3 - Der schreckliche Unfall

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Als ich auf den Anfang der Brücke zufuhr, bemerkte ich wie sich das Geländer bewegte. Ich sah erst weg, um noch einmal hinzusehen. Das Geländer, welches sich zuvor noch auf mich zu und wieder wegbewegt hatte, pendelte sich langsam wieder ein. Vielleicht war der Tequila doch keine so gute Idee gewesen. Aber ich liebte Tequila und kam noch sehr schwer an Alkohol, da ich erst in ein paar Monaten 21 wurde. Wäre ich jetzt in Europa, könnte ich in die nächste Kneipe gehen oder einfach so in der Öffentlichkeit saufen. Aber ich war in Amerika, deswegen schlug ich zu wann immer ich die Möglichkeit hatte an Alkohol ranzukommen und das war meistens bei Elijah, welcher nämlich schon volljährig war.

Ich konzentrierte mich wieder auf die Fahrbahn um Schlangenlinienfahrten zu vermeiden. Es war kurz nach Feierabend, weshalb die Straßen voll von Autos waren. Auch auf der Brücke entstand mittlerweile ein leichter Stau, doch da ich ja auf einem Motorrad saß, konnte ich mich einfach vorsichtig zwischen den Autoreihen hindurch schlängeln. Normalerweise schaffte ich es mit links, aber heute zögerte ich schon ein wenig. Schließlich wagte ich es, trotz leicht spürbarem Alkoholpegel, zwischen die langsam dahin kriechenden Autos. Ich fuhr nur ein bisschen schneller als die Autos, sodass ich alles noch gut unter Kontrolle hatte. Nach ein paar Minuten sah ich schon das Ende der Brücke.

Ich hielt mich rechts an der Fahrbahn, damit ich meine Ausfahrt nicht verpasste. Diese Strecke führte an einem Industriegebiet vorbei. Normalerweise blieb ich auf der Hauptstraße, weil die Strecke einfach schneller ans Ziel führte. Aber heute war mir die ruhige Lage lieber. Ich fuhr eine Weile auf der Straße entlang und betrachtete wie die Industriegebäude langsam den Wohnsiedlungen wichen.

Eigentlich verschleuderte ich viel zu viel Zeit auf den Straßen. Ich war allerhöchsten AN-getrunken, nicht BE-trunken, deswegen musste ich doch nicht auf den Hauptstraßen dahin schleichen. Ich beschleunigte etwas und spürte den Fahrtwind stärker entgegen blasen. Wie ich dieses Gefühl liebte! Es fühlte sich an, als würde ich gleich in den Himmel steigen und vom Wind fortgetragen werden. Ich gab noch etwas mehr Gas und machte meiner Freude mithilfe eines Jubelschreis Luft. Energie strömte durch meinen ganzen Körper, als ich ihn etwas aufrichtete. Vor lauter Höhengefühlen verpasste ich beinahe meine Abkürzung. Mit rasanter Geschwindigkeit bog ich ab, als es schon passierte.

Ich knallte in etwas rein, besser gesagt ich knallte in JEMANDEN rein. Durch den abrupten Halt überschlug sich mein Motorrad und schlitterte noch wenige Meter über den Asphalt. Mein Körper flog durch die Luft, bis ich auf den Boden aufprallte und ich auf dem Boden etwas weiter kullerte. Das alles passierte in Sekunden. Durch den Aufprall auf dem Boden wurde mir sämtliche Luft aus der Lunge gepresst, so dass ich jetzt, da ich ruhig auf der Straße lag, erst einmal nach Luft rang. Doch auf dem Bauch atmete es sich nicht so gut, weswegen ich mich umdrehte und scheppernd einatmete.

Ich nahm meinen Helm ab, den ich glücklicherweise immer beim Fahren trug, drehte meinen Kopf auf die Seite und kotzte mitten auf die Straße. Alkohol und Schleuderungen vertrugen sich schlecht. Als ich kotzend auf dem Boden lag, gingen mir tausende Fragen auf einmal durch den Kopf.

Warum habe ich heute Alkohol getrunken? Warum war ich so leichtsinnig gewesen und bin mit Höchstgeschwindigkeiten in die Kurve gefahren? Bin ich schwer verletzt? Mit was bin ich zusammengestoßen? Als ich alles aus mir erbrochen hatte, setzte ich mich langsam auf und sah zu meinen Füßen.

Ein Seufzer der Erleichterung entkam mir, als ich sie spüren und bewegen konnte. Auf allen Vieren richtete ich mich vorsichtig und langsam auf. Mein ganzer Körper brannte als würde ich in Flammen stehen. Hoffentlich hatte ich nur ein paar Prellungen. Als ich dann auf wackligen Beinen stand, sah ich mich nach meinem Motorrad um. Es lag etwas weiter weg im Gebüsch. Wahrscheinlich war nicht allzu viel kaputt gegangen. Ich verfolgte die Schlitterspur mit meinen Augen nach, als mir plötzlich mein Atem im Hals stecken blieb und das Adrenalin wieder stärker durch meine Venen pumpte. Neben einem meiner abgebrochenen Rückspiegel lag eine blonde Haarpracht.

Ich vergaß alles um mich herum und ging, so schnell es mein Körper zuließ, zu dem Mädchen. Mein Kopf war wie leergefegt, als ich über dem zierlichen Körper stand. Was soll ich tun? Scharf nachdenken, Freddy! So lang ist dein Erste-Hilfe-Kurs noch nicht her. Was muss man tun, wenn man eine Leiche vor sich hat? Halt Stopp! Sie war ja noch gar nicht tot! Oder doch? Atmet sie überhaupt noch? Richtig, ich sollte ihre Atmung kontrollieren! Ich sank neben ihrem Körper auf die Knie. Ihr Gesicht war von ihren blonden Locken verdeckt, sodass ich erst ihre Haare zurückstreichen musste. Immer noch rührte sie sich nicht. Auch ihr Brustkorb hebte und senkte sich nicht, doch vielleicht lag das nur daran, dass sie viel flacher atmete. Ich drehte sie vorsichtig auf den Rücken, lehnte mich zu ihr herunter und hoffte das sie atmete. Ich zählte herunter.

10.... 9.... 8.... 7..DA! Ein Lufthauch! Doch bevor ich mich freuen konnte, setzte die Erkenntnis ein. Das war kein Atemzug gewesen, sondern es fing an leicht zu winden. Also nochmal 10 Sekunden beobachten, ob sie atmete. Ich beugte mich wieder mit meinem Ohr über ihren Mund und Nase.

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

Nichts. Gar nichts. Kein Atemzug, keine Bewegung. Nichts. Sie war tot. Sie war wegen mir tot! Ich hatte sie umgebracht!

Aber es gab noch Hoffnung! Ich musste sie reanimieren. Sie durfte nicht sterben! Ich bin kein Mörder! Vorsichtig nahm ich den Saum ihren Shirts zwischen meine zitternden Finger und schob es hoch. Man sollte eine Person oberkörperfrei reanimieren, damit man es auch wirklich richtig machte. Ihr ganzer Bauch war grün und blau, und links hatte sie ziemlich krasse Schürfwunden. Eigentlich war ihre ganze linke Seite total zerfetzt. Ich wollte gerade weitermachen, als ich etwas Unglaubliches sah.

From Bad to Worse DaysWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu