Kapitel 51-Hochzeit03

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Wir schafften es ohne weitere Vorfälle bis nach der Hochzeitstorte und bis zum Tanz des Brautpaars. Lucas ließ seine Hand die ganze Zeit an ihrem Platz und Ian ließ diese keine Sekunde aus den Augen. Seine Cheerleaderin ignorierte er einfach. Olaf hatte nur Augen für Mary und Louis und Lana nur für einander, auch wenn es bei ihnen noch etwas ungeschickt aussah.

Lucas riss mich aus meinem vielleicht fünften Gang: „Lass uns tanzen."

„Was?", ich deutete auf meine Schuhe, „Schon vergessen? Außerdem kann ich gar nicht tanzen."

„Klar."

„Okay, das Argument, dass ich nicht tanzen kann, war vielleicht ein wenig unüberlegt."

„Du bist die beste Ballerina der Stadt. Ein wenig unüberlegt ist noch stark untertrieben. Also los!"

Er nahm einfach meine Hand und zog mich hinter sich her auf die Tanzfläche.

Er war ein guter Tänzer. Mit ihm machte es sogar ein klein wenig Spaß. Ein ganz klein wenig. Er bewegte sich passend im Rhythmus der Musik und war null steif. Zudem führte er gut und schubste mich bei den Drehungen so richtig schön an.

Dann kam ein langsames Lied. Er zog mich gegen seinen Willen näher an sich und zischte: „Leg deinen Kopf auf meine Schulter!"

„Warum?"

„Schnell! Dein Bruder schaut!"

„Es widerstrebt mich zutiefst, dass zu tun was du von mir verlangst!"

„Mach schon!"

Keine Lust auf eine weitere Diskussion, tat ich was er sagte. Seine Schulter war hart.

„Deine Schulter ist hart."

„Das sind Muskeln. Mädchen stehen darauf."

„Sie ist hart."

Er seufzte, ich glaube genervt: „Sorry. Ich werde mit dem Sport aufhören und ab jetzt nur noch essen, so wie du."

„Hey, Ich ess nicht nur!"

„Jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben hattest du was dabei, was du auch gegessen hast. Und gerade hast du auch alles in dich reingeschaufelt."

„Ich bin Stressesserin."

„Du hattest Stress?"

„Du, Ian. Ja, ich hatte Stress."

„Tut mir leid."

Ungläubig sah ich zu ihm auf. Er entschuldigte sich. Ich nutzte die Gelegenheit: „Das sollte es auch."

Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Schulter. Zum ersten Mal atmete ich seinen Geruch bewusst ein. Eine Mischung aus Aftershave und.. und Kiefernwald? Wie war das möglich.

Lucas kicherte: „Genau Mara. Schön tief einatmen. Es heißt Frauen erinnern sich besser an den Geruch, als an das Aussehen eines Mannes. So verliebst du dich bestimmt besser in mich."

Ich entschied ihn mal in dem Glauben zu lassen.

„Wärst du immer noch lieber mit einem deiner Langweiler hier?", fragte er.

Eigentlich hatte sich Lucas, außer in der Gegenwart von Ian, ganz gut gehalten. Er ertrug jedes meiner Familienmitglieder geduldig und zuvorkommend und mit Humor. Was im Hamilton Stamm sehr angesehen war. Ich weiß nicht, ob das auch jemand anderes gemeistert hätte. Zugeben konnte dies natürlich nicht:

„Bin ich doch auch so."

Es brauchte eine Weile bis er es verstand. Beleidigt legte er den Kopf schief: „Ich bin kein Langweiler."

„Beweise es!", forderte ich. Ich wusste selber nicht genau warum.

„Welcher Langweiler tanzt so?"

„Das reicht nicht."

„Du willst, dass ich dich auf Trapp halte?"

„Ich will, dass ich mich nie wieder in meinem Leben langweile!", der Alkohol benebelte meine Sinne bereits leicht, sonst hätte ich niemals eine so unbedachte Aussage gemacht.

Zwei Kinderstimmen hinderten mich, sie zurückzunehmen.

„Du machst das voll falsch.", beschwerte sich meine vierjährige Cousine bei ihrem Bruder.

„Du keine Ahnung. Ich bin der ältere!", entgegnete mein siebenjähriger Cousin.

„Hey, alles okay bei euch?", unterbrach ich die beiden Streithähne.

Anschuldigend zeigte die kleine Mia auf ihren älteren Bruder: „Er tritt mir die ganze Zeit auf die Füße!!"

Beleidigt verschränkte Johann die Arme: „Gar nicht."

Lucas ging in die Hocke um auf der Augenhöhe der kleinen Mia zu sein, er reichte ihr einen Arm: „Darf ich dich von deinem Tanzpartner entführen und dich um diesen Tanz bitten?"

Das Mädchen begann zu Strahlen, vor Freude bekam sie kein Wort raus.

Lucas hob sie hoch und trug sie auf die Mitte der Tanzfläche. Dort begann er mit ihr auf dem Arm zu tanzen.

Arwwww. Wie süß. Etwas goldigeres hatte ich noch nie gesehen.

Ich sah zu Johann runter, der mit mir zurückgeblieben war: „Wollen wir auch?"

Angewidert schüttelte er den Kopf: „Nope! Ich geh zu den anderen!"

Schon war er verschwunden.

Wow, so eine Abfuhr und das von einem siebenjährigen wie peinlich.

Da meine Füße sowieso schon wieder begannen zu schmerzen ging ich zurück an unseren Tisch.

Ich beobachtete die beiden Tänzer weiter. Mittlerweile war Lucas dazu über gegangen Mia wild herum zu wirbeln. Sie jauchzte glücklich.

Lucas konnte schon irgendwie gut mir Kindern umgehen. Nein, das macht ihn nicht attraktiver. Es ist nur eine Feststellung. Ganz harmlos. Trotzdem stahl sich bei dem Anblick ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.

I'm your Robin HoodWhere stories live. Discover now