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Sie schloss die Augen, spürte die sanfte Brise, die ihre zerschundene Haut strich. Das Rasseln der Ketten ließ sie wimmern. Seit Jahren trug sie diese Ketten, sie war gefangen, ohne jeglichen Ausgang. Sie hatte sich damit abgefunden. Ihre Welt war jetzt die Gefangenschaft. Ihr Leben bestand nur um zu Dienen. Sie zog einen Holzsplitter aus ihren Handflächen und wischte mit bloßen Händen den Staub von ihrem Kissen. Freiheit war ein Luxus, genau wie Freude... Sie unterdrückte ein aufkommendes Schluchzen. Die physichen Schmerzen waren nichts gegen die Seelischen. Sie strich sich durchs Gesicht, über die Arme, die Brust, die Beine. Was früher einmal schön ausgesehen hatte, war nun vernarbt und hässlisch. Sie verdiente es nicht anders. Hatte man ihr zumindest eintrichtern wollen. Die Stille, die sie umgab, war das einzige worauf sie sich den ganzen Tag freute. "Unbreakable, Unbreakable... Unshakeable...", sang sie schluchzend und wog sich in den Schlaf. Der Wind säuselte und pfiff durch die kleinen Rillen durch die Holzdielen. Ein Klicken war zu hören und die Tür öffnete sich. Ihr ganzer Körper spannte sich an. Ihr Besitzer kam rein und schloß die Tür hinter sich. Ein Schauder durch lief ihren ganzen Körper. Sie fürchtete diese Person so sehr, dass sie nachts den Schlaf nicht fand. Sie zog die Arme um ihren Körper, beruhigte sich mit einem leisen Gesang... "Mein Vöglein sing mir ein schönes Lied, schöner als der Mensch vermag zu glauben, schöner als deine Selbst, ach Vöglein, singe nur für mich. " Ein Schnitt auf ihrem Arm. "Was kostete dich wohl, die Schönheit? Die Freiheit, wohl? Ach Vöglein, bleib immer an meiner Seit." Ein weiterer auf ihrer Wange. "Vielleicht die Gier mein Trieb ist, oder doch die Liebe?" Ein weiterer auf ihren Schenkeln. "Vöglein, übel nimm es mir nicht, die Gier ein Teufel ist." Ein weiterer Schnitt an ihrer Taille. "Warum...?", hauchte die Gefangene. "Warum tust du mir das an?" "Du fragst warum? DU FRAGST WARUM!" Ihr Besitzer bäumte sich vor ihr auf. "Ja, Atlanta ich frag warum." Die Frau, ihre Besitzerin hob ihr Kinn an und zwang sie sie an zu sehen. "Ich wollte deine Schönheit, darum habe ich sie mir einfach genommen, Schnitt für Schnitt. Nun werde ich die Schönste sein, und du mein Vöglein, bleibst für immer mein..."

Gedankensplitter #milchshakeaward2019Where stories live. Discover now