Kapitel 11

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Stella Pov

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war es schon ein Uhr. Ich hatte geschlafen wie ein Stein, und de Zeit dabei komplett vergessen. Überrascht hatte ich fest gestellt, wie spät wir schon hatten. Erst dachte ich meine Uhr ging falsch, da ich mich noch immer müde fühlte, doch dann wurde mir klar, dass es die wirklich Uhrzeit war. Ich hatte wohl den Punkt, an dem ich genug Schlaf hatte einfach überschlafen und jetzt dabei gewesen mich wieder müde zu schlafen. Trotzdem wollte ich mich am liebsten einfach wieder hinlegen, doch das konnte ich nicht, oder? Ich konnte doch nicht einen ganzen Tag im Bett verbringen. Obwohl, warum tat ich es nicht einfach?

Ich beschloss über alle Vernunft hinweg zu sehen und es einfach zu tun. Nur heute, das konnte doch nicht schaden. Draußen regnete es , also gab es noch einen Grund mehr liegen zu bleiben.

In Gedanken  ließ ich den letzten Tag Revue passieren. Ich dachte wieder an das tolle Date und daran, dass ich Len geküsst hatte. Waren wir jetzt eigentlich zusammen? Ich wusste es nicht. Ich meine, wir hatten das jetzt nicht gesagt, doch wir hatten uns geküsst und ein Kuss sagte doch mehr als tausend Worte, oder? Und wenn das stimmte, sagte dieser Kuss, dass wir zusammen waren. Und Len wollte mich wieder sehen. Aufgeregt setzte ich mich im Bett auf. Ja, Len wollte mich wieder sehen. Ich hatte höchstwahrscheinlich einen Freund. Na wenn das mal kein Grund zum aufstehen war. Doch dann kehrten meine Gedanken an den Abend und die Nacht zurück. Erst stand Bell vor meiner Tür und dann hatte ich fast einen fremden Jungen geküsst und mit ihm getanzt und das alles auch noch in Lens Disko. Ich war ihm ja fast schon fremdgegangen bevor wir überhaupt eine richtige Beziehung hatten. Jetzt schämte ich mich für das Verhalten, was ich am vergangen Abend an den Tag gelegt hatte. Eigentlich war ich doch so gar nicht.

Trotzdem blieb mir noch eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste.

Wollte Len eigentlich das gleiche wie ich?

Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken. Schnell sprang ich aus dem Bett.  Ich hatte gestern ganz vergessen mein Handy auszustellen. Als ich es in die Hand nahm hörte es auf zu klingeln. Das war mal wieder so typisch.

Ich entsperrte mein Telefon und schaute nach, wer mich angerufen hatte.

3 Entgangene Anrufe von Bell. Vor Schreck ließ ich mein Handy fallen. Drei Anrufe und die ersten zwei hatte ich überhört? Man, ich musste echt geschafft gewesen sein. Und warum rief Bell mich an? Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich beschloss, dass es besser gewesen wäre, wenn ich im Bett geblieben wäre.

Doch ich war aufgestanden und daher konnte ich mich auch direkt fertig machen. Hinlegen würde einfach nichts mehr bringen.

Gerade als ich duschte, klingelte es an der Tür. Wer das wohl war? Len konnte es nicht sein, denn er hatte meine Adresse nicht. Meine Eltern verirrten sich auch nie hier her und der Postbote klingelte nur, wenn er ein großes Päckchen für mich hatte, was so gut wie nie vorkam. Ich beschloss nicht an die Tür zu gehen und mich fertig zu duschen. Wer auch immer das war, wenn es wichtig war würde er schon wieder kommen.

Ich überlegte gerade, was ich mit diesem Tag noch anfangen sollte, als es schon wieder an der Tür klingelte. Dieses Mal gab es keine Entschuldigung, warum ich die Tür nicht aufmachen sollte, also tat ich es. Ich vergas durch den Spion zu gucken und riss die Tür auf.

Vor der Tür stand Bell. Vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen und diese Sekunde nutze sie um in meine Wohnung zu kommen. Sie warf ihre langen Haare über die Schulter und verzog spöttisch die Lippen nur um gleich darauf zu lächeln. Ich glaube, es sollte freundlich rüberkommen, doch es war einfach nur gruselig. Freundlichkeit  stand ihr einfach nicht.

