79.Mein?

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Sie lag da, bewegungsunfähig und weinend. Ihre Augen suchten verzweifelt den Himmel nach Antworten ab, eine klitzekleine Spur, ein mikroskopisches Zeichen. Doch dort war nichts. Der Himmel blieb so wie er immer war. Tiefblau und unscheinbar unendlich. Die weißen Wolken zogen an ihr vorbei. Die Vögel zogen an ihr vorbei. Genauso wie ihr leben. Sie röchelte. Eine Fede legte sich auf ihre Stirn und ein Engel beugte sich plötzlich über ihr. Er schaute ihr tief in die Augen und sie starrte ihn einfach an. Er lächelte und ein schelmisches Funkeln erschien in seinen Augen. Er war atemberaubend. Eine Schöpfung Gottes, die perfekter nicht sein könnte. Er war makellos und wunderschön, kaum mit Worten beschreibbar. Mit bebenden Fingern machte sie ein Kreuz vor ihrer Brust. Sein Lächeln wurde breiter und die Distanz zwischen ihnen beiden kürzer. Ein Stromschlag ging durch ihren ganzen Körper, sie fühlte dieses unnachgiebige Verlangen, dass sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Er wirkte so unschuldig mit den goldenen Löckchen und den riesigen Augen. Seine zarten Finger reckten sich nach ihr und strichen über ihre rosigen Wangen. Das ist Sünde, dafür wurdest du ja bestraft, warnte ein dünnes Stimmchen sie in den Ecken ihrer Gedanken. Seine Lippen waren vielleicht nur noch zehn Zentimeter entfernt, so nah, dass sie sogar seinen Atem auf ihrer kühlen Haut spüren konnte. Ihre Sinne spielten verrückt und ihr Verstand ließ sie allmählich zurück. Seine grünen Augen fixierten sie und es hatte den Anschein, als würde er in sie hinein schauen können. Das ist Sünde. Ganz langsam glitten seine Finger zu ihren Haaren, sanft, fast zaghaft zog er ihr den Schleier vom Kopf. Ihre schwarzen Haare berührten den Boden und er fuhr durch sie hindurch. Sie wollte sich wehren, sich auf gar keinen Fall dieser aufkommenden Fleicheslust hingeben, aber mit jedem lüsternenen Blick und mit jedem warmen Atemzug, der sie strich, verfiel sie der Sünde mehr und mehr. Sie konnte ihm nicht entrinnen, konnte dieser Schöpfung Gottes nicht den Rücken zuwenden. Sie war seine Gefangene, sie war von ihm gepackt worden und so schnell würde er sie nicht frei geben. Er kam noch näher, seine Lippen berührten fast ihre Ohren und seine goldenen Löckchen kitzelten sie. "Oh meine Angebetene." Sie hielt den Atem an und versuchte von seiner Pracht nicht verrückt zu werden. Er spannte seine Flügel. Blutrot, pechschwarz und Goldgelb. Noch mehr Federn segelten durch die Luft. Sie keuchte und bewunderte die Pracht des Gefallenen. "Selbst, mächtige Wesen wie ich verfallen einmal der Versuchung der Lust, so nahm ich den Fall an um nur bei dir zu sein. So Frag ich dich, wirst du mein?"

Gedankensplitter #milchshakeaward2019Where stories live. Discover now