stunden vergangen, meine Armbanduhr zeigt 14:09 an.

Der Akku meines Handys hat seinen Geist bereits aufgegeben. Das sind die schlechtesten Ferien meines Lebens. Sogar noch blöder als der Urlaub in Belgien vor ein paar Jahren. Und der war schon echt nicht schön.

Mit quietschenden Reifen hält der Bus wieder an. Ich atme genervt aus. Wir stoppen fast in jedem zweiten Kaff und trotzdem steigen weitere Leute ein. Ich werfe einen Blick nach hinten, während sich die Türen langsam öffnen. Die letzten Reihen sind erstaunlicherweise noch frei, aber bald kann keiner mehr zusteigen, da bin ich mir sicher. Aus den Augenwinkeln bemerke ich einen Jungen, der direkt neben mir stehen bleibt. Ich warte darauf, dass er weitergeht, doch stattdessen fragt er leise: "Darf ich mich zu dir setzen?"

Ich mustere den Braunhaarigen und verstehe dann, warum er sich noch nicht hingesetzt hat. Mein Rucksack liegt auf dem Platz und sollte eigentlich verhindern, dass jemand auf die Idee kommt, dass da frei ist. Das scheint den Jungen nicht zu stören. Mit einer Handbewegung nehme ich meinen Rucksack und lasse ihn vor meinen Füßen fallen. Der Junge setzt sich und die Türen schließen sich. Scheinbar war er der Einzige, der aus diesem Dorf mitfährt. "Du bist auch nicht freiwillig hier, oder?", fragt der Braunhaarige, den ich fast wieder vergessen hätte.

Auf ein Gespräch habe ich keine Lust, aber dass er 'auch' gesagt hat, macht ihn so sympathisch, dass ich antworte: "Ne, ich hab eine vier in Deutsch auf dem Zeugnis und darum meinten meine Eltern mich in dieses dumme Camp zu stecken, während sie und meine kleine Schwester nach Italien fahren."

Der Junge lacht etwas nervös auf. "Das ist nicht so praktisch.", stellt er fest.

Ich bejahe. "Da hast du recht. Ich habe so keine Lust auf den Mist. Warum musst du mit?"

"Ach, ich soll da neue Kontakte finden und so." Er verdreht die Augen. "Weil ich die Leute, die ich da kennenlerne wahrscheinlich danach auch wieder sehe."

"Also mich hast du doch schon gefunden.", sage ich frech und grinse.

Der Typ scheint wirklich ein netter Kumpel zu sein. "Ja, dann kann ich jetzt wieder aussteigen."

Er macht eine Pause und rückt seinen Rucksack, der auf dem Gang zwischen den Reihen steht, ein paar Zentimeter zu seinen Beinen. "Ich bin übrigens Tobi.", stellt er sich schließlich vor.

"Stegi." Der Junge, Tobi, hebt eine Hand. Ich lache und gebe ihm einen Highfive.

"Freut mich, dich kennenzulernen.", sagt Tobi und seufzt übertrieben, bevor er fragt: "Hast du einen LapTop dabei?" Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, warum fragst du?" Natürlich habe ich keinen LapTop mit, das hätten mir meine Eltern nicht erlaubt, außerdem ist der, den ich habe schon total kaputt und ich benutze ihn nicht mehr, da ich auch einen Computer habe. Meinen Computer hätte ich echt gerne, dann wäre die Fahrt vielleicht ein bisschen spannend. Oder wenigstens in Ordnung, nicht so langweilig.

"Nur so. Hätte ja sein können."

Ich schaue wieder aus dem Fenster, die Ostsee scheint lange nicht in Sicht. Tobi streckt seine Hand nach oben aus und hantiert an der Klimaanlage über uns herum.

"Funktioniert nicht.", werfe ich ein. Tobi's Augen weiten sich merklich.

"Wie soll ich das sonst aushalten?", fragt er ungläubig.

"Keine Ahnung, aber ich bin schon vier Stunden im Bus und habe das auch versucht."

Tobi's Hand sinkt wieder nach unten und er schüttelt deprimiert den Kopf. "Ich hasse mein Leben.", murmelt er.

"Ich auch.", sage ich und boxe dem Jungen freundschaftlich gegen die Schulter.

"Und ich kann dir Luft zufächeln."

"Luft?", fragt Tobi und hebt die Arme etwas an. "Welche Luft?" Damit hat er leider recht. Luft ist das nicht mehr richtig, eher eine zu große Menge Kohlenstoffdioxid und kein Sauerstoff. Zu viele Leute auf zu wenig Raum, so könnte man das auch beschreiben.

"Wir machen bestimmt bald eine Pause."

Tobi unterdrückt ein Gähnen.
"Bitte.", meint er mir verschlossenen Augen. "Das wäre mal was nices."

Während Tobi schläft oder eher döst, beobachte ich die Anderen im Bus- schließlich werde ich die nächsten vier Wochen wohl oder übel mit denen verbringen müssen. Vier Wochen, 28 Tage. Hilfe.

Durch die Lücke zwischen den Lehnen, kann ich sehen, was die beiden Mädchen in der Reihe vor mir machen. Sie schauen auf ihr Handy und haben Kopfhörer drinnen. Okay, das ist jetzt nicht so das Interessanteste. Das macht mich eher neidisch, weil ich an meinen armen Handyakku denken muss. Vielleicht hätte ich etwas besser mit dem umgehen sollen, schließlich weiß ich nicht, wie das mit dem Strom im Feriencamp sein wird. Außerdem hätte ich gerade gerne 'This isn't love' gehört, dann hätte sich meine Laune ein bisschen gehoben.

Das erste Kapitel meiner neuen FanFiction.
Vielleicht sind ja noch ein paar von meiner anderen FF da (Eigenwerbung, ganz unauffällig...).
Die erste Zeile zeigt übrigens, welcher Tag ist und die Uhrzeit, bei der das Kapitel anfängt. Ich freue mich über Kommentare und Votes! Das nächste Kapitel wird in ein paar Tagen kommen.

Uuuund... tschüss!

Sommerferien- #StexpertWhere stories live. Discover now