1.Der Text

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Die Krähen krächzten und der Wind pfiff durch die Äste der Bäume. Die Dunkelheit brach langsam heran. Er kickte einen Stein zur Seite. Du wirst eh sterben... Die Stimme seiner Freundin, wohl eher gesagt Exfreundin, schallte ununterbrochen in seinem Kopf. Du wirst eh sterben... Die eisige Kälte fror ihm die zarten Hände ab. Er zog an seiner Jacke, die an einigen Stellen zerrissen war. Seine Augen brannten noch immer und die salzigen Tränen der Enttäuschung wollten nicht versiegen. Er rieb seine Hände an einander und sah seinem Atem zu, wie er kleine Wölkchen bildete. " Scheiß Kälte." Murmelte er und kickte wieder einen Stein zur Seite. Der einsame Weg der sich ihm offenbarte war lang und steinig. Du wirst eh sterben... Wieso Céline? Wieso tust du so etwas? Meine Céline... dachte er. Er fuhr sich mit einem Ärmel durchs Gesicht und wischte seine bitteren Tränen weg. Er konnte es einfach nicht akzeptieren, dass sie weg war, fort für immer. Er leckte sich über die rissigen Lippen und zuckte bei der Kälte seines Piercings zusammen. Er hatte sich doch schon längst an dieses Stück Metall an seiner Lippe gewöhnt, dass sich so eisig an ihn schmiegte und ihm ein lebendiges Gefühl verlieh. Céline... Dieser Name. Er hatte ihn immer geliebt, diesen süßen Namen, der ihn an den Frühling erinnerte. Doch den Menschen, dessen Eigentum er war, hatte er noch mehr geliebt. So sehr, dass es ihm manchmal den Schlaf gekostet hatte. "Wieso nur Céline?" Er brachte ihren Namen jetzt kaum über die Lippen. Er zitterte. Céline, sie war das einzige woran er denken konnte. Doch er wusste nicht, was er jetzt für sie entpfinden sollte. Liebe, Trauer oder doch unendliche Wut. Er wusste es nicht, er wusste es einfach nicht.

Die Bäume schienen immer größer zu werden und deren Äste schienen ihn um schließen zu wollen, so fest, dass er von ihnen zerquetscht werden würde. Er hielt diese Stille nicht mehr aus, diese bedrückende Stille, die immer lauter zu werden schien. Nur sein beständiger Herzschlag war zu hören. Sein Herz, es war auch zerbrochen, es war einfach zersplittert in tausenden von Stücken, wie ein Teetasse. So fragil war ein Herz, das Herz eines Mannes. Es konnte auch brechen. Einfach so...

Von ganzem Herzen wünschte er sich die Zeit zurück als er noch mit ihr zusammen gewesen war, als er noch ihr Lächeln sehen konnte, dass einem Mut gegeben hat im Krankenhaus durchzuhalten, als er ihr noch durch die Haare fahren konnte, als er sie schlichtweg ansehen konnte, oder ihre zarten süßen Lippen auf seinen Spüren konnte. All das hatte er nun nicht mehr, weil sie fort war, weil sie ihn verlassen hatte. Er nahm vorsichtig eine grüne Packung aus seiner Hosentasche und zündete eine dieser weißen Röllchen an. " Was soll's, wenn ich die noch Rauche." Zischte er und dirigierte die Zigarette zu seinem Mund. Er inhalierte den ekligen bitter-süßen Qualm, seine Lungen protestieren kurz, sie sträubten sich dagegen, den Qualm in sich zulassen.

Plötzlich vibrierte sein Handy. Seine Mutter... Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt. Nur drei Wörter. 'Sie ist tot.'
Sein Herz zog sich zusammen, es blutete. Er hatte sie wirklich verloren, für immer und sie würde nie mehr zurück kommen. Céline. Sein Ein und Alles. Sie war fort, hatte ihn im Stich gelassen. Du wirst eh sterben, aber später,also genieß dein Leben...Nicolas, ich liebe dich, vergiss mich ja nicht.

Gedankensplitter #milchshakeaward2019Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu