18. Kapitel

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In der Empfangshalle traf ich auf einen aufgebrachten Mann.
Er war etwas älter als ich, sehr dünn und hatte blonde Haare.

Immer mehr Menschen stürmten in die Halle und blieben wie angewurzelt stehen als ihr Blick auf die Hand des Mannes fiel.
In seiner Hand lag ein Messer.
Ich betrachtete es genauer und erkannte dass in den Griff des Messers etwas eingraviert war. Initialen. K7. Sektor 7?
Bevor ich weiter über die Bedeutung der Gravur nachdenken konnte erhob der Mann seine Stimme.
"Der Suchtrupp hat dieses Messer in der Nähe der Leichen gefunden. Einige hundert Meter entfernt im Wald. Es gehört Kyle"
Ein Lebenszeichen. Jedoch kein gutes. Kyle war nun unbewaffnet.

Als Lena die Halle betrat riss sie mich aus meinen Gedanken.
Mein Blick fiel sofort auf den Beutel in ihrer Hand. Durch die Folie konnte ich Medikamentpackungen erkennen.
Ich ging zu ihr und umarmte sie lange. "Danke", sagte ich leise.

Gemeinsam gingen wir zu Stefan.
Er saß mit Sarah auf der Couch im Aufenthaltsraum und spielte mit ihr. Ich nahm Sarah auf den Arm und Lena setzte sich zu Stefan.
Sie erklärte ihm ihr Vorhaben seine Erinnerungen wieder zu entschlüsseln. Er war sofort einverstanden und ich verließ mit Sarah den Raum damit Lena die Therapie beginnen konnte.

Später erklärte sie mir dass bei der Verschlüsselung der Erinnerungen ein Nervengift eingesetzt wird, welches die Erinnerungen scheinbar auslöscht.
In Wirklichkeit setzt sich das Gift jedoch an die Stellen im Gehirn die die auszulöschenden Erinnerungen enthalten und blockiert sie, so dass der Parient keinen Zugriff mehr auf die Erinnerungen hat.
Die Gegenmittel lösen das Nervengift vom Gehirn und zerstören es, so dass der Patient wieder Zugriff auf seine Erinnerungen hat.

Ich hoffte so sehr dass das Gegenmittel wirken würde.

Ich ging mit Sarah in einen größeren Raum und bastelte ihr aus Stofffetzen ein Kuscheltier.
Da es hier in der unterirdischen Stadt keine Kinder gab, gab es hier auch kein Spielzeug.
Doch Sarah war schon glücklich über das Kuscheltier. Sie taufte es Mister Bob und lief mit ihm durch alle Gänge und stellte ihn den Mitglieder der Organisation vor.
Es erleichterte mich sie für den Moment glücklich zu sehen.

Die nächsten Tage vergingen sehr schleppend. Alle waren erschüttert über den Tod von Talia und Alex und das Verschwinden von den anderen Mitgliedern. Die Zahl der Mitglieder des Suchtrupps wurde verdoppelt. Lena therapierte Stefan und ich verbrachte die meiste Zeit mit Sarah.

Als ich eines Morgens aufwachte und in die Küche gehen wollte, umschlossen mich von hinten zwei starke Arme und zogen mich an sich. Weiche Lippen strichen mir über den Hals und küssten ihn sanft. Dann wurde ich herum gedreht und sah in Stefans grüne Augen. Mein Herz begann zu rasen. In seinen Blick lag so viel Zuneigung und Liebe. Ich konnte es nicht glauben.

Seine Arme legten sich noch enger um mich und zogen mich ganz nah an seinen Körper heran. "Ich liebe dich so sehr", hauchte er an meinem Ohr. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn.
Er hielt mich fest in seinen Armen und ich atmete seinen vertrauten Duft ein. Dann schloss ich die Augen und war vollkommen glücklich. "Ich liebe dich auch", gab ich leise zurück. Freudentränen liefen mir über die Wangen und ich konnte mein Glück nicht fassen. Er hatte tatsächlich alle seine Erinnerungen zurück.

Stefan schob mich ein Stück zurück, so dass er mich ansehen konnte.
Er legte eine Hand an meine Wange und strich mit seinem Daumen darüber. "Es tut mir so leid. Wie konnte ich dich jemals vergessen, du bedeutest mir mehr als mein Leben" Ich schüttelte abwehrend den Kopf und er strich mir die Freudentränen von den Wangen.
"Alles was zählt ist hier und jetzt", gab ich lächelnd zurück.

Er zog mein Gesicht näher zu sich und küsste mich sanft. Ich spürte seine Lippen so intensiv wie noch nie auf meinen. Er wurde immer leidenschaftlicher und ich spürte mit jeder Sekunde mehr wie sehr er mir gefehlt hatte.
"Ich lass dich nie wieder los", hauchte er in den Kuss hinein.
In diesem Moment wusste ich noch nicht wie schnell er dieses Versprechen brechen würde.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt