2 - Die schlechte Entscheidung

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Elijah stand schon in der Einfahrt des Hauses ,als ich in die Straße einbog. Er lebte mit einem bunt gemischten Haufen Jungs zusammen in einer großen WG, und ich wünschte mir auch eines Tages dort einzuziehen. Doch das wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, weil einfach niemand aus diesem Haus ausziehen wollte, vor allem weil man alles machen durfte, was man wollte. Es gab nur zwei Regeln.

Die oberste Regel war, dass man die anderen Bewohner nicht mit rein zog, wenn man im Schlamassel steckte. Die andere Regel lautete: Iss kein Essen, das du dir nicht selbst gekauft hast! Die Regel wurde hauptsächlich wegen den Kiffern im Haus aufgestellt. Weil hier alles erlaubt war und meistens immer eine Party stattfand, zu der Jeder seine Freunde einladen durfte, waren die Kiffer meist hier um ungestört zu rauchen. Doch vom vielen Gras wurden sie immer so hungrig, dass sie fast alles aufaßen, was sie auf die Schnelle finden konnten und am nächsten Tag waren sie viel zu müde und zu träge um einzukaufen, aber ihr ganzes Geld ging sowieso für den Stoff drauf, sodass sie gar kein Geld hätten um den Einkauf zu bezahlen.

„Du hast dir heut aber Zeit gelassen!" rief er mir entgegen, als ich die Auffahrt hochfuhr und mein Motorrad neben seinen Jeep stellte. Wir begrüßten uns kurz und gingen rein, damit ich meinen Helm und den Schutzanzug ablegen konnte. „Wie war's eigentlich gestern noch, nachdem ich gegangen bin?" fragte ich ihn sogleich. „Du bist nicht gegangen, du bist zum Auto getorkelt!" neckte er mich amüsiert. „ Aber ich bin gleich weitergefahren um noch zu Caspers Hausparty zu kommen." Ich verdrehte meine Augen. Casper war ein Kumpel von Elijah, aber ich konnte ihn nicht leiden. Er war arrogant, überheblich und selbstüberschätzt. Trotzdem standen die Mädchen beinahe Schlange um sich von ihm flachlegen zu lassen, verstehen konnte ich das nicht. „ Er ist echt nicht so schlimm wie du denkst! Wenn du ihn näher kennenlernen würdest und ihm gegenüber nicht immer gleich so negativ gestimmt wärst, würdet ihr euch sicher besser verstehen!", „Besser bestimmt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich GUT mit ihm verstehen würde, geschweige denn mich mit ihm länger unterhalten könnte!" Resigniert seufzte Elijah und machte sich auf den Weg durch den Vorraum, in dem wir gerade standen, ins Wohnzimmer, welches der größte Raum des Hauses war.

Man würde meinen in einem Männerhaushalt wäre es total dreckig und von Müll und Geschirr überladen, aber die Jungs hatten ein unausgesprochenes Abkommen. Falls jemand Überraschungsbesuch von seinen Eltern bekam oder spontan ein Mädchen mit nach Hause nahm, sollte wenigstens ein Raum aufgeräumt sein bzw. man sah dieses Zimmer so oder so, weil auf der einen Seite eine Holztreppe zum oberen Stock führte. Außerdem war neben der Tür, durch die wir gerade hereingekommen waren, ein offener Durchgang zu Esszimmer und Küche. Hier traf man immer jemanden aus der WG oder einen der Freunde, genauso wie jetzt. Sebastian und Thomas, von allen aber Steak und T-Bone genannt, saßen auf der Ledercouch, die überhaupt nicht in das eigentlich rustikal eingerichtete Wohnzimmer passte, und zockten Call of Duty. Sie waren die zwei Kiffer des Hauses und Vegetarier, deswegen waren die Spitznamen eher ironisch gemeint. „Eyy, Freddy! Lang nicht mehr gesehen, Alter! Wo warst du gestern, du hast 'ne echt geile Fete verpasst!", „T-Bone, ich war doch gestern da, ich hab dich doch sogar begrüßt, aber du warst schon in ganz anderen Sphären!" erzählte ich ihm lachend. Darauffolgend machte er ein sehr nachdenkliches Gesicht bis ihm durch mehrere Pistolenschüsse bewusst wurde, dass er immer noch gegen Steak spielte und er somit seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Zocken widmete.

„ Lassen wir die mal lieber in Ruhe, so wie's hier riecht haben die vorher noch 'nen Joint durchgezogen und können sich eh nur noch auf eine Sache konzentrieren!" Elijah stupste mich an und gab mir eine der beiden Wasserflaschen, die er gerade aus der Küche geholt hatte. Wir gingen an den beiden vorbei, durch die Terassentür, in den Garten. Wir stellten die Flaschen auf den Terassentisch, als ich schon zum Ball spurtete, der einfach im Garten rumlag und ihn Elijah zu kickte. Spielerisch ohne große Angriffslust kickten wir uns den Ball zu bis die Sonne langsam unterging. Ich erinnerte mich an die versprochene Tequilaflasche und fragte: „ Na, trinken wir jetzt noch 'n paar?"

„Du hast es mir versprochen." fügte ich zwinkernd hinzu, nachdem nicht gleich eine Antwort von Elijah kam. „Musst du denn nicht noch nach Hause fahren?" , „ Ich will doch nicht gleich die ganze Flasche exen, sondern nur ein oder zwei Shots mit dir trinken! Ich kann danach immer noch klar genug denken um nach Hause zu fahren!"

Ich zerstörte seine Zweifel, somit gingen wir wieder rein, die Treppen hoch, geradewegs in das zweite Zimmer von links, Elijahs Zimmer. Es war, nicht so wie mein Zimmer, immer aufgeräumt und besser möbliert, wodurch das Zimmer aber etwas klein wurde. Er hatte neben seinem Bett einen Mini-Kühlschrank, der zur Hälfte mit Alkohol gefüllt war. Es war einfach praktischer den Alk gleich griffbereit zu haben. Außerdem konnte man dadurch immer sicher sein, dass sich niemand anders bediente. Wir setzten uns aufs Bett und ich machte die Kühlschranktür auf. Da stand die Schönheit mit Sombrero. Gierig griff ich danach und schenkte uns gleich 2 Gläser ein. „Hast du das Salz und die Zitrone hier schon irgendwo?",

„ Oh, ne, ich renn schnell runter!"

Während Elijah runter lief, kippte ich mein Glas pur runter und füllte es schnell wieder auf, damit Elijah nicht bemerkte, dass ich mir schon ein Glas genehmigt hatte. Er kam kurz danach mit schon fertig geschnittenen Zitronenscheiben und einem kleinen Salzstreuer. Ich gab ihm sein Glas, streute mir Salz auf die Hand mit der ich die Zitronenscheibe hielt und wir leckten das Salz ab, stießen zusammen an und bissen danach in die Zitrone. Diese Prozedur wiederholten wir noch zweimal ,so dass ich insgesamt vier dieser kleinen Gläser voll Tequila intus hatte. Anscheinend hatte ich noch ein wenig Restalkohol von gestern im Blut, denn die Shots schlugen mehr rein als erwartet. Ich stand auf um mich auf den Heimweg zu machen. „Hey, du kannst heut auch bei mir pennen. Dann können wir unbesorgt die ganze Flasche leeren!" , „Ach, das geht schon. In ein paar Minuten bin ich zuhause und die Strecke schaff ich im Schlaf!", „Na gut, aber fahr vorsichtig! Leider muss ich gleich zum Sport, sodass ich dich nicht wie gestern nach Haus bringen kann." Ich verabschiedete mich von ihm, suchte mein ganzes Zeug zusammen und stieg aufs Motorrad.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich natürlich noch nicht, dass ich zu diesem Moment bzw. zu dieser Entscheidung noch öfters zurückblicken und mich fragen werde: Würde ich wieder dieselbe Entscheidung treffen?

From Bad to Worse Daysحيث تعيش القصص. اكتشف الآن