Kapitel 41 - Fucking Judas

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Ich fragte mich unwillkürlich, ob wir vielleicht etwas weiter weg vom Zaun Stellung hätte nehmen sollen. Wir waren zu nah...

„Wir wollen dir nicht drohen.", begann Rick zusprechen und allein die Tatsache, dass er nicht Schreien musste, verdeutlichte, WIE nah wir an den Toren standen. Ich sah zur Seite und in die vielen Gesichter, die entschlossen zu Negan blickten und gleichzeitig Ricks Worten lauschten: „Wir machen dir ein Angebot.... Ein Friedensangebot. Vor dir stehen drei Gemeinden, Vereinigt, und wir sagen dir und deinen Leuten: Es Reicht! Unsere Vorräte gehören uns. Wir werden uns nicht mehr unterwerfen. Damit ist es vorbei!"

Ich konnte sehen wie sich Negans Miene vor Wut verhärtete und er Rick voller Zorn entgegen sah. Dabei konnte ich die Wut, die nicht nur Negan sondern auch Rick ausstrahlte, körperlich spüren.

Jeder hier wusste, es ging im Moment um Macht und wer diese besaß. Rick hatte es geschafft, dass drei Gemeinden ihm folgten, was Negan nur mit Angst und Gewalt erreichen konnte. Rick aber, folgten sie aus Loyalität und Respekt.

„Aber es gibt keinen Grund für Gewalt. Wir müssen uns nicht bekämpfen. Ich glaube, das würden wir alle gern vermeiden. Wir geben euch Gelegenheit. Euch zu ergeben. Wir wissen dass ihr Kinder bei euch habt und andere unbeteiligte.... Leute, die keine Saviors sind und niemandem etwas getan haben. Diese Menschen werden verschont. Sie können unbehelligt weiterleben."

Ich sah wie Negan schnaubte und abfällig dem Blick meines Bruder begegnete, ehe er uns knurrend entgegen rief: „Und die anderen? Ich? Und der Rest? Die Mörder, die euch alle beschützt haben?"

„Vor langer Zeit habe ich eine Regel aufgestellt... Vielleicht ist es Zeit, uns danach zu richten. Wer tötet, der stirbt."

Ich runzelte die Stirn bei Ricks Worten und sah auf meinen Bruder. Meinte er das ernst? Wer tötet, der stirb? Scheiße, wie oft hatte ich gemordet mit dem einzigen Grund, dass ich meinem Gegenüber zuvor kommen wollte? Wir hatten alle gemordet und dementsprechend wohl alle den Tod verdient. Dieser Gedanke ließ einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge und legte sich wie Blei auf den Rest meines Körpers. Mir gefiel das ganze hier immer weniger und das verstärkte sich durch Negans selbstbewusstes Auftreten.

Dieser sah gespielt nachdenklich zurück, wobei sein Blick abermals mich streifte und ich mir wünschte er würde das lassen. Dann legte er Lucille vor sich auf das breite Geländer und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, wie ein Lehrer der vor seiner Klasse gleich einen Vortrag halten musste. Er machte einige Schritte nach vorne und begann tatsächlich, in seinem gewohnt lockeren Gang auf und ab zulaufen, während er anfing mit Bedacht zusprechen: „Also noch mal zum Mitschreiben: Ich liefere mich und meine Scheiß Männer aus und ihr richtet uns hin.... Aber unsere Familien dürfen ohne uns weiterleben. Glaubt ihr echt, darauf gehen wir ein? Was passiert, wenn wir ablehnen?"

Rick zeigte mit seine Waffe Richtung Negan und ich fragte mich augenblicklich, ob er jetzt vollkommen den Verstand verloren hatte. Seine Geste konnte man auch Falsch verstehen. Als Startschuss für die Schlacht zum Beispiel.

„Jeder hier draußen... kämpft sich nach drinnen. Dann passiert, was passiert... und das wird kein Spaß."

Ich schluckte schwer und mein Blick richtete sich gegen Boden, auch wenn ich wusste dass es soweit nicht kommen musste, nicht kommen würde, bereitete es mir Unbehagen, wenn ich an die ganzen Menschen in Sanctuary dache, die unschuldig waren. An Eve die im 8 Monat schwanger war oder an die fünfjährige Stefanie, deren Eltern beide Tot waren, weshalb sich Cat und ihr Mann um sie kümmerten. Auch wenn ich nicht alle Saviors in Sanctuary kannte, kannte ich die Familien dort.

Ich hörte Negan lachen und als er meinen Namen rief ruckte mein Blick in seine Richtung.

„Du lässt das zu, Lexi? Du kennst die Menschen hier. Was ist mit Cat und Tanja? Was ist mit Marco und den andern?"

Gone SisterWhere stories live. Discover now