Kapitel 3.

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Er nahm meine eiskalten Hände in seine Warmen und Kräftigen. Seine Augen strahlten mich an. In ihnen sah ich diesen besorgten aber gleichzeitig auch aufgeregten, freudigen Ausdruck.
H: "Bitte vertrau mir."
Ich wollte weg, er hatte Recht. Aber wollte ich wirklich das Risiko eingehen, entdeckt zu werden?
Mit erwartungsvollem Blick sah er mich an.
M: "Okay. Um 3 bei mir."
Er sprang auf und jubelte, was mich zum Lachen brachte. Zu dem echten Lachen, zu dem komischer Weise nur er mich brachte.
M: "Du bist so verrückt." sagte ich lachend und er setzte sich wieder zu mir hin.
H: "Hauptsache, wir sind zusammen verrückt."
Er grinste. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich wurde nervös und mein Magen kribbelte, was langsam schon weh tat, gleichzeitig aber das schönste Gefühl war, also ich gab das Grinsen zurück.
H: "Also gut. Ich würde am liebsten hier bleiben, aber ich muss gehen. Wir sehen uns später. Ich schreibe dir!" sagte er während er sich zur Tür begab. Zum Abschied winkte ich ihm nur zu und flüsterte: "Bis dann."

Das Grinsen auf meinem Gesicht verschwand erst als ich meine Stiefmutter und Stiefschwester wieder sah. Die Gedanken von hier weg zu gehen sind so verlockend, aber gleichzeitig auch so beängstigend. Was ist, wenn sie mich finden? Was ist, wenn Alison erfährt, dass ich mit Harry weg bin? Ich bin sowas von tot.
Nach dem Klicken der Tür öffnete ich sie mit meinem Schlüssel und betrat die Villa. "Ist das dein Ernst, Maddison? Nur wegen dem kleinen Klatscher heulst du so rum, dass der Krankenwagen kam? Weißt du wie ich jetzt in der Straße da stehe? Weißt du das?!" schrie Marelyne auf mich ein. Automatisch hob ich die Arme über meinen Kopf und machte mich kleiner als sie. So weit haben sie mich schon gebracht. Unglaublich. Ich hatte solche Angst, geradeaus wieder im Krankenhaus aufzuwachen.
"Los jetzt! Ab in die Küche und mach Essen! Aber flott!" Ohne zu zögern verschwand ich in der Küche.
Ich entschied mich Spaghetti Carbonara zu kochen, da es schnell ging und mein Lieblingsessen war.
Ständig schaute ich auf mein Handy um zu schauen ob Harry geschrieben hat. Alle 2 Minuten. Nach dem 15 mal wurde mir diese Stalkerei erst richtig bewusst und sofort auch ziemlich peinlich. Schaut er auch immer ob ich geschrieben hab? Interessiert es ihn überhaupt? Wenn er mir jetzt schon nicht mehr schreibt, sollte ich dann echt mit ihm mitgehen?
So viele Zweifel belasteten meinen Kopf und ich konnte nichts gegen diese tun. Nichts. Ich war zu schwach um diese zu unterdrücken.
Den Tisch hatte ich noch nie so schnell gedeckt wie an dem Tag. Ich war voller Adrenalin. Die Aufregung  war kaum mehr auszuhalten.

Als dann alle am Tisch saßen wurde ich von beiden, von Marelyne und Alison, nur böse angestarrt, bis meine Stiefschwester die Stille brach: "Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Was hast du Harry gesagt, hm? Warum kümmert es ihn was mit dir ist? Er will nichts von dir! Er hasst dich! Du nervst ihn, verstehst du das nicht? Lass ihn einfach in Ruhe! Meinst du echt, er findet dich toll? Ach bitte!" schrie sie mich so laut an, dass sogar die Nachbarn jedes einzelne Wort mit hören konnten. Ihre Aussagen taten irgendwie weh. Wie ein Messer, welches sie in mein Herz rammte. Obwohl ich wusste, dass es nicht stimmt. Aber wusste ich das wirklich? Warum war ich mir nicht ganz sicher? Er sagte es mir im Krankenhaus sogar persönlich, dass Alison's Aussagen nicht der Wahrheit entsprachen. Ich antwortete ihr nicht um ihr diesen Respekt zu zeigen den sie von mir verlangte. Nicht weil ich sie respektierte. Nein, ich Tat es, damit sie mich in Ruhe lässt und die Klappe hält. Auch wenn das nicht lange anhalten würde.

5 Minuten vor 3 Uhr. Ich könnte Erbrechen vor Aufregung. Ich hatte eine kleine Tasche mit Sachen gepackt, die ich aufjedenfall benötigte. Wie zum Beispiel, mein Lieblingsbuch, ein paar Kleidungsstücke, Handy und mein Aufladekabel. Jedoch keine Zahnbürste oder Zahnpasta, denn das Quitschen des Bodens ist zu laut um ohne sie zu wecken ins Bad und zurück zu laufen. Die Chance bestand zwar, aber ich wollte wirklich kein Risiko eingehen.

Punkt 3 Uhr. Ich hatte das Gefühl mein Herz rutschte immer tiefer in die Hose. Es war schrecklich, denn ich fühlte mich schlecht abzuhauen. Warum auch immer.
Mein Handy klingelte und ich nahm ab.

M: "Hallo?"
H: "Hey Maddie. Ich steh vor deinem Fenster."
Bevor ich "Okay" oder irgendwas sagen konnte, legte er schon auf. Meine Hände waren schwitzig und eklig. Ich nahm meinen Rucksack, legte ihn über meinen Rücken und öffnete das Fenster. Mein ganzer Körper zitterte. Soll ich das wirklich machen? Ich kann noch umkehren. Ich kann ihm noch absagen. Aber will ich so weiter leben? Nein.
Also war es beschlossen und bevor ich es realisieren konnte, war ich schon rausgesprungen und landete in einem Busch. Mein Zimmer war im ersten Stockwerk, was mir die Flucht vereinfachte.
Die Lampen des Autos leuchteten hell und meine Beine brachten mich zu ihm.
Ich öffnete die Tür des Autos und setzte mich hin. Erst einige Sekunden später schaute ich Harry an und er sah gut aus. Er trug eine lockere schwarze Bomberjacke und eine schwarze Jeans.
H: "Wer ist bereit ein Abenteuer zu erleben?" sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, an welchen ich mich ansteckte. Lachend antworte ich mit "Ich!" Und er startete den Motor und wir fuhren los.
Na mal schauen, ob das gut laufen wird...

Rette mich.Where stories live. Discover now