Kapitel 2.

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Einige Tage später waren meine Stiefmutter und Alison bei der Mani- und Pediküre. Ich musste die Wäsche machen und für Bio lernen. Alison erwartete wieder Besuch von Harry und wieder kam er früher als die Beiden. Wir unterhielten uns gefühlte Stunden und er brachte mich so oft zum Lachen. Es war herrlich. Ich sehnte mich so nach dem Gefühl glücklich und zufrieden zu sein, geliebt zu werden. Und obwohl ich Harry nicht so lange kannte, verspürte ich es. Es machte so Spaß. Bis Marelyne und Alison aus der Stadt wieder kamen.

Die zufälligen Treffen mit Harry häuften sich und ich hatte das Gefühl, wir verstanden uns ganz gut.

H: "Du hast doch bestimmt ein Handy, oder?"

M: "Ähm, ja.. Warum?"

H: "Könnte ich vielleicht deine Nummer haben..?" Er grinste. Ich wurde etwas rot, vermute ich aber nickte.

Der Tag verging gleich wie jeder andere. Ich lag in meinem Bett und fing mein Lieblingsbuch jetzt schon zum 7 mal an. Auf einmal hörte ich mein Handy klingeln und nahm es sofort in die Hand. 'Hey Maddie." Ich fing an zu lächeln, nein eher zu grinsen. Ein komisches Gefühl verspürte ich in meinem Magen. Es drückte leicht. Ich versuchte es zu ignorieren und antwortete mit 'Hey Harry.'. 

Ich wachte durch das Verspüren eines starken Schlages auf meinem Rücken auf. Ich schrie auf und bekam deswegen direkt nochmal eine ins Gesicht geknallt. Ich fing an zu weinen. "Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Es ist schon Viertel nach 8 und das Frühstück steht nicht auf dem Tisch! Denk ja nicht, dass du so davon kommst. Übrigens lässt du Harry nicht mehr rein, wenn er klingelt. Er sagte, du würdest ihn betatschen und angraben. Denk nicht mal daran ihn nochmal anzufassen!" schrie Alison mir ins Gesicht. Harry hat sowas wirklich gesagt...? Ich dachte, er würde mich irgendwie mögen. Aber okay. Ich will nicht noch mehr Ärger. Bei diesen Gedanken kamen mir die Tränen und ich wusste nicht wieso. Warum weine ich, wenn ich daran denke, dass Harry so von mir denkt? "Er kommt heute übrigens wieder, aber mit mir zusammen damit ihn ja nicht belästigen kannst. Schlampe!" Ich schaute sie nicht an. Ich betrachtete die Ecke meines Zimmers bis sie mit einem Stampfen verschwand. Und schon zog ich mich schnell um und tuschte leicht meine Wimpern, da ich sonst wieder Ärger bekommen würde, dass ich es wage ungeschminkt im Haus rum zu laufen. Schon begab ich mich auf den Weg zur Küche, wo ich eigentlich die meiste Zeit am Tag verbrachte. Mein Handy klingelte in der Tasche meines Kittels. Schnell holte ich es raus um zu schauen, wer mir geschrieben hatte. Harry. 'Hey, ich komm heute um 1 vorbei  freu mich schon dich wieder zu sehen :)' las ich seine Nachricht in meinem Kopf durch. Ich grinste, sah jedoch auch die Probleme, weshalb es nicht klappen könnte. Alison. Wenn sie sehen würde, wie ich Zeit mit Harry verbringen würde, sie würde mich umbringen. Und das wirklich.

Die Zeit verging wie im Fluge und schon war es 3 Minuten vor 1 Uhr. Irgendwie war ich aufgeregt obwohl ich wusste, dass wir uns wahrscheinlich nicht sehen würden. Ich staubte die Vitrinen im Eingangssaal ab als es klingelte. Automatisch lief ich zur Tür los, griff nach der Türklinke und drückte sie sanft hinunter bis mich jemand am Arm packte und von dort weg zog, sodass ich auf dem Boden landete und nun dort lag. Ich merkte nichts mehr für einen kurzen Moment, doch dann spürte ich die Schmerzen an meinem Kopf. Ich sagte nichts, hörte jedoch alles.

H: "Maddie!"

A: "Harry, alles gut. Ihr geht es gut." Ich spürte wie eine große Hand meinen Kopf berührte, da ich meinen Kopf wie verrückt fest hielt, weil die Schmerzen unausstehlich waren. "Maddie, ist alles in Ordnung?" hörte ich Harrys ruhige Stimme an meinem Ohr. Ich antwortete nicht. Ich bekam kein Wort raus. "Sie muss ins Krankenhaus, Alison!" "Ach was. Übertreib doch nicht. Sie heult immer so rum, gleich ist alles wieder gut." Harry hörte ihr nicht zu sondern schnappte sein Handy und rief den Krankenwagen. "Es wird alles gut, Maddie." waren die letzten Worte, die ich hörte bis ich endgültig umkippte.


Ich öffnete meine Augen schlitzweise auf und ein Krankenhauszimmer kam zum Vorschein. Aber kein Mensch. Kein Arzt. Keine Familie. Kein Harry. Ich schaute mich ein bisschen verwirrt um und sah mein Handy auf dem kleinen Tischchen neben mir liegen. Mindestens 5 Nachrichten von Harry. Ein trauriges Schauen verwandelte sich in das breiteste Lächeln seit gefühlten Ewigkeiten. 'Schreib mir bitte wenn du wach bist!!; Bist du schon wach...?; Ich hoffe dir gehts gut..; Ich werde mit Alison reden versprochen; Wenn du das liest und wach bist bitte schreib mir ich mache mir Sorgen' 'Mir gehts gut, danke.' antwortete ich und grinste dabei wie verrückt. Wieso machen mich diese Nachrichten so glücklich... Ich versteh das nicht. Er ist nett, aber mehr auch nicht. Ich darf ihn nicht mögen. Mein Handy klingelte nach meiner Nachricht 2 Sec später, jedoch kam der Arzt hinein geplatzt. "Guten Morgen, Frau Jefferson. Sie wurden gestern Mittag bei uns eingeliefert nachdem sie ohnmächtig geworden waren. Sie haben eine ganz leichte Gehirnerschütterung. Sie können heute Nachmittag eigentlich auch schon wieder Nachhause, aber..." Er pausierte seine Rede und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. "Ihr Körper ist sehr belastet. Ernähren sie sich genügend?"

M: "Ja, eigentlich schon."

Arzt: "Hm okay. Gibt es irgendwelche familiären Probleme, die sie belasten?"

M: "Ähm..."

Arzt: "Natürlich müssen Sie mir diese nicht erzählen, da aber Ihr Körper sehr stark überlastet ist und viele blaue Flecken auf Ihrer Haut zu sehen sind, müssten Sie mit einer Kinderpsychologin reden oder es mir jetzt erklären. Natürlich haben wir hier Schweigepflicht, das heißt alles was Sie uns erzählen wird bei uns bleiben." Ich schaute ihn an. Ich wusste nicht ob ich diesem Mann vertrauen konnte, ich meine, ich kenne ihn nicht. Schweigend starrte ich meine Decke an bis der Arzt die Stille brach: "Sie haben genug Zeit." Er stand auf und wollte gehen, jedoch kam er nochmal kurz zurück. "Ein junger Mann wartete gestern den ganzen Tag und seit um halb 7 heute morgen auf Sie. Sein Name ist Harry Scott. Soll ich ihm sagen, dass Sie wach sind?" Ich nickte und grinste, was dem Arzt auch ein Lächeln schenkte. Nicht mal ganz 2min später kam Harry herein und lief mit schnellem Tempo zu mir. Mir kamen die Tränen als er mich sanft berührte und seine weiche Hand auf meinen Oberschenkel lag. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht." Ich lächelte und schaute in seine leuchtend grünen Augen. Er war so wunderschön zu betrachten. "Harry." sagte ich leise als mir die Tränen kamen und ich fing an zu Zittern. "Maddie. Erzähl mir was hier los ist." sagte er sanft und ruhig, was mich auch irgendwie beruhigte. Ich erzählte ihm die komplette Geschichte von meiner Kindheit bis zu dem Gespräch mit dem Arzt vorhin. Eine Stunde redete ich alles von meiner Seele hinunter und er hörte zu. Die ganze Geschichte. Er lachte mit und weinte mit. Ich war so glücklich. Als ich fertig war hörte ich nur ein "Wow." von ihm und er wirkte erstaunt.

H: "Klingt ein bisschen wie die Cinderella Story, aber warum lässt du dir sowas gefallen?"

M: "Was soll ich denn machen? Sie sind stärker. Sie sind zu zweit. Ich bin allein."

H: "Nein, wir sind auch zu zweit." sagte er lächelnd. "Und übrigens hab ich nie gesagt, dass du mich betatscht hast und dass ich mich belästigt fühle." Ich lächelte, denn mir fiel wirklich ein Stein vom Herzen.

H: "Lass uns abhauen." gab er von sich, was mich ein wenig überrumpelte.

M: "Wie bitte..?"

H: "Na abhauen. Weg von hier. Du hast es nicht verdient so behandelt zu werden und da ich schon 18 bin und ein Auto hab, können wir überall hin wo du willst."

M: "Das klingt toll. Aber ich kann nicht Harry. Wenn die mich erwischen, dann bringt das Krankenhaus auch nichts mehr."

H: "Vertrau mir. Weißt du schon, wann du Heim darfst?"

M: "Ja, heute Nachmittag."

H: "Perfekt. Ich hol dich heute Nacht und 3 Uhr vor deinem Fenster ab."

M: "Ich weiß nicht so Recht.."

Rette mich.Where stories live. Discover now