„Danke, dass du mich hereingebeten hast.“ Ja, so konnte man mein Schweigen auch deuten. Und Bell nahm sowieso  immer alles so auf, wie es ihr gerade passte. Sie steuerte auf meine Wohnzimmer/Küche zu. Bei mir war das beides in einem Raum, da ich nicht genug Platz hatte, um beides separat zu haben. Ich schaute mich schnell um. Zum Glück war alles einigermaßen ordentlich und es lagen keine peinlichen Sachen herum. Bell setzte sich auf den Stuhl und schlug ihre langen, perfekten Beine übereinander und schaute sich um, als wäre sie zum ersten Mal hier. Es schien, als würde sie etwas suchen, doch das konnte nicht sein. Als sie sich fertig umgeschaut hatte guckte sie mir ins Gesicht. Ich war noch nicht dazu gekommen mich zu schminken und meine Haare waren auch noch nass und ungekämmt. Dazu trug ich nur eine Jogginghose und ein Top. Ich war mir sicher, dass ich insgesamt ein sehr jämmerliches Bild abgab und es würde mich nicht wundern, wenn Bell anfangen würde zu lachen. Doch das tat sie zum Glück nicht.

Ich aber war noch immer verwirrt über ihr erneutes Auftauchen und über die Beharrlichkeit, die sie an den Tag legte. Ich hatte gedacht, dass ich ihr egal wäre, doch ihr momentanes Verhalten zeigte mir das Gegenteil.

„ Willst du was trinken“, fragte ich sie freundlich, obwohl es in mir brodelte. Ich wollte mich aber erst einmal wie eine erwachsene Frau verhalte und schauen, was auf mich zukam.

„ Ja gerne. Hast du Alkohol?.“ Das war mal wieder typisch, doch ich  machte mich auf den Weg zum Kühlschrank, denn da musste noch irgendwo ein Bier sein. Als ich es gefunden hatte machte ich es ihr auf und stellte es auf den Tisch. Mir selber goss ich ein Glas Wasser ein und setzte mich gegenüber von ihr hin. Ich schaute sie auffordernd an, doch sie schwieg noch. Ich fragte mich, worauf sie wartete. Ich beobachtete sie genau und musste feststellen, dass irgendetwas an ihr anders geworden war, doch ich kam nicht darauf, was es war. Irgendwie sah sie unechter aus und noch mehr zugeschminkt als sonst. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auch sie litt, doch sie wollte nicht, dass man ihr ihre Schwäche ansah. Sie wollte perfekt sein und auch so rüberkommen und deswegen schminkte sie sich so extrem. Ich kann nicht sagen wieso, doch irgendwie schaffte es mir Genugtuung und ich wurde lockerer. Sie war nicht so gefühlslos, wie sie immer tat. Sie war auch nur ein Mensch und nicht perfekt und das wusste sie mittlerweile wohl auch. Endlich fing sie an zu reden:

„ Stell, es tut mir leid wie es gelaufen ist. Wirklich. Ich hätte mich nicht so verhalten sollen und die Sms war echt nicht in Ordnung. Ich werde so etwas nie wieder tun und bitte verzeih mir. Wirklich ich werde mich ändern, für dich, damit du mir wieder vertraust und wir wieder Freundinnen seien können. Und dann können wieder alles teilen, so wie früher. Wir können wieder feiern und wieder beste Freundinnen sein.“

Sie schaute mich an und lächelte schüchtern, doch irgendwo in mir machte es klick. Ich durchschaute sie. Was sie sagte klang wie einstudiert und nicht so als hätte sie ihre Fehler eingesehen. Vor ein zwei Wochen hätte ich ihr verziehen, doch jetzt nicht mehr. Jetzt wollte ich es auch einfach nicht mehr.

„ Bist du dir sicher, dass du das auch alles so meinst wie du es sagst?“

„Natürlich. Ich sage immer nur was ich denke, dass weißt du doch!“

„So sicher bin ich mir da nicht.“, ich staunte selber über meinen Mut. Aber ich wollte den Grund wissen, warum Bell sich so verstellte.

„Doch na klar. Hör mal, vertraust du mir etwa nicht? Habe ich dich jemals enttäuscht? Nein oder? Pass auf, ich beweise dir, dass ich jetzt anders bin. Was hältst du davon, wenn wir beide morgen ins Moonlight gehen? Hmmm… ja das machen wir. Ich hole dich morgen um 8 ab“ und bevor ich was sagen konnte war sie verschwunden. Sie war einfach aufgestanden und in einer Rekordgeschwindigkeit aus meiner Wohnung verschwunden, wobei sie nicht etwa gerannt war. Ihr Bier stand angetrunken auf meinem kleinen Tisch und ich schüttete es in den Abfluss.

Gleichzeitig wurde mir klar, dass mir wohl nichts anderes blieb, als mit ihrem Vorschlag einverstanden zu sein. Außerdem würde ich vielleicht morgen endlich den Grund erfahren für ihren plötzlichen Sinneswandel und das war der Grund, warum ich mich mit ihr treffen würde.

Ich war blind, das ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, was der Grund für ihre Freundlichkeit war.

Forever In My HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